DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Donnerstag, 23.03.2023 - Jahrgang 15 - www.daz-augsburg.de

Der Kommentar

Kommentar zur Kahnfahrt: Nicht erst handeln, wenn die Feuerwehr kommt

Der Niedergang des Augsburger Stadtmarkts, der Sanierungsstau beim Perlach und bei der Stadtmauer zeugen von einer städtebaulichen Krise, die an der Substanz einer ohnehin nur zart besaiteten städtischen Identität nagt. Die Stadt Augsburg unternimmt viel zu wenig, um die architektonischen Herzstücke städtebaulicher Identität zu schützen, zu pflegen und herauszustellen. Das ist eine Katastrophe, die zu einer fatalistischen Stimmung bezüglich der eigenen Stadt führt. Die Debatte um die Kahnfahrt hat damit viel zu tun, wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang.

Kommentar von Siegfried Zagler

Bildquelle: Gustave Caillebotte – Ruderer mit Zylinder

Die Augsburger Kahnfahrt ist ein Ort, der die Stadt und ihre unbeschreibliche Eigentümlichkeit, ihr Wesen dergestalt intensiv reflektiert, sodass es schwer fällt, ihn länger als eine Stunde zu ertragen. Das mag auch an den Ruderkähnen liegen, die wie ein Versprechen am Ufer vor der Kneipe liegen. Ein Boot, das sich aus dem Blickwinkel des Betrachters entfernt, erzeugt die Illusion, dass es die uns bekannte Welt verlässt. Um an das andere Ufer zu kommen, braucht man ein Boot.

Möchte man der Augsburger Kahnfahrt gerecht werden, dann sind es die Ruhe und die Natur mitten in der Stadt im Zusammenwirken mit den Booten am Ufer, die ihren Zauber ausmacht, sind die Attraktionen die riesenhaften Karpfen, die dort ihre Runden im dunklen Wasser drehen oder die vorwitzigen Entenfamilien, die dort wegen der Hechte und Wiesel gefährlicher leben als am wilden Lech. Die Gastronomie der Kahnfahrt ist es nicht, worum es den Besuchern geht. Obwohl die Kahnfahrt seit zirka 140 Jahren als Familienbetrieb geführt ist, war die Gastronomie über viele Jahrzehnte hinweg niederschwellig und ambitionslos organisiert. Bela Balogh, der aktuelle Pächter in vierter Generation, hat dieses Manko etwas verbessert, doch für die meisten Besucher der Kahnfahrt spielt das gastronomische Angebot ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Schwer zu nehmen sind dagegen die Öffnungszeiten, da das Lokal in der kalten Jahreszeit überwiegend geschlossen ist.

Dass nun der Schwarzbau abgerissen wird, sollte man als städtebaulichen Fortschritt begreifen. Mit den Blumentöpfen und den nicht weniger hässlichen Sonnenschirmen verstellt dieser Anbau den Blick auf die historische Stadtmauer. Nach Sonnenuntergang schleichen Nagetiere durch den Betrieb der Außengastronomie. Bei der Kahnfahrt ließe sich vieles verbessern, doch ist es nicht gerade der selbstgemachte Verhau, der diesen Ort so speziell, so extrem „augschburgerisch“ macht?

Die Pächter haben im Schatten der Stadtmauer und des Brandschutzes mit geringer Pacht und viel Eigenleistung von diesem Ort profitiert und sie haben diesen Ort mit ihren Leben gelebt und ihn geprägt: Keine Hippsterei, kein Latte-Macchiato-Publikum, keine Systemgastronomie. Dafür nimmt man gerne auch mal weniger Qualität in Kauf.

Der Denkmalschutz ist bei der Kahnfahrt nun gefordert und die Stadt sollte sich, wie bei Sportkind, mit den Eigentümlichkeiten des Pächters arrangieren. Die Stadt sollte auch daran arbeiten, den Pulverturm (städtische Liegenschaft nebenan) und den dazu gehörigen Park wieder ihren Bürgern zurückzugeben und die Stadtmauer dort schnellstmöglich sanieren. Zu tun wäre viel am Gänsbühl – ein Quartier wie im Bilderbuch. Höchste Zeit, dass die lokale Politik das in die Agenda des Handelns aufnimmt und nicht erst reagiert, wenn die Feuerwehr kommt.

gesamten Beitrag lesen »



Der Streit ums Friedensfest birgt eine große Chance

Das Referat der Augsburger Oberbürgermeisterin hat eine Beschlussvorlage erstellt und veröffentlicht, der zufolge eine „partizipative konzeptionelle Weiterentwicklung“ des Augsburger Friedensfestes angestrebt wird. Der Geist ist damit aus der Flasche und manche Personen sind davon nicht begeistert. Es ist selbstverständlich auch schwierig, von Worten inspiriert zu werden, die in vollkommener Ermangelung von Wertschätzung daherkommen und das […]

gesamten Beitrag lesen »



Kommentar zum Friedensfest: Warum der Streit ums Kulturprogramm Eva Weber anzulasten ist

Dass man der Stadt Augsburg in Sachen Friedensfest „kulturelle Aneignung“ vorwerfen kann, ist natürlich ironisch gemeint und dennoch ernst zu nehmen, da die städtischen Kulturbeigaben zum Hohen Friedensfest von Beginn an von kritischen Hintergrundgeräuschen begleitet wurden. Kommentar von Siegfried Zagler Wenn man die schwelenden Auseinandersetzungen um das „Kulturprogramm zum Augsburger Friedensfest“ verstehen will, sollte man […]

gesamten Beitrag lesen »



Bundeswehr im städtischen Pop-Up Store — Wirtschaftsförderung im Sinkflug

Die Meldung, dass die Bundeswehr den städtischen Pop-Up Store zur Verfügung gestellt bekommt, um im Augsburger Stadtzentrum ihrem „Fachkräftemangel“ entgegen zu wirken, könnte man leicht glossieren, wäre die Situation nicht so ernst. Und damit sind nicht die Probleme der Bundeswehr gemeint.  Kommentar von Siegfried Zagler Wenn dem Augsburger Wirtschaftsreferenten Wolfgang Hübschle in seiner Not nicht […]

gesamten Beitrag lesen »



Kommentar zu Katar: Groteskes DFB-Ausscheiden bei der Schmiergeld-WM

„Von den Blue Samurai die Wüste geschickt“ könnte man titeln, wäre Japan nicht gestern gewesen, wie Bundestrainer Hansi Flick vor dem Costa-Rica-Spiel anmerkte.  Von Siegfried Zagler Dabei darf man sich als Wüste nicht den arabische Sand vorstellen, auf dem der bizarre Reichtum bizarrer Monarchien gebaut ist, sondern das graue nasskalte Deutschland, wo sich gerade die […]

gesamten Beitrag lesen »



FCA heute gegen Bochum: Das wichtigste Spiel der Vorrunde

Wenn man über den FC Augsburg vor dem 15. Spieltag sagt, er habe in der Bundesliga noch viel Luft nach oben, dann darf man das aktuell als Kompliment auffassen. Immerhin steht Augsburg in der Tabelle auf Platz 14 und zwischen dem FCA und dem ersten direkten Abstiegsplatz liegen fünf Punkte. Von Siegfried Zagler Auf der […]

gesamten Beitrag lesen »



Kommentar zur Stellungnahme der Bürgerliche Mitte: Schlimmer geht es kaum

Dass sich der Bayerische Landtagsabgeordnete Dr. Fabian Mehring (FW) in den sozialen Medien beinahe täglich als Narzisst outet, sich toll und tüchtig findet, ist zwar peinlich – muss man ihm aber nicht übelnehmen. Dass sich Politiker auf Facebook und Instagram blamieren, ist in Augsburg nichts Besonderes. Kommentar von Siegfried Zagler Dass Mehring dabei in AfD-Manier […]

gesamten Beitrag lesen »



Kommentar: FCA großartig und leichtfertig zugleich

Der FC Augsburg hat sich nach jahrelangem Non-Fußball wieder in die Herzen seiner Fans gespielt. Dafür verantwortlich sind ein junger und unerfahrener Bundesligatrainer, ein unter Druck geratener Manager und das Augsburger Publikum, das am fünften Spieltag nach dem verlorenen Heimspiel gegen die Berliner Hertha die eigene Mannschaft auspfiff und mit Schmähungen bedachte. Kommentar von Siegfried […]

gesamten Beitrag lesen »



Kommentar: Der lange Schatten der Theatersanierung

Wie schlägt sich eigentlich Eva Weber so? Könnte sie 2026 in Schwierigkeiten kommen? Diese Fragen sind tatsächlich öfters zu hören – und die Antwort fällt einfach aus: Augsburgs Oberbürgermeisterin inszeniert sich selbst mit der Kraft der Bilder und steht dabei auf einem Berg von Problemen, während ihr Blick optimistisch in die Ferne schweift. Bei der […]

gesamten Beitrag lesen »



Kommentar zum FCA: Im Taumel der Glückseligkeit verliert man schnell den Verstand

Der FCA hat nach einer langen Durststrecke wieder das Augsburger Publikum begeistert. Am Ende wurde gegen Bayern München jeder gewonnene Zweikampf bejubelt und Rafal Gikiewicz als Held gefeiert. Neun Punkte sind den Augsburgern nun nicht mehr zu nehmen. Das ändert aber nichts daran, dass der FCA im Taumel der Glückseligkeit kühlen Verstand bewahren muss, denn […]

gesamten Beitrag lesen »