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Dienstag, 06.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Abschiedsfreude – und auch ein paar Tränen

Mit der Komödie ist Schluss – das wurde gefeiert

Von Frank Heindl

Soviel Abschiedsfreude war selten: Mit einem Galaabend haben sich am Samstag Schauspieler und Intendanz, Publikum und Theaterbeschäftigte von der Augsburger Komödie verabschiedet. Obwohl kaum noch Fans übriggeblieben sind, die das vergammelte Haus in der Altstadt als Spielstätte erhalten sehen möchten, drückte die Theaterleitung kräftig auf die Tränendrüse, rief eine ruhmreiche Vergangenheit ins Bewusstsein – verwies aber auch in vielerlei ironisierten Beiträgen auf eine bessere Zukunft.

Alle waren da, alle sangen und feierten. War’s nun Abschiedsschmerz oder Abschiedsfreude? Der Ex ist schimmelig und marode – also Schwamm drüber …

Bessere Zukunft? Es mag Außenstehenden ganz schön lustig erscheinen, mit welcher Inbrunst sich Theatergänger und Theatermacher in dieser Stadt darauf freuen, dass die traditionsreiche Komödie, der zweitwichtigste Spielort der Stadt, womöglich bald in einen Metallcontainer umziehen „darf“. Die Tatsache, dass ein blechernes Etwas, von dem bisher keiner so recht zu beschreiben weiß, wie es aussehen und erst recht nicht, wie man sich darin fühlen, wie man darin Theater spielen und genießen wird, als feiernswerte Alternative gesehen wird, sagt viel über Augsburger Theaterzustände aus. Es ist einerseits die schiere Verzweiflung über die nahezu kunstfeindlichen, auf jeden Fall aber unhygienischen, beengten und technisch unterversorgten Zustände im denkmalgeschützten, aber trotzdem nicht adäquat erhaltenen Gignoux-Haus, die das zukünftige Blechgehäuse in so angenehmem Licht erscheinen lässt; und es ist andererseits die Hoffnung auf das, was folgen könnte und sollte, was auf alle Fälle wünschenswert wäre: ein Neubau am Kasernplatz, im Hinterhof des Großen Hauses – und damit ein Neuanfang für Augsburgs Theater.

Potpourri und echte Tränen

Große Worte für kleine Wahrscheinlichkeiten! Intendantin Juliane Votteler hat sich zwar vertraglich zusichern (und nur unter dieser Voraussetzung zur Unterschrift unter ihre Vertragsverlängerung bewegen) lassen, dass die Stadt in Neubaupläne einsteigt. Man mag ihr und ihrem Ensemble gerne die Daumen drücken – ob aber die Absichtserklärungen das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben stehen, wird sich erst in Jahren zeigen, selbst wenn man allen Beteiligten den besten Willen unterstellt.

Am Samstagabend jedenfalls ließ man ein (letztes?) Mal auf allen Seiten alle Fünfe grade sein und – feierte. Nach Vottelers anspielungsreichen Willkommensworten mit viel Goethe, nach freundlichem Applaus für die anwesenden ehemaligen Intendanten und nach einem Grußwort von Kulturbürgermeister Peter Grab, in dem es auch wieder nur um Kohle ging (diesmal aber um solche zum Heizen, in der unmittelbaren Nachkriegszeit) wurde ein Potpourri aus den Produktionen der vergangenen Jahrzehnte geboten. Das diente vor allem der Erheiterung des Publikums – an inhaltlicher Tiefe bestand in diesem Rahmen weder Interesse, noch wäre diese auf solche Weise zu verwirklichen gewesen.

Tschau Komödie – hallo Behelfsbau!

… und schnell Ausschau gehalten nach 'nem neuen Partner – die lieben Eltern haben da schon was organisiert!

… und schnell Ausschau gehalten nach 'nem neuen Partner – die lieben Eltern haben da schon was organisiert!


Doch der Parforceritt durch die Jahrzehnte, den man zu sehen bekam, machte dann auch wirklich einen riesen Spaß. Man wartete auf Godot beziehungsweise einen ominösen „Container“, man erlebte einen Kuppelszene aus den „Trommeln in der Nacht“, in der ebenfalls ein nicht anwesender Zukünftiger mit dem Namen „Container“ die Hauptrolle spielte – und weil in diesen Tagen nicht nur in Augsburg Kunst und Sport zusammengehören, durfte Schauspieldirektor Trabusch zwischendurch das 1:0 für Spanien im WM-Endspiel verkünden, bevor beim Abschied der Techniker- und Garderoben-Crew auch ein paar echte, keineswegs geschauspielerte Theatertränen flossen. Man hätte sentimental werden können ob der vielen schönen Szenen, die man sah, man ärgerte sich mal wieder darüber, was man alles verpasst hatte, man stimmte am Schluss mental mit ein ins „Sag zum Abschied leise servus“ – und man wurde mit etwas Sarkasmus wieder auf den Boden zurückgeholt: „Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht, wenn an der nächsten Ecke schon ein anderer steht“ – tschau Komödie, schön war’s – hallo Behelfsbau, wir kommen schon!

Bald wird nicht die Hülle – runtergekommener Jugendstilbau oder zweckdienliche Aludose – entscheiden, ob der Container beim Publikum „ankommt“ sondern hoffentlich der Inhalt. Die Intendanz hat ihre Pläne für die kommende Spielzeit vorgelegt und man darf davon ausgehen, dass sich bald eine gewisse Treulosigkeit zeigen wird, was das Verhältnis des Augsburgers zur alten Komödie anbelangt; aufgewogen hoffentlich durch eine Treue zu gutem Theater. Bei Dierig, im tim, in der Dose – und wo auch immer.

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Tunnel am Kö: Ratsbegehren noch vor den Sommerferien?

Mit einem Ratsbegehren könnte die Stadt im Streit um die Untertunnelung des Königsplatzes die Initiative an sich ziehen und das laufende Bürgerbegehren mit einer eigenen Fragestellung überholen. "Ratsbegehren" nennt man landläufig das in Artikel 18a der Bayerischen Gemeindeordnung vorgesehene Pendant zum Bürgerbegehren, auch wenn die Verordnung den Begriff selbst nicht verwendet. Einziger Unterschied: Es müssen im Vorfeld keine 10.000 Unterschriften gesammelt werden, ein mehrheitlicher Stadtratsbeschluss reicht, um die Bürger an die [...]

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Erster Erfolg gegen den Brotkäfer

Der erste Teil der vom Brotkäfer befallenen Bestände des Augsburger Stadtarchivs ist erfolgreich behandelt. Dies meldete der Freundeskreis des Stadtarchivs e.V. am vergangenen Donnerstag. Die Behandlung der vom Brotkäfer befallenen reichsstädtischen Archivalien findet auf dem Gelände der ehemaligen Augsburger Kammspannspinnerei (AKS) statt. In Kartons verpackt stehen die Reichsstädtischen Bände und Akten in Stapeln luftdicht unter einer Plastikplane und werden seit gut sechs Wochen einer Stickstoffbehandlung unterzogen. Der bis zu 99% angereicherte [...]

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Himmel und Hölle in Augsburg

Augsburger Hauptschüler haben ein Buch geschrieben Von Frank Heindl Hauptschullehrer haben – zumal, wenn der Migrantenanteil in ihren Klassen hoch ist – einen anstrengenden Job und können nicht gerade über eine Häufung von Erfolgserlebnissen klagen. So jedenfalls das gängige Vorurteil. Anders Heidemarie Brosche: Die Augsburger Hauptschullehrerin hat mit ihrer neunten Klasse nicht nur ein Buch geschrieben und dafür einen Verlag gefunden – „Heaven, Hell & Paradise“ ist nun sogar von der Akademie [...]

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Innovationspark: Grünen fehlt die öffentliche Diskussion

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Von rasenden Loks und bitterer Erkenntnis

Zwei begeisternde Konzertabende in der Lokhalle des Bahnparks Von Frank Heindl Soviel Power, soviel Neues! An zwei aufeinanderfolgenden Tagen war die große Lokhalle des Bahnparks an der Firnhaberstraße Kulisse für zwei großartige Konzerte: Am vergangenen Sonntag waren die Augsburger Philharmoniker mit dem Programm „Fast Machines“ zu Gast, tags darauf war die Reihe „Zukunftsmusik“ mit „Different […]

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Die Atmosphäre ist beflügelnd

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Neue Koordinatorin beim Gemeindepsychiatrischen Verbund Augsburg / Aichach-Friedberg

Der Gemeindepsychiatrische Verbund (GPV) für die Stadt Augsburg und die beiden angrenzenden Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg hat eine neue Koordinatorin: Gerlinde Thon ist als Nachfolgerin von Eva Kraus für die Vernetzung aller Einrichtungen und Institutionen für psychisch kranke Menschen im Großraum Augsburg zuständig. Die Sozialpädagogin bringt nicht nur berufliche Erfahrungen aus der Jugendhilfe und der […]

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U-20 Frauen-WM 2010: Stadträte besichtigen impuls arena

In ungewöhnlicher Umgebung tagte gestern der 12-köpfige Stadtratsausschuss „FIFA Frauen-WM 2011“: Die Stadträte machten sich im Augsburger WM-Stadion ein Bild von den Vorbereitungen zur U-20 Frauen-Fußballweltmeisterschaft und ließen sich erklären, wohin die städtischen Zuschüsse geflossen sind. Geführt von Edgar Schweininger, Facility Manager beim FCA, ging es zunächst in die Akkreditierungsstelle, die in Containerbauweise vor der […]

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Frauenfußball- Weltmeisterschaft: Grüne grätschen gegen Grab

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Gauck & Kö: Empfang der Linken im Rathaus

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DAZ heute

Kurznachrichten

Gedenkjahr 1525: Das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum widmet sich dem „Bauernkrieg“



Halb Deutschland gedenkt der Revolution von 1525. Landesausstellungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Reinland-Pfalz und Baden-Württemberg verleihen dem bedeutenden Ereignis prominenten Raum und auch das Land Bayern hat ihm eine eigene Ausstellung in Memmingen gewidmet. Nur in Augsburg scheint man sich schwer zu tun mit dem gemeinen Volk und dem Krieg. Obwohl Augsburgs Jakob Fugger durch seine […]

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3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

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Schulterschluss für Demokratie Vielfalt und Menschenwürde: Internationale Wochen gegen Rassismus in Augsburg 2025

Seit 2021 beteiligt sich die Stadt Augsburg an diesem deutschlandweiten Projekt, das bereits seit 2008 besteht und um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, unter der Schirmherrschaft der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus ausgerichtet wird. Das Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg hat in Kooperation mit zahlreichen Organisationen und Initiativen […]

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“Let’s Talk Bundestagswahlen“ – eine Podiumsdiskussion von jungen Menschen für junge Menschen



Am Dienstag, den 18.02.2025, veranstalten Schülerinnen der Q12 des Stetten-Gymnasiums in Kooperation mit dem Maria-Theresia-Gymnasium eine Podiumsdiskussion zu den bevorstehenden Bundestagswahlen. Auf dem Podium diskutieren Teilnehmende von insgesamt fünf Jugendorganisationen: Laura Sameit (Jusos Augsburg) Maren Dörr (Grüne Jugend Augsburg) Paul Schwendrat (Julis Augsburg) Etienne Dankelmann (Junge Union Augsburg) und eine Vertretung der Linksjugend Augsburg. Drei […]

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„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit



Eine Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. in der Augsburger St.-Anna-Kirche erinnert an die nationalsozialistischen Verbrechen an Kindern mit Behinderung. Begleitend zeigt eine Kino-Matinee im Thalia die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren von nationalsozialistischen Medizinern ermordet wurde. Vor etwa achtzig Jahren begannen die systematischen Tötungen von […]

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