DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Montag, 09.12.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Rossinis „Cenerentola“ mit Augsburg-Bezug

Der allbekannte „Aschenputtel“-Stoff liegt der Rossini-Oper „Cenerentola“ zugrunde: das Mädchen, das sich „aus der Asche“ zur Prinzessin mausert. Für die Inszenierung in Augsburg hat Regisseur Manuel Schmitt eine Parallele zur Stadtgeschichte angekündigt, die auf den ersten Blick befremdet: Wie kann die Augsburger Textilindustrie, die in der Spielstätte Martinipark sozusagen fühlbar ist, in eine Rossini-Oper integriert werden?

Von Halrun Reinholz

Angelina (Ekaterina Aleksandrova) im Ballkleid mit dem Prinzen (li., Manuel Amati) und dessen Kammerdiener (re., Nicola Ziccardi)

Auf der Bühne steht schon gleich zu Beginn ein großer Webstuhl. Ein Video zeigt eine sizilianische Gastarbeiterin, die erzählt, wie sie 1965 nach Augsburg kam und in einem der Augsburger Textilbetriebe Arbeit fand. Während der Ouvertüre wuseln Arbeiterinnen in grauen Kitteln um den Webstuhl herum. Sie setzten sich auf ihre Koffer und tun so, als gäbe es viele Webstühle im Raum. Am „Haupt-Webstuhl“ sitzt Angelina, die „Cinderella“, und singt: „Es war einmal ein König …“, um das kommende Märchen anzukündigen. Ihren grauen Kittel behält sie an, doch zum Glück spinnt der Regisseu die Fabriks-Szenerie an dieser Stelle nicht weiter. Zwar wird offenbar, dass Don Magnifico, der Vater Cinderellas und der beiden Schwestern Clorinda und Tisbe, eine Schneider­werkstatt besitzt, in der Angelina die niederen Arbeiten verrichten muss. Das bietet Raum für eine üppige Kostüm­parade des (Herren-)Chors und auch der weiteren Darsteller (Kostüme: Dinah Ehm). Als bekannt wird, dass der Prinz eine Frau sucht und mit seinem Kammer­diener durchs Land reist, rüsten sich die beiden Schwestern hoffärtig und geziert im Wettstreit – nicht ahnend, dass Prinz und Kammer­diener ihre Rollen getauscht haben.

Das ist der Stoff, aus dem Rossini-Opern sind: Wegen der komischen Verwicklungen und wunderbaren Melodien dem Publikum sehr zugänglich, aber eine Heraus­forderung für den Chor und die Solisten. Ivan Demidov gibt sich Mühe, die Lautstärke des Orchesters „im Zaum“ zu halten, was im Martinipark immer sehr schwierig ist. Doch die durchwegs auf Augenhöhe agierenden Sängerinnen und Sänger erfreuen das Publikum mit lustvollen Arien und vor allem mit dem typischen „Geplapper“ bei Rossini, wenn alle im Terzett-Quartett usw. gleichzeitig (und mit hoher Geschwin­digkeit) singen. Ekaterina Alexandrova überzeugt als Angelina. Sie kam als Gast, ist dem Augsburger Publikum aber von einem kurzen Intermezzo als Ensemble­mitglied bekannt. Eine tragende Rolle spielt Don Magnifico, der Vater Angelinas und der anspruchs­vollen Töchter. Shin Yeo hat in dieser Partie Gelegenheit, außer seiner Stimme auch seine ganze komische Bandbreite zu zeigen. Olena Sloia und Luise von Garnier gaben die beiden Stief­schwestern ebenfalls mit außer­ordentl­ichem komischen Können. Manuel Amati sang die Partie des verliebten Prinzen Ramiro mit hinreißendem Tenor und stand in stetigem (oft auch von Komik geprägten) Dialog mit seinem Kammer­diener Dandini, dessen Partie Nicola Ziccardi sang. Eine große Rolle hatte auch Alidoro, gesungen von Avtandil Kasperli, dessen angenehmer Bass dem Publikum in Augsburg schon länger vertraut ist, auch wenn er nicht immer Gelegenheit zur Entfaltung hat.

Don Magnifico (Shin Yeo) will seine anspruchsvollen Töchter Clorinda (li.,  Olena Sloia) und Tisbe (re., Luise von Garnier) gewinnbringend verheiraten. – Fotos: Jan-Pieter Fuhr

Abweichend vom Märchen­stoff kommt keine Fee oder sonst jemand zu Angelina, um sie tauglich für den Ball zu machen. Auf den Rat von Alidoro ist sie es selbst, die sich darum kümmert. So rollt in der entscheidenden Szene eine Näh­maschine auf die Bühne und Angelina näht sich ein hin­reißendes Kleid aus einem Jaquard-Stoff der Augsburger Textilmuster-Sammlung, der im Textil­museum eigens für die Produktion gewebt wurde. Zum Schluss wird dann wieder der Bogen geschlagen zur Augsburger Textil­industrie, die italienische Gast­arbeiterin kommt erneut zu Wort. Das wirkt alles erstaunlicher­weise nicht aufgesetzt – wahrscheinlich, weil es nur eine Rahmen­handlung ist. Letztlich kommt ganz klar die Botschaft rüber: Der Traum vom sozialen Aufstieg verwirklicht sich nicht von selbst. Man muss selbst aktiv werden und sich „aus der Asche“ ziehen.

Großer Applaus für eine stimmige Inszenierung und hervorragende Akteure auf der Bühne!



FCA gegen Eintracht Frankfurt – ein Spiel auf Augenhöhe!

Ein Punktgewinn im Spiel gegen den Tabellenzweiten. Der FCA hat sich stabilisiert und nach dem Pokalkrimi in Karlsruhe mit einer sehr wachen, konzentrierten Defensivleistung die Eintracht beeindruckt. Von Peter Bommas Das Team von Jess Thorup war von Beginn an unter Druck. Die Eintracht begann furios und schon nach 15 Sekunden musste Referee Bastian Dankert gegen […]

gesamten Beitrag lesen »



Pokalkracher mit Happy End – FCA steht im Viertelfinale

Dramatischer hätte es nicht sein können - mit dem Ausgleichstor in der letzten Minute der Verlängerung rettet sich der FCA gegen den Zweitligisten Karlsruhe ins Elfmeterschießen, das er 5:4 gewinnt. Von Udo Legner Im Unterschied zu dem letzten Heimspiel gegen Bochum (Glanzloser Dreier gegen Schlusslicht Bochum) gab es drei Veränderungen in der FCA-Startelf. Stammkeeper Labrovic wurde durch Finn Dahmen ersetzt und für Bauer und Rexhbecaj liefen Schlotterbeck und Essende auf. Obwohl der FCA [...]

gesamten Beitrag lesen »



„Effi, Ach Effi Briest“ auf der Brechtbühne – Ein großer Spaß fast ohne Fontane

Effi Briest weckt Erinnerungen an Schullektüre. An ein Frauen- und Gesellschaftsbild, dem ich als Abiturientin der 80er Jahre mit tiefem Unverständnis begegnete. Ach, ein weites Feld. Und nun Effi auf der Bühne? Das Augsburger Staatstheater unternimmt in dieser Spielzeit einen ungewöhnlichen Versuch dazu – mit Überraschungen und unerwarteten Erkenntnissen. Von Halrun Reinholz Denn genau genommen […]

gesamten Beitrag lesen »



4.12.2024 – Ein Abend für Dialog, Musik und Literatur gegen das Schweigen

Die Augsburger Gruppe der Artists Against Antisemitism und das Staatstheater Augsburg laden am 4. Dezember ins Alte Rock Café zu einem Abend mit Literatur, Musik und Gesprächsangeboten. Augsburg gedenkt wie viele Orte in Deutschland der Pogromnacht am 9. November 1938. Tausende jüdische Geschäfte, Synagogen und Wohnungen wurden zerstört – ein Wendepunkt hin zur systematischen Verfolgung […]

gesamten Beitrag lesen »



Glanzloser Dreier gegen Schlusslicht Bochum

Gegen den Tabellenletzten Bochum tat sich der FCA schwer und benötigte in der fast ausverkauften WWK-Arena einen Strafstoß für den mühevollen 1:0 Arbeitssieg. Von Udo Legner FCA-Trainer Jess Thorup hatte die FCA-Startelf gegen den Tabellen­letzten aus Bochum im Vergleich zur letzten Partie beim Spitzen­reiter Bayern München auf drei Positionen geändert. Für Keven Schlotterbeck (Gelb-Rot-Sperre) und […]

gesamten Beitrag lesen »



27.11.2024 – Friedensstadt Augsburg, mehr als ein Mythos?

Im Juni 2024 verabschiedete der Augsburger Stadtrat das “Selbstverständnis Friedensstadt” (die DAZ berichtete). Dieses ist nicht unumstritten. Der in Augsburg lebende Theologe und Publizist Wolfgang Krauß erforscht seit vielen Jahren die Geschichte der Täufer-Bewegung und die Geschichte der Konfessionen in Augsburg. Die Resolution des Stadtrats ist für ihn Anlass, einen kritischen Blick auf die sogenannte […]

gesamten Beitrag lesen »



Harry Kane : FCA 3:0

Eine Stunde lang sah es ganz so aus, als könnte der FCA das Bayernderby in der mit 75.000 restlos ausverkauften Allianz-Arena mit Glück und Geschick und mit weißer Weste überstehen. Doch dann war es Harry Kane, der mit seinem siebten Bundesliga-Hattrick alle Träume von einem Punktgewinn beim Tabellenführer platzen ließ. Von Udo Legner FCA-Coach Jess […]

gesamten Beitrag lesen »



Disconcerting States #12

Friday 15 November 2024. What Did We Learn From the 2024 US Presidential Election Campaign? A Baker’s Dozen of Suggestions and an Attempted Summary of Ongoing Events. By John Dean In sum, dear readers who have stayed with me this far: No. 1. We will not fully know what we’ve learned until election results are over. They are far […]

gesamten Beitrag lesen »



Der Fluch des Egoismus – Die „Weihnachtsgeschichte“ im Martinipark

Für das Familienstück hat das Augsburger Theater in diesem Jahr einen Klassiker ausgewählt: „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Sie ist aktuell wie eh und je. Von Halrun Reinholz Vor dem abweisenden Büro des Geld­ver­leihers Ebenezer Scrooge (Patrick Rupar) steht ein als Tannen­baum verkleidetes Kind und singt. Scrooge lässt es durch seinen Ange­stellten Bob Cratchit vertreiben, […]

gesamten Beitrag lesen »



„Mystic Sounds“ – Unge­wöhn­liche Akkordeon­klänge

In dieser Spielzeit haben die Augsburger Philharmoniker einen „Artist in Residence“ mit einem ungewohnten Instrument: die Akkordeonistin Olivia Steimel. Akkordeon im sinfonischen Konzert? Das geht, wie die Künstlerin bereits Ende September mit dem Konzert für Akkordeon und Orchester von Vaclav Trojan bewiesen hat. Und nun gab Olivia Steimel eine weitere Kostprobe ihrer Kunst in der […]

gesamten Beitrag lesen »



Disconcerting States #11

13th November 2024. Wednesday. Day Eleven. By John Dean What he promised. What he’ll do. What could happen. President Elect, Donald Trump. The second term in office a US President often goes for it. He strives to the utmost to gain or achieve something. This is their time to make hay while the sun shines. That is, until the […]

gesamten Beitrag lesen »



ältere Artikel »

Kurznachrichten

Pax Romana oder Pax Christi? – Stadtführung auf den Spuren des Friedens und der Gewaltfreiheit am Samstag, 23. November

Vor dem Augsburger Dom steht eine von vielen Menschen kaum wahrgenommene Portraitstele des katholischen Priesters Max Josef Metzger, 1887-1944. Gegenüber übermächtig Bischof Ulrich als Brunnenfigur. Bei der Schlacht auf dem Lechfeld, 955, soll sein Gebet und sein hoch aufgerecktes Kreuz den Sieg der kaiserlichen Truppen gegen die Ungarn gesichert haben. Auch Max Josef Metzger war […]

gesamten Beitrag lesen »



Nie wieder ist jetzt! – Gedenken zum 9. November



Am 9. November erinnert ein Bündnis aus Grüner Jugend, Jusos, Volt und Jungen Liberalen in Augsburg an die Opfer der Reichs­pogrom­nacht und die sechs Millionen Menschen, die im Holocaust ermordet wurden, darunter auch viele Augsburger. Die Gedenk­veranstaltung beginnt um 17.00 Uhr am Roten Tor, von wo aus verschiedene Erinnerungs­bänder in der Innenstadt besucht werden. Um […]

gesamten Beitrag lesen »



Lichter gegen das Vergessen – Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-“Euthanasie”



Zum Gedenken an die 1.218 Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Irsee laden das Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags und das Schwäbische Bildungszentrum Irsee am 1. November zur jährlichen Gedenkveranstaltung ein. Zu der Gedenkveranstaltung haben sich auch Mitglieder des Bayerischen Landesverbands Psychiatrie-Erfahrener (BayPE e.V.) angekündigt, um ein Zeichen zu setzen, dass Menschen […]

gesamten Beitrag lesen »



8.11.2024 – Augsburger Bildungs- und Begabungstag



Ist Glück lernbar? Kann das Schulfach Glück die Persönlich­keits­ent­wicklung fördern und zur Lebens­zufrieden­heit beitragen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich am Freitag, den 8. November der Augsburger Bildungs- und Begabungstag, der dieses Jahr sein 10. Jubiläum feiert. Die Veran­staltung richtet sich an Lehrpersonen, Studierende, außer­schulische Bildungs­anbietende, Mitglieder der Lokalen Agenda, Verant­wort­liche der Stadt­gesell­schaft und alle Inter­essierten. […]

gesamten Beitrag lesen »



Wohnsitz: An- und Ummeldung jetzt komplett online möglich



Bürgerinnen und Bürger in Augsburg können sich ab sofort nach einem Umzug bequem von zu Hause aus digital an- und ummelden. Die elektronische Wohnsitzanmeldung wurde in Hamburg entwickelt und steht in Bayern in Augsburg, Nürnberg und München zur Verfügung. Sie läuft medienbruchfrei ab. Die Online-Anmeldung wird an das Augsburger Melderegister übermittelt. Eine eventuell notwendige Wohnungsgeberbestätigung […]

gesamten Beitrag lesen »



Suche in der DAZ

  

DAZ Archiv

Dezember 2024
M D M D F S S
 1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
3031