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Montag, 27.11.2023 - Jahrgang 15 - www.daz-augsburg.de

Gesellschaft

William Turner: Die Entdeckung des Lichts

Der zu Lebzeiten berühmte wie verkannte Landschaftsmaler William Turner hat zirka 30.000 Arbeiten hinterlassen. Davon mehr als 500 Ölbilder und zirka 2000 Aquarelle. 40 Gemälde sind nun in einer großartigen Ausstellung im Münchner Lenbachhaus zu sehen: „Turner. Three Horizons“ 

Von Siegfried Zagler

Der historische …

Als die Nachlassverwalter nach seinem Tod 1851 in Turners Atelier eine hohe Zahl nicht bekannter Bilder fanden, gingen nicht wenige Expertisen davon aus, dass sie einfach noch nicht fertig gemalt waren. Die Zeit war noch nicht reif für eine angemessene Rezeption eines Malers, dessen „unfertige“ Bilder heute als Vorläufer des Impressionismus gehandelt werden und auf dem Kunstmarkt Rekorderlöse erzielen. Die bis zum März 2024 dauernde Ausstellung verdankt die Münchner Galerie ihren eigenen Schätzen. Die Londoner Tate Gallery will den Expressionismus der Künstlergruppe Blauer Reiter zeigen. Die Turner-Gemälde sind die Gegenleistung eines Tauschhandels.

Die Kuratoren der Lenbachschau arbeiten mit ihrem Konzept die Konturen der Turner-Welten heraus: Hier das im 19. Jahrhundert anerkannte und bekannte Werk, dort der „inoffizielle“ unerhörte Künstler, der zu seiner Zeit mit seinen gemalten Lichtexperimenten kaum mehr als Spott und Nichtbeachtung erfuhr. William Turner, der aus einfachen Verhältnissen stammte, lebte, arbeitete und inszenierte sich ambivalent. Er wollte wertgeschätzt werden, ohne dabei seine Obsession auf dem damaligen Markt der Kunst zu opfern. Dass er bei seiner Unternehmung, die realen Bewegungen des Lichts auf der Leinwand als Abstraktion festzuhalten, seiner Zeit weit voraus war – und diesbezüglich im 19. Jahrhundert kaum beachtet wurde, aber im klassischen Genre damals stark gefragt war, gehört heute zu den bemerkenswerten Schrullen der Kunstgeschichte. Vermutlich ahnte Turner aber von seinem Nachruhm, weshalb er sein Werk fast ausschließlich dem britischen Staat vermachte.

… der moderne Turner – Fotos: DAZ

Der Zeitgenosse Turner wollte in der Royal Academy Anerkennung finden und mit seinen Gemälden Geld verdienen – beides gelang ihm mit großem Erfolg. Er malte angesagte Landschaften und Historienbilder, Ankerplätze, Stadtmotive und Schiffshavarien mit detailbesessener Präzision, bediente die Erwartungen seiner Zeit – und hielt dennoch an seiner Suche nach der farblichen Entsprechung seiner Empfindungen fest. Turner war somit einer der ersten, der mit der Auflösung des Gegenständlichen experimentierte. Feuer, Licht, Erde, Himmel, Wasser verlieren bei Turner ihre Trennschärfe, ohne sich dabei in Gänze aufzulösen. Keiner trieb es aber damals weiter als William Turner, der – neben den einträglichen Motiven – die Bedrohung und die Friedfertigkeit der Natur in ein farbliches Narrativ goss, das zu Beginn der industriellen Revolution in seiner romantischen Ausprägung nicht erkannt wurde. Erst in der Moderne des 20. Jahrhunderts wurde Turners ganz spezielle Entdeckung des Lichts als große Kunst gefeiert.

Turner begeistert heute durch seine Lichtexperimente – nicht durch seine Postkartenmotive. Zu seiner Zeit war es genau umgekehrt. Dergestalt losgelöst vom Normativen der akademischen Perspektiven und dem damit verbundenen Kunstmarkt, malte er zum Beispiel den Vierwaldstätter See als diffuses Nichts in Nebelwolken und Erdandeutung. Mit einem Schmelz von Schiffsrauch, Schnee, Feuer und wogender See versuchte er das gleichzeitige Wirken der Elemente in seinen Bildern zu bannen – und wurde somit zum Urvater und Lehrmeister der modernen Malerei.

„Turner. Three Horizons“, Städtisches Galerie Lenbachhaus, bis 10. März 2024, www.lenbachhaus.de. Katalog: „Turner. Ein Lesebuch / Turner. A Reader“, Hg. Karin Althaus, Nicholas Maniu und Matthias Mühling, Edition Lenbachhaus 8, ca. 400 Seiten und 100 Abbildungen, 22 Euro.

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