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Mittwoch, 02.07.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Kultur

Autor Martin Sellner narrt Stadt Augsburg

Der österreichische Buchautor Martin Sellner hatte für den 1. Juli eine Lesung aus seinem Buch „Remigration – ein Vorschlag“ angekündigt. Die Stadt Augsburg hatte ihm daraufhin für den 1. Juli ein Betretungsverbot erteilt. Martin Sellner hatte wiederum angekündigt, trotz des Verbotes Augsburg besuchen zu wollen. Das war der Ausgangspunkt für ein Katz- und Mausspiel, das die Stadt gestern verloren hat.

Von Bruno Stubenrauch

Buch-Cover – Quelle: Verlag Antaios

Nach Recherchen der DAZ hatten sich rund 40 Personen aller Altersgruppen zur Lesung angemeldet. Sie trafen sich am 1. Juli um 16 Uhr an einem auf Telegram bekannt gegebenen Treffpunkt in Oberhausen. Der Ort war allerdings nicht der Veranstaltungsort. Nachdem ein Orga-Team Fahrgemeinschaften gebildet hatte, erhielten die Teilnehmer gedruckte Zettel mit der tatsächlichen Adresse, die nach Kenntnisnahme wieder eingesammelt wurden.

Parallel dazu präsentierten weitere Mitstreiter von Martin Sellner – flankiert von Videos auf Telegram – eine schattige Freifläche mit Biertischgarnituren nahe des Roten Tors als Fake-Veranstaltungsort, der die Aufmerksamkeit von Polizei und Gegendemonstranten auf sich ziehen sollte. Martin Sellner hatte bereits vor seiner Anreise solche „Trickli“ angekündigt. Der Begriff „Trickli“ hat seinen Ursprung in der Schweiz, wo der Autor sich im Oktober 2024 anlässlich eines Auftrittsverbots ein Versteckspiel mit den dortigen Behörden geliefert hatte.

Lesung außerhalb von Augsburg

Martin Sellner ist allerdings nicht dafür bekannt, Ordnungswidrigkeiten oder gar Straftaten zu begehen. Deshalb war er auch am 1. Juli nicht in Augsburg. Und deshalb machten sich die Augsburger Lesungsteilnehmer gegegen 16.20 Uhr per PKW auf den Weg zur Lesung, die nach Recherchen der DAZ außerhalb von Augsburg stattfand.

Die Teilnehmer konnten dort frei ihr Grundrecht wahrnehmen, „sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“, wogegen nichts zu sagen ist. Schließlich ist Martin Sellners Buch weder verboten noch der Autor wegen Volksverhetzung vorbestraft. Währenddessen stürmte die Polizei den Fake-Veranstaltungsort in Augsburg, dokumentiert und feixend kommentiert auf Martin Sellners 70.000-fach abonniertem Telegram-Kanal. Sellner selbst wertete den Bohei um seine Lesung als metapolitischen Erfolg.

Remigration = Deportation?

Grund für die gesamte Kontroverse ist der Begriff „Remigration“. Während dieser in Sellners Buch „Remigration – ein Vorschlag“ laut Autor keine verfassungsfeindliche, sondern eine streng rechtsstaatliche Grundlage hat, unterstellen ihm seine Gegner, Sellner würde mit Remigration die massenhafte Ausweisung oder gar Deportation auch deutscher Staatsbürger meinen.

Etabliert wurde diese Sichtweise Anfang 2024 in einem Berliner Theaterstück, das auf Recherchen des Medienhauses Correctiv über eine Lesung Sellners in Potsdam basiert. Das Landgericht Berlin sieht die Sache allerdings anders: Correctiv habe den „falschen Eindruck“ erweckt, dass in Potsdam über die Ausweisung deutscher Staatsbürger diskutiert worden sei (Beschluss vom 11.12.2024, Az. 2 O 296/24 eV).

Martin Sellner selbst empfiehlt inzwischen seinen Anhängern, sich in Diskussionen über Remigration nicht in begrifflichen Definitionen zu verlieren, sondern einfach den Rat zu geben, sein Buch zu lesen. Dort sei Remigration genau erklärt. Selbst WELT-Herausgeber Ulf Poschardt hat in einem Interview Martin Sellner inzwischen als „interessanten Autor“ geadelt und sein Buch „Remigration – ein Vorschlag“ zur Lektüre empfohlen.

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