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Sonntag, 11.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Blütenträume für hundert Millionen

Stadttheater präsentiert Sanierungs- und Neubaupläne

Von Frank Heindl

Künstler sind prädestiniert dafür, die Phantasie produktiv ins Kraut schießen lassen kann. Am Freitagabend ließen sie ihren sehnsüchtigen Wünschen freien Lauf: Im Stadttheater wurden die Ergebnisse der „Grundlagenermittlung zum Theaterstandort Augsburg“ bekanntgegeben. Träumen wird man ja wohl noch dürfen.




Professor Jörg Friedrich vom Team PFP Architekten in Hamburg stellte in einem rasanten Schnelldurchlauf die wichtigsten Eckpunkte der Studie vor, deren 350seitige Komplettfassung in den nächsten Tagen dem Stadtrat zugeht. Aufgabe des Gutachtens war es, eine Gesamtperspektive für beide Augsburger Spielstätten, also für Komödie und Großes Haus zu ermitteln. Erstes Ergebnis war, dass als Zwischenlösung für die von der nächsten Saison an nicht mehr bespielbare Komödie ein in Leichtbauweise zu erstellendes Interimsgebäude im derzeitig als Parkplatz genutzten „Hinterhof“ des Großen Hauses ins Gespräch kam. Näher angeschaut hatte man sich auch Gaswerk und Kälberhalle als Ausweich- wie als Dauerspielstätten – beide Objekte bringen aber eine ganze Menge neuer Probleme ins Spiel. Beim Gaswerk sind das vor allem bauliche Aspekte und ungeklärte Schadstoffprobleme, bei der Kälberhalle geht’s um Denkmalschutz und Mietfristen, die die Stadt zu lange binden würden.

Der Reiz des Vorläufigen

Dass damit die Entscheidung auf das Interimsprojekt auf dem Theaterparkplatz zulief, hat in den Augen der Planer viele Vorteile. Vor allem ist es die Möglichkeit einer gestaffelten Herangehensweise, die Architekten wie Theaterleute gleichermaßen begeistert. Zwar war man sich bei der Präsentation der Pläne nicht unbedingt einig, ob man nun von charmanter „Leichtbauweise“ (Kulturreferent Peter Grab) oder eher von einer „Blechkiste“ (Planer Friedrich) sprechen müsse. Dem Reiz des Vorläufigen und Experimentellen am Behelfsbau wollte sich aber keiner der Anwesenden verschließen. Besser als die derzeitige Komödie erscheint die Lösung auf jeden Fall, vor allem aber ergeben sich enorme logistische Vorteile, spart sich das Theater „eine Fülle von Transporten, eine Fülle von Problemen“, so Jörg Friedrich.

Doch das sind nur Nebenaspekte der „generellen Lösung“. Diese sieht in mehreren voneinander trennbaren und daher modulartig aufeinander aufbauenden Schritten sowohl Sanierung beziehungsweise Neubau der hinter dem Theater befindlichen Werkstätten- und Lagergebäude vor, als auch den Neubau des „Kleinen Hauses“, also eines Ersatzbaus für die Komödie. Anschließend könnte man daran gehen, den „Sanierungsstau“ (Friedrich) im Großen Haus zu beheben. Vor allem müsste dort die gesamte veraltete Haus- und Bühnentechnik auf den neuesten Stand gebracht werden, ebenso dringend erscheint die energetische Sanierung. Zum Träumen schön sind die wenigen Details, für die der Vortrag Zeit fand – etwa die neue, vom Foyer aus zugängliche Dachterrasse mit weitem Blick über die Fuggerstraße. Wer da noch keine Wonnetränen in den Augen hatte, durfte sich anschließend noch an den Ideen für die Freilichtbühne ergötzen. Für sie sieht die aufwändigste Variante eine neue, größere Bühne und einen erweiterten Tribünenbereich ebenso vor wie unterirdische Toilettenanlagen und Umkleideräume, einen Schallschutz gegen den Verkehr rund ums Rote Tor und eventuell sogar noch eine Teilüberdachung des Publikumsbereiches.

Vor 2013 keine Chance

Doch allzu üppigen Blütenträumen machte Kulturreferent Peter Grab schnell ein Ende. Er verwies unmissverständlich darauf, dass eine Reihe von teuren Aufgaben die Haushalte der Legislaturperiode belasten: „Die nächsten Jahre geben ein neues Großprojekt nicht her“, vor 2013 sehe er keine Chance, mit der konkreten Umsetzung beginnen zu können. In der Tat haben die Planer enorme finanzielle Anforderungen errechnet: Mit um die 60 Millionen Euro würde allein der Neubau des Komödienersatzhauses mit 400 Zuschauerplätzen zu Buche schlagen – inklusive genug Platz, um auf teure Mieten für Lager, Werkstätten und Verwaltungsräume zukünftig verzichten zu können. Die Sanierung des Großen Hauses würde weitere 27 Millionen kosten, der Ausbau der Freilichtbühne je nach Variante zwischen sieben und 15 Millionen, die Zuschauerüberdachung noch nicht mitgerechnet, für die nochmal knapp drei Millionen veranschlagt werden. 100 Millionen insgesamt – eine Horrorvorstellung wohl für die Haushaltspolitiker im Stadtrat, selbst wenn, wie Prof. Friedrich nicht zu erwähnen vergaß, die Mehrwertsteuer schon eingerechnet ist.

Aus der Traum? So ganz wohl nicht. Peter Grab plädiert für realistisches schrittweises Herangehen und liegt dabei auf einer Linie mit Intendantin Juliane Votteler, die im Gutachten einen „logischen Stufenplan“ sieht, „der uns sehr einleuchtet.“ Es gelte jetzt, so Grab, zügig an der Vorplanung zu arbeiten, Zuschüsse der Regierung von Schwaben und des Freistaates lockerzumachen, alle vor dem Baubeginn notwendigen Planungsstufen anzugehen. Aber auch wenn politisch alle Weichen gestellt würden, müsse man „von einem Zeitraum von mindestens 10 Jahren reden.“

Es bleiben offene Fragen

Ob das realistisch ist, hängt nicht nur von Haushaltslage und Zuschüssen ab. Denn in Details lässt das Gutachten wichtige Fragen unbeantwortet. So ist nicht geklärt, wo der Behelfs-Leichtbau auf dem Theaterparkplatz hin soll, wenn dort mit dem Komödie-Neubau begonnen würde. „Auf ein anderes Grundstück der Stadt“, lautet die lapidare Antwort von Prof. Friedrich. Doch dann wären die gerade beseitigten logistischen Probleme auf einen Schlag wieder da. Und der Behelfsbau würde auch dann noch gebraucht, wenn der Neubau fertig wäre – in der Sanierungsphase des Großen Hauses müsste er erneut als Ausweichspielort dienen.

Eine neue Spielstätte, ein generalsaniertes Großes Haus, Werkstätten und Lager auf dem neuesten Stand, das alles in zehn Jahren – der Traum erscheint zu schön, um wahr zu werden. Bleibt abzuwarten, was die Politik daraus macht. Wenigstens bei den Vorplanungen zügig in die Vollen zu gehen, wäre ein gutes Zeichen fürs Theater. „Wir brauchen jetzt ganz dringend eine Perspektive“, sagt Schauspieldirektor Markus Trabusch, „wir brauchen ein Zeichen, dass unsere dramatische Situation erkannt und etwas unternommen wird.“ Wir vom Publikum, soviel ist sicher, hätten auch nichts dagegen.

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Stadt bedankt sich bei ihren „verborgenen Helden“

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Mehr Radioaktivität in Gundremmingen als in der Asse

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„Die Differenzierung der Städte erfolgt über Kultur“

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„Engineering Campus“ wird grüner

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Steuergeschenke des Bundes treffen Kommunen hart

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Erfolgreiche Museumspädagogik: „Irdische Paradiese“ erzeugen Kreativität

Im Höhmannhaus wurde gestern die Sonderausstellung „Heaven, Hell and Paradise – Begegnungen im Paradies“ eröffnet. Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a der Schiller-Volksschule Augsburg-Lechhausen zeigen darin ihre Vorstellungen vom Paradies in gemalter und niedergeschriebener Form. Kulturreferent Peter Grab hatte es sich trotz eines übervollen Terminkalenders nicht ausreden lassen, die Ausstellung im museumspädagogischen Begleitprogramm der „Irdischen […]

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Gribl kämpft für Rettungshubschrauber beim Zentralklinikum

Nachdem durchgesickert sein soll, dass das Bayerische Innenministerium für den vom Rettungszweckverband Augsburg geforderten Rettungshubschrauber als Standort nicht Augsburg, sondern Donauwörth vorziehe, macht sich Augsburgs Oberbürgermeister für den Hubschrauberstandort Klinikum stark. Seit geraumer Zeit fordere der Rettungszweckverband Augsburg gegenüber dem Bayerischen Innenministerium die Stationierung eines Rettungshubschraubers beim Zentralklinikum Augsburg, heißt es in der gestrigen Pressemitteilung […]

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OB-Delegation holt sich Anregungen im Carbon-Valley Stade

Auf Einladung von Hans Lonsinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung Premium Aerotec, reiste eine Delegation mit OB Dr. Kurt Gribl an der Spitze ins niedersächsische Stade, um sich Anregungen für Augsburgs Weg zum „Bayerischen Zentrum für Ressourceneffizienz“ zu holen. Stade ist Augsburg in Sachen Kompetenz um die carbonfaserverstärkten Kunststoffe ein gutes Stück weit voraus: So können an […]

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DAZ heute

Kurznachrichten

Gedenkjahr 1525: Das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum widmet sich dem „Bauernkrieg“



Halb Deutschland gedenkt der Revolution von 1525. Landesausstellungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Reinland-Pfalz und Baden-Württemberg verleihen dem bedeutenden Ereignis prominenten Raum und auch das Land Bayern hat ihm eine eigene Ausstellung in Memmingen gewidmet. Nur in Augsburg scheint man sich schwer zu tun mit dem gemeinen Volk und dem Krieg. Obwohl Augsburgs Jakob Fugger durch seine […]

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3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

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Schulterschluss für Demokratie Vielfalt und Menschenwürde: Internationale Wochen gegen Rassismus in Augsburg 2025

Seit 2021 beteiligt sich die Stadt Augsburg an diesem deutschlandweiten Projekt, das bereits seit 2008 besteht und um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, unter der Schirmherrschaft der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus ausgerichtet wird. Das Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg hat in Kooperation mit zahlreichen Organisationen und Initiativen […]

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“Let’s Talk Bundestagswahlen“ – eine Podiumsdiskussion von jungen Menschen für junge Menschen



Am Dienstag, den 18.02.2025, veranstalten Schülerinnen der Q12 des Stetten-Gymnasiums in Kooperation mit dem Maria-Theresia-Gymnasium eine Podiumsdiskussion zu den bevorstehenden Bundestagswahlen. Auf dem Podium diskutieren Teilnehmende von insgesamt fünf Jugendorganisationen: Laura Sameit (Jusos Augsburg) Maren Dörr (Grüne Jugend Augsburg) Paul Schwendrat (Julis Augsburg) Etienne Dankelmann (Junge Union Augsburg) und eine Vertretung der Linksjugend Augsburg. Drei […]

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„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit



Eine Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. in der Augsburger St.-Anna-Kirche erinnert an die nationalsozialistischen Verbrechen an Kindern mit Behinderung. Begleitend zeigt eine Kino-Matinee im Thalia die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren von nationalsozialistischen Medizinern ermordet wurde. Vor etwa achtzig Jahren begannen die systematischen Tötungen von […]

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