DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Dienstag, 06.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

„Der B-Plan 500 widerspricht nicht der Philosophie unseres Entwurfs“

Wettbewerbssieger, Ideengeber für den Bebauungsplan 500, Protagonist der Architekteninitiative gegen den Tunnel: Keiner in Augsburg ist derzeit in Sachen moderner Städtebau und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum gefragter als Eberhard Wunderle. DAZ-Herausgeber Siegfried Zagler sprach zwei Tage vor dem Kö-Bürgerentscheid mit dem Architekten über die Philosophie seines Stadt-Entwurfs und seine Visionen zum Königsplatz und Augsburg-Boulevard.

DAZ: Herr Wunderle, Sie sind der federführende Architekt des Siegerentwurfs des Ideenwettbewerbs, auf dessen Grundlage der jetzige Königsplatz-Umbau geplant wurde. Kann man beides so sagen, oder ruft das Ihren Widerspruch hervor?

Eberhard Wunderle: Ich würde mich eher als offiziellen Vertreter und Sprecher einer Planungsgemeinschaft von ca. 20 Architekten und Ingenieuren sehen, bestehend aus meinem Büro Wunderle Architekten, Stumpf+Wolfinger Architekten, dem Verkehrsplaner Hans Billinger und der Landschaftsarchitektin Julia Zimmer. Der zweite Teil stimmt.

Eberhard Wunderle unterwegs gegen den Tunnel: auf der Straße ...

Eberhard Wunderle unterwegs gegen den Tunnel: auf der Straße ...


DAZ: Was stört Sie an der konkreten Planung, anders gefragt: Worin widerspricht der Bebauungsplan 500 der Philosophie Ihres Entwurfs am meisten?

Wunderle: Der B-Plan 500 widerspricht nicht der Philosophie unseres Entwurfs. Die Grundpfeiler wie autofreier Königsplatz, der Augsburg-Boulevard, die Grünaufwertung, die Verkehrsverlagerung und die Gestaltung des Königsplatzes entsprechen in ihren Grundzügen unserem Entwurf.

DAZ: Stimmt es dann noch, wenn Sie zitiert werden, dass der Bebauungsplan 500 am Kö zu 90 Prozent umsetze, was Sie im Siegerentwurf vorzeichneten?

Wunderle: Man kann das nicht in Prozent ausdrücken. Der Königsplatz ist nur ein kleiner Teil eines großräumigen Gesamtkonzeptes. Dieses kann weder finanziell, noch rechtlich, noch logistisch innerhalb kurzer Zeit umgesetzt werden, sondern erfordert jahrelange Planungen und Vorbereitungen. Bis zur gesamten Realisierung sind Provisorien und Kompromisse hinzunehmen, die vielleicht nicht schön sind, über die wir uns nicht freuen mögen, die aber notwendig sind um das Projekt überhaupt beginnen zu können.

„Die Differenzierung der Städte erfolgt über Kultur und nicht über geschickte Verkehrsführung“

DAZ: Herr Wunderle, ich habe Ihnen am vergangenen Sonntag als „Wahlkämpfer“ für den Bebauungsplan 500 ein wenig zugehört. Sie sprachen davon, dass der Königsplatzumbau nur der erste Schritt wäre für eine langfristige, moderne Stadtplanung. Was verstehen Sie darunter?

Wunderle: Der Königsplatz ist nur der erste Schritt einer Stadtentwicklung, für die unser Entwurf zum Ideen-Wettbewerb die Basis ist. Diese Ideen müssen schrittweise realisiert und den zukünftigen Entwicklungen folgend weiter entwickelt und fortgeschrieben werden. Moderner Städtebau bedeutet für uns unter Anderem:

– Schönheit und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, Orte für Kommunikation.

– Umweltschutz mit durchgrünten Straßen und Rückzugsräumen, weniger Feinstaub, CO2 und Verkehrslärm.

– Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer, mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger.

– Sicherheit für alle Bürger, besonders die Schwachen wie Alte und Kinder. Raum zum Wohnen und Spielen, reine Gewerbeviertel sind tote Viertel.

DAZ: „Die Differenzierung der Städte erfolgt über Kultur und nicht über geschickte Verkehrsführung“. Wissen Sie, wer diesen Satz gesagt hat?

Wunderle: Nein.

DAZ: Götz Beck, Augsburgs Tourismusdirektor, der sich gegenüber der DAZ als differenzierter Tunnelgegner geoutet hat, aber so richtig nicht damit an die Öffentlichkeit wollte. Inwiefern ist in Ihrem städtebaulichen Entwurf für Augsburg eine kulturelle Wertschöpfung vorgesehen?

Wunderle: Die Wertschöpfung ist vielfältig, ein konkretes Zeichen ist das Zentrum mit Königsplatz und dem Augsburg-Boulevard, vom Theodor-Heuss-Platz bis zum Klinkertorplatz. Wir haben hiermit als kulturelles Erbe eine imposante ehemals vollständig begrünte Stadtachse geschenkt bekommen, die zu einer reinen Autopiste verkommen ist. Wir wollen den Augsburgern die einzigartige Qualität dieses Stadtraumes zurück geben.

DAZ: Lassen Sie mich doch noch mal konkret nach ihren Visionen fragen. Was könnte der autofreie Königsplatz in ihrem Sinn im besten Fall für die Stadt bewirken?

... und auf dem Podium

... und auf dem Podium


Wunderle: Augsburg ist eine – Gott sei Dank – noch wachsende, sich entwickelnde Stadt. Diese Stadt braucht ein wachsendes Zentrum. Augsburgs urbanes Zentrum ist zusammensetzt aus der mittelalterlichen kleinteiligen Unterstadt mit der Alternativ- und Kneipenszene, der Touristikachse Maximilianstraße mit ihrer Renaissance- und Barock-Architektur und dem Geschäftszentrum im Bereich der Fußgängerzone.

Unsere Vision ist, dass Königsplatz und Augsburg-Boulevard zusammen mit dem neuen Bahnhof den Empfangsbereich für seine Besucher bilden, die mit der Bahn, Trambahnen und Bussen kommen, mit seinen Parkhäusern für die Autofahrer und den verkehrsberuhigten Bereichen für Fußgänger und Radfahrer. Sie sollen nicht auf einer Kreuzung oder Rampe ankommen, sondern in einem belebten, sicheren und kommunikativen Stadtraum, der sowohl grün als auch urban gestaltet ist und zum Verweilen einlädt.

„Der Bypass ist überflüssig wie ein Kropf“

DAZ: Glauben Sie denn wirklich, dass durch den autofreien Königsplatz ohne Tunnel weniger Autoverkehr durch die Innenstadt fährt? Wird es nicht eher so sein, dass sich die 25.000 Autos, die derzeit über den Königsplatz fahren, einfach auf den Graben sowie auf die dann gegenläufige Schaezler- und Schießgrabenstraße verteilen?

Wunderle: Wir glauben, dass in Zukunft weniger Autos durch die Innenstadt fahren. Der Ausbau des ÖPNV-Netzes, der Fahrradwege, Maßnahmen zur Verkehrsverlangsamung, der Ausbau der Entlastungsstraßen machen die reine Durchquerung der Stadt uninteressant und werden zu erheblicher Reduzierung führen.

DAZ: „Der Bypass ist überflüssig wie ein Kropf“, sagten Sie seinerzeit als die SPD-Idee noch im Stadtrat abgeschmettert wurde. Jetzt heißt der Bypass „vorläufige Entlastungsstraße“ und die ist tatsächlich in den Bebauungsplan 500 eingewebt worden. Wie stehen Sie dazu?

Wunderle: Die vorläufige Entlastungsstraße ist, soweit wir wissen, nicht Teil des B-Plans 500. Sie ist von uns nicht gewünscht und unseres Erachtens nicht notwendig.

DAZ: Herr Wunderle, vielen Dank für das Gespräch.

—————

Fragen: Siegfried Zagler.

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Tunnelbefürworter boykottieren „Stadtgespräch“

Zu einer einseitigen Veranstaltung geriet gestern Abend die Podiumsdiskussion "Königsplatzumbau und Tunnelbegehren - Augsburg in Zukunft unterirdisch?" im Michael-Sailersaal am Hafnerberg. Die fürs Podium angekündigten Tunnelbefürworter Volker Schafitel und Rolf von Hohenhau fehlten unentschuldigt. Warten vergeblich auf ihre Stadtgesprächs-Partner: Ingrid Burgstaller, Moderator Dieter Baur-Mathyl, Eberhard Wunderle, Thomas Glogger (v.l., Bild: www.forumaugsburg.de) Nach Informationen der DAZ nahmen Schafitel und von Hohenhau die am Mittag bekannt gewordene gesundheitsbedingte Absage von Baureferent Gerd Merkle zum [...]

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Für eine umweltfreundliche Verkehrspolitik

Am 21. November: Nein zum Auto-Tunnel! Bündnis 90/Die Grünen wollen eine moderne, zukunftsfähige Verkehrspolitik. Das heißt: Vorfahrt für umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel, für Radverkehr und Fußgänger/innen. Dafür müssen Hauptbahnhof und Königsplatz jetzt umgebaut und modernisiert werden. In der Augsburger Innenstadt fahren zu viele Autos, dadurch entstehen zu viel Lärm und Abgase und eine geringe Aufenthaltsqualität. Deshalb muss moderne Verkehrspolitik dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen den ÖPNV nutzen können und weniger mit dem [...]

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Königsplatz-Umbau: Der Souverän wird die richtige Entscheidung treffen

Kommentar von Siegfried Zagler Am Sonntag wird in Augsburg gewählt. Es geht dabei nicht um eine politische Wahl, sondern um eine städtebauliche Weichenstellung. Nicht die Politik der aktuellen Stadtregierung steht zur Disposition, sondern die Frage, ob man am Königsplatz einen Tunnel bauen soll oder nicht. Wer glaubt, die Augsburger Bürgerschaft könnte das anders sehen und der angeschlagenen Regierungskoalition den Blattschuss verpassen wollen, unterschätzt im hohen Maße den Souverän, der in den [...]

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New York im Höhmannhaus

Außergewöhnliche Stadtansichten von New York, fernab der bekannten Metropolensymbolik, zeigt die Künstlerin Nina Pettinato von Donnerstag, 19. November 2010 bis 9. Januar 2011 in der Neuen Galerie im Höhmannhaus. Die unter dem Titel „If you see something say something“ vorgestellte Werkgruppe Nina Pettinatos entstand im Sommer des Jahres 2010 in New York. Pettinatos Motive sind […]

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CFS-Debakel: „Was gibt es zu verbergen?“

Die Kreisvorsitzende der Augsburger FDP, Miriam Gruß, kritisiert in ihrer gestrigen Pressemitteilung die Methodik der Stadtregierung in Sachen Aufklärung. Es sei erschreckend, wie die Stadt mit der Öffentlichkeit umgehe. „Es ist immer noch nicht der Hauch von Transparenz erkennbar. Wieso wird das Gutachten von Herrn Dr. Nixdorf nicht jedermann zugänglich gemacht? Was gibt es zu […]

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Wiederauferstehung: Jean Stein kommt zurück

Stadt genehmigt drei Konzerte im November „am alten Ort“ mitten in der Stadt Geplant war, wie so oft im Leben, alles ganz anders. Die Szenekneipe „Jean Stein“ schloss Mitte Juli zum Bedauern Vieler, die sich in das alternative Milieugemisch aus Punk, Kunst und Musik in Verbindung mit preiswerter Wirtshauskultur verliebt hatten. Als happy end konnte […]

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CFS-Debakel: AGS rechtfertigt Vergabeverfahren zur Architektenleistung

Seit letzten Freitag steht gutachtlich fest, dass im Curt-Frenzel-Stadion die Sicht aufs Eis wegen der intransparenten Köpfe der Vorderleute im Publikum getrübt ist. Gegen den Vorwurf weiterer Intransparenz, nämlich beim Architektenauswahlverfahren, wehrte sich gestern die mit der Baubetreuung beauftragte AGS. Die Augsburger Gesellschaft für Stadtentwicklung und Immobilienbetreuung GmbH (AGS) stellte in einer Pressemitteilung klar, dass […]

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Grüne: Stadt droht Zwangsverwaltung von der Regierung von Schwaben

In der angespannten politischen Situation vor der Entscheidung um den Königsplatzumbau wäre die Meldung, dass sich die Regierungskoaltion vorgenommen hat, den 2011er Haushalt mit einer Neuverschuldung von zirka 50 Millionen Euro „ausgeglichen zu gestalten“, beinahe nicht zur Kenntnis genommen worden. Ein wenig spät, aber dafür in aller Schärfe, meldet sich nun der finanzpolitische Sprecher der […]

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Zweimal NEIN ist ein JA für einen besseren Umbau am KÖ

Zweimal NEIN ist ein JA
Am Sonntag entscheiden die Augsburger über eine nachhaltige Stadtentwicklung am Kö.
Warum der Tunnel ein rückwärtsgerichteter Ansatz ist und das Ratsbegehren nur suggeriert, eine durchdachte Alternative zum Tunnel zu bieten, erklären die Stadträte Alexander Süßmair und Benjamin Clamroth.

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Und Brecht war doch ein Frauenverschlinger!

Im Musiclett von Peter Dempf und Wolfgang Lackerschmid kommt der Dichter nicht gut weg Von Frank Heindl Wie kann er nur, dieser Peter Dempf! Haben wir denn nicht ein Brechtfestival hinter uns, in dem es den Initiatoren erklärtermaßen darum ging, das gängige Brechtbild nicht nur zu hinterfragen, sondern es auch gründlich zu überarbeiten? Haben nicht […]

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Haushaltsentwurf 2011 sieht Neuverschuldung von 50 Millionen Euro vor

Die Stadtratsfraktionen der Regierungskoalition (CSU / PRO AUGSBURG) haben in ihrer Haushaltsklausur am vergangenen Samstag die Weichen für einen „insgesamt ausgeglichenen Haushalt mit einer Neuverschuldung von maximal 50 Millionen Euro gestellt“. Der vorliegende Haushaltsentwurf 2011 weise nach Ausgleichung des Verwaltungshaushaltes im Vermögenshaushalt ein Defizit von 68 Millionen Euro aus, wie es in der gestrigen Pressemitteilung […]

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DAZ heute

Kurznachrichten

Gedenkjahr 1525: Das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum widmet sich dem „Bauernkrieg“



Halb Deutschland gedenkt der Revolution von 1525. Landesausstellungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Reinland-Pfalz und Baden-Württemberg verleihen dem bedeutenden Ereignis prominenten Raum und auch das Land Bayern hat ihm eine eigene Ausstellung in Memmingen gewidmet. Nur in Augsburg scheint man sich schwer zu tun mit dem gemeinen Volk und dem Krieg. Obwohl Augsburgs Jakob Fugger durch seine […]

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3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

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Schulterschluss für Demokratie Vielfalt und Menschenwürde: Internationale Wochen gegen Rassismus in Augsburg 2025

Seit 2021 beteiligt sich die Stadt Augsburg an diesem deutschlandweiten Projekt, das bereits seit 2008 besteht und um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, unter der Schirmherrschaft der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus ausgerichtet wird. Das Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg hat in Kooperation mit zahlreichen Organisationen und Initiativen […]

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“Let’s Talk Bundestagswahlen“ – eine Podiumsdiskussion von jungen Menschen für junge Menschen



Am Dienstag, den 18.02.2025, veranstalten Schülerinnen der Q12 des Stetten-Gymnasiums in Kooperation mit dem Maria-Theresia-Gymnasium eine Podiumsdiskussion zu den bevorstehenden Bundestagswahlen. Auf dem Podium diskutieren Teilnehmende von insgesamt fünf Jugendorganisationen: Laura Sameit (Jusos Augsburg) Maren Dörr (Grüne Jugend Augsburg) Paul Schwendrat (Julis Augsburg) Etienne Dankelmann (Junge Union Augsburg) und eine Vertretung der Linksjugend Augsburg. Drei […]

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„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit



Eine Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. in der Augsburger St.-Anna-Kirche erinnert an die nationalsozialistischen Verbrechen an Kindern mit Behinderung. Begleitend zeigt eine Kino-Matinee im Thalia die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren von nationalsozialistischen Medizinern ermordet wurde. Vor etwa achtzig Jahren begannen die systematischen Tötungen von […]

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