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Dienstag, 21.03.2023 - Jahrgang 15 - www.daz-augsburg.de

Musik

„Mit Flügeln entschweben“ – Auferstehung à la Mahler beim 6. Sinfoniekonzert

Mit dem Blick auf Ostern rückt jedes Jahr der Auferstehungsgedanke in den Vordergrund, mit diesem Titel ist auch das 6. Sinfoniekonzert der Augsburger Philharmoniker im Kongress am Park überschrieben.

Von Halrun Reinholz


Auferstehung à la Mahler beim 6. Sinfoniekonzert – Foto © Jan-Pieter Fuhr

Einziger Programmpunkt an diesem Abend: Gustav Mahler opulente Sinfonie Nr. 2 c-Moll, auch als „Auferstehungssinfonie“ bekannt. Auffällig der Riesenapparat an Mitwirkenden, über zweihundert Musikerinnen und Musiker dicht gedrängt auf der Bühne. Auch die Orgel war im Einsatz, gespielt von Peter Bader. Der Opernchor des Staatstheaters, geleitet von Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek, wurde verstärkt durch den Philharmonischen Chor, der unter der Leitung von Wolfgang Reß schon seit vielen Jahren regelmäßig bei Konzerten der Augsburger Philharmoniker mitwirkt. Auch das Orchester hatte viele zusätzliche Gäste, was sich besonders beim Schlagwerk deutlich bemerkbar machte.

Eine Symphonie zu schreiben bedeutete für Mahler, „mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen.“ Mit dieser Prämisse weicht er ab von Formenschemata, führt verschiedene musikalische Erfahrungen und Stränge zusammen. Der erste Satz trägt Züge eines Trauermarsches, soll „mit durchaus ernstem und feierlichem Ausdruck“ gespielt werden. Einen Kontrast dazu bildet der zweite Satz, der zumindest zu Beginn plätschernd im Ländler-Takt und mit heiteren und von den Streichern teils gezupften Staccato-Passagen daherkommt.

Die Sätze drei bis fünf folgen „attacca“ ohne Pause aufeinander. Hier arbeitet Mahler Liedtexte ein – zunächst nur instrumental die „Fischpredigt“ des heiligen Antonius, deren Ironie er musikalisch Ausdruck verleiht. Im vierten Satz setzt ein Vokalsolo der Mezzosopranistin Ekaterina Aleksandrova ein: „O Röschen rot“, nach einem Text aus „Des Knaben Wunderhorn“, wo die Sehnsucht nach ewigem, seligen Leben formuliert wird.

Der Schluss-Satz nimmt diesen Gedanken mit der dramatischen Wucht des Orchesters, des Chors und der weiteren Solistin, der Sopranistin Jihyun Cecilia Lee, Publikumsliebling des Staatstheaters, auf. Mahler legt hier einen Text Klopstocks zugrunde: „Mit Flügeln, die ich mir errungen, / werde ich entschweben! / Sterben werd` ich, um zu leben!“ . Die Herrlichkeit Gottes ist für Mahler „nicht Strafe und nicht Lohn! Ein allmächtiges Liebesgefühl durchleuchtet uns mit seligem Wissen und Sein“. Wie er später zugab, hat er für seine zweite Sinfonie tatsächlich „die ganze Weltliteratur bis zur Bibel“ durchsucht, „um das erlösende Wort zu finden.“

Nach 90 Minuten intensivem Musikgenuss zeigte sich das Publikum sichtlich überwältigt und spendete lang anhaltenden Applaus. Domonkos Héja, der das Gesamtkunstwerk am Dirigentenpult leitete, ließ die Mitwirkenden aus dem Orchester einzeln und in Gruppen aufstehen, auch die Solistinnen, die Sängerinnen und Sänger der Chöre und deren Leiter wurden, genau wie Domonkos Héja selbst, ausgiebig gefeiert.

Nicht Musik, sondern „Lärm“ und „Unfug“ hatte Erich Reinhardt, der Kritiker der Uraufführung (die Richard Strauss geleitet hatte) seinerzeit im März 1895 in dieser Symphonie Mahlers gesehen. Die Welt ist eine andere geworden – das Augsburger Publikum des Jahres 2023 zeigte sich dankbar für die Gelegenheit, ein solch monumentales und aufwendiges Werk in höchster Qualität sehen und hören zu dürfen.

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