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Dienstag, 10.06.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Musik

Sound. Szene. Seele: Warum Augsburg ohne KUKI leiser wäre

Es gibt Organisationen, die ihre Existenz mit strategischen Konzeptpapieren und trendigen Buzzwords rechtfertigen. Und es gibt KUKI – Musikkultur für Augsburg e. V.: Diesen eigenwilligen, unverwüstlichen Zusammenschluss von Musikern aller Genres und Generationen, der seit über vier Jahrzehnten in Augsburg und Umgebung einfach macht.

von Dr. Nadja Hadek

KUKI ist eine nachhaltig erfolgreiche Bewegung mit Lokalkolorit und -historie. Der Verein wurde 1982 gegründet: Zu einer Zeit, in der Walkmans noch Statussymbole waren. Ausgangspunkt für KUKI war Unzufriedenheit – über fehlende Übungsräume und mangelnde Live-Locations. Zwölf Augsburger Musiker beschlossen daher in der Szenekneipe Thing die Gründung eines Vereins, der Konzerte organisieren, Rockmusik als festen Bestandteil der Augsburger Stadtkultur etablieren und geeignete Räume organisieren und verwalten sollte. Seither hat sich KUKI beharrlich durch alle kulturellen Wetterlagen der Stadt gespielt.

Subkultur: Ein Label, das KUKI nicht braucht

Was hier gemacht wird, ist keine „Kulturarbeit“ im braven VHS-Sinn – vielmehr eine eigensinnige Einladung zur akustischen Gegenöffentlichkeit. Dennoch ist das Label „Subkultur“ unpassend für KUKI. Der Begriff wurde hier und da von kulturpolitischen Entscheidungsträgern verwendet, um die freie Musikszene der Stadt zu klassifizieren – mit einem Hauch von Exotik vielleicht, jedenfalls auch einer gewissen Distanz. KUKI braucht solcherlei Zuschreibung nicht. Was als „Subkultur“ gelabelt wurde, ist für den Verein einfach selbstverständliche Kulturpraxis, keine Randerscheinung, keine alternative „Szene“ im Nischenbereich, vielmehr ein integraler Bestandteil der Augsburger Kulturlandschaft.

Ein vom KUKI e.V. präsentiertes Konzert (Bild: Oli Shitström)

Ein vom KUKI e.V. präsentiertes Konzert (Bild: Oli Shitström)

Vom Proberaum zur Plattform

Seit den 1980-er Jahren hat KUKI unzählige Musiker zusammengebracht – lange bevor der Begriff „Netzwerk“ zur PowerPoint-Floskel wurde. 2007 fand der Verein im Kulturpark West auf dem Gelände der ehemaligen Reese-Kaserne ein Zuhause. Zwischen Betonromantik und kreativem Chaos florierte KUKI als feste Größe in Augsburgs Kulturszene. Und auch nach dem vielbedauerten und -betrauerten Umzug vom Reese-Gelände auf das ehemalige BayWa-Gelände in der Gubener Straße 11 ist klar: KUKI ist da, wo Kultur Platz braucht und bekommt – nicht unbedingt da, wo es schick ist. Was als kleines Netzwerk begann, ist heute eine der leistungsfähigsten Plattformen für Musikkultur in der Region. Mit einer aktiven Community von rund 1.200 Akteuren und über 200 Bands, Tonstudios und Unterrichtsräumen an mehreren Standorten in Augsburg und Königsbrunn ist KUKI zu einem tragenden Pfeiler der Augsburger Kulturszene geworden.

Kulturförderung in Eigenregie – gemeinnützig und unabhängig

Der Verein wird ehrenamtlich geführt und vertritt die Interessen von Musikerinnen und Musikern ungeachtet des Alters oder des Musikstils. Ob jung oder alt, ob Rock, Jazz, Elektronik oder klassische Musik – die Plattform bietet Raum für alle, die sich musikalisch ausdrücken möchten. Dabei ist KUKI nicht bloß Bühnenbespieler, sondern auch Möglichmacher hinter den Kulissen. Der Verein fördert aktiv die Bildung seiner Musiker durch Band-Coachings, Musikunterricht und Workshops, die das handwerkliche Können und die Bühnenpräsenz der Künstler stärken.

Ein zentrales Anliegen von KUKI ist dabei die Förderung von Nachwuchstalenten. Mit Projekten wie Your Stage bietet der Verein jungen Bands und Solokünstlern eine Bühne, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und erste Live-Erfahrungen zu sammeln.  Die Entscheidungen für Live-Auftritte, Proberaumvergaben und Programmausrichtung entstehen nicht fremdbestimmt in irgendeiner Verwaltung, sondern direkt aus der Szene heraus. Es ist über die Jahre gelungen, eine Struktur zu etablieren, die ausschließlich von der Musikszene selbst getragen wird. Statt um Hochglanzförderung geht es hier um echte Teilhabe – um Räume, in denen man ausprobieren, wachsen, scheitern und weitermachen darf. In einer Zeit, in der vielerorts kulturelle Vielfalt unter ökonomischem Druck leidet, wirkt KUKI fast ein wenig aus der Zeit gefallen – im besten Sinne. Der Verein ist im knappen halben Jahrhundert seines Bestehens eine kulturelle Konstante in Augsburg geworden.


Weiterführende Informationen:
www.kuki-augsburg.de


Die Autorin:
Dr. Nadja Hadek ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, selbstständige Texterin und vernetzt Künstler im Kulturpark West.


 

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