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Donnerstag, 08.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Leipprand vs. Brandmiller: Schattenboxen um olle Kamellen?

Kommentar von Siegfried Zagler

Kupa West: Gestalteter Flur der "Künstlerkolonie"

Kupa West: Gestalteter Flur der "Künstlerkolonie"


Die Auseinandersetzung zwischen Eva Leipprand und Raphael Brandmiller bezüglich der politischen Vorgänge um die Entstehungsgeschichte des Kulturparks West könnte man auf den ersten Blick als Schattenboxen um olle Kamellen abtun. Wenn man aber genauer hinsieht, zeigt der Konflikt um den Kulturpark West die Schnittstellen langjähriger Versäumnisse in der städtischen Jugendkulturpolitik. Der Stadtjugendring (SJR) hatte – nicht ganz zu Unrecht – bis 1995 das solide Image, „in seinen Jugendhäusern sozialpädagogisch betreute Laubsägearbeiten“ zu veranstalten. Das mag eine überspitzte Formulierung sein, aber als Impulsgeber und Entwickler für die Fortführung der Jugendkultur der Stadt galt der SJR lange Zeit als die denkbar schlechteste Adresse. Der Stadtjugendring verstand sich als soziale Einrichtung für Jugendliche aus schwierigem Milieu. Er hat viel sich zu lange und zu hartnäckig an dem altbackenen sozialpädagogischen Theorem der professionellen Betreuung des milieubedingten Mangels orientiert und dabei nicht verstanden, dass sich Vielfalt und Tiefe der Jugendkulturen aus deren Reflexion und dem entschiedenen Festhalten an sozialen Differenzen speist. Das erste X-Large-Festival im Jahre 1995 wurde nicht vom Stadtjugendring entwickelt, sondern in ihn hineingetragen, dies nur nebenbei. Im Jahre 1995 hatte der Stadtjugendring zopfige gesellschaftliche Anschauungsweisen und bestenfalls das charmante – aber bereits damals viel zu tief hängende – kulturelle Wertschöpfungsverständnis der 68er Generation.

Der Stadtjugendring stand sich als Träger selbst im Weg …

Nach X-Large entwickelte sich der Stadtjugendring unter der Federführung von Sebastian Kochs langsam zu einer Einrichtung, die im jugendkulturpolitischen Diskurs der Stadt angemessen mitmischen konnte und die sich in der vielschichtigen Szene der jüngeren Kulturschaffenden ein besseres Standing erarbeitete. Als es dann in der Regenbogen-Ära um die Entscheidung ging, wer die Trägerschaft im Kulturpark West übernehmen sollte, wurde der Stadtjugendring von seinem altbackenen Image eingeholt. Der Widerstand gegen eine Trägerschaft des Stadtjugendrings kam nämlich zuvorderst nicht von Leipprand oder Wengert, sondern von den Kulturschaffenden auf dem ehemaligen Reese-Gelände, die sich gegen eine Trägerschaft des Stadtjugendrings bei Eva Leipprand stark machten und sich für das Trägermodell mit Bommas und Lindner als Geschäftsführer einsetzten. Der Stadtjugendring stand sich als Träger sozusagen selbst im Weg, aber nicht wegen seiner vereinsartigen Struktur und den damit verbundenen langsamen Entscheidungsverläufen um Satzung und Auftrag, wie Leipprand anführt, sondern weil man ihn aus der Mitte der beteiligten Szene heraus nicht wollte.

… aber er hat sich nicht selbst eliminiert

Der Vorsitzende des Augsburger Stadtjugendrings, Raphael Brandmiller, hat das seinerzeit wohl geahnt, aber nicht gewusst. Gesichert ist jetzt jedenfalls, dass der Bayerische Jugendring (BJR) am 17. Oktober 2006 Grünes Licht für eine Trägerschaft des SJR im Kulturpark West gegeben hat, spät zwar, aber nicht zu spät, wie Brandmiller belegen kann. Am Ende des Tages war der Stadtjugendring zwar, wie Brandmiller in seinem Schreiben einräumt, nicht mehr so ganz von sich als bestmöglicher Träger überzeugt, dennoch hat sich der SJR bis zum Schluss immer dafür stark gemacht, dass der Kulturpark West in städtischer Hand bleibt. Der Stadtjugendring hat bei der Entscheidung um die Trägerschaft des Kulturparks wohl nicht die Zugriffsenergie entwickelt, die vom Träger eines Projekts dieser Größenordnung erwartet wird, aber er hat sich nicht selbst eliminiert und von sich aus den Stab abgegeben. Die Entscheidung, dass der Kulturpark West mit einer gGmbH in dieser Form geführt wird, ist gegen den Willen des Stadtjugendrings getroffen worden. Dahinter steht eine konkrete politische Entscheidung, die irgendwann im Januar 2007 getroffen wurde. Dass sich daraus irreparable Befindlichkeiten entwickelt haben, hat nicht nur damit zu tun, dass Brandmiller kein gutes Haar am Management des Kulturparks lässt, sondern auch damit, dass er Eva Leipprands Schaffen als Kulturreferentin im Sinne der Jugendkultur als „nicht vorhanden“ abqualifiziert. Der ehemaligen Kulturreferentin Eva Leipprand hängt – ebenfalls nicht ganz zu Unrecht – das Image nach, mit Jugendkultur nicht viel im Sinn gehabt zu haben. Brandmiller sagt das unverblümt bei jeder sich bietenden Gelegenheit und steht mit seiner Bewertung, dass sich die ehemalige Grüne Kulturbürgermeisterin sehr konservativ in erster Linie der so genannten Hochkultur verschrieben habe, nicht allein auf weiter Flur. Das krachige abc-Festival und eben der „innovative“ Kulturpark West („kreativer Nukleus“) werden aus diesem Grund gerne von Frau Leipprand und den Augsburger Grünen als Gegenargument hoch gehalten. Dummerweise stehen ausgerechnet diese beiden „Leipprand-Projekte“ heute im Fokus der Kritik.

Es gehört zu den vornehmsten Aufgaben, den Kulturpark West zu entwickeln

Leipprand vertrat als Kulturreferentin viel zu lange die Auffassung, dass der Stadtjugendring für die städtische Jugendkultur zuständig sei. Der Stadtjugendring ist aber in dem schwer überschaubaren Gemenge der Jugendkulturen und deren Organisationsplattformen nur einer von zahlreichen Playern, kein kleiner, aber eben nur einer von vielen und dazu noch einer mit Imageproblemen, weshalb es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass sich ausgerechnet der Stadtjugendring anschickt, der ehemaligen Kulturreferentin Leipprand in Sachen Jugendkultur am Zeug zu flicken. Die Entwicklung des Kulturparks West steht zu Recht im Fokus der Kritik, und es gehört zu den vornehmsten kulturpolitischen Aufgaben, den Kulturpark West weiter zu entwickeln. Dem aktuellen Kulturreferenten Peter Grab scheint daran nicht viel gelegen zu sein. Doch gerade in der ehemaligen Reese-Kaserne könnte der gebeutelte Referent zeigen, dass er hat, was ihm alle naselang abgesprochen wird: Konzept und Durchsetzungsvermögen.

» Kulturpark West: Stadtjugendring contra Eva Leipprand

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FCA vs. Union Berlin 2:1

Der FCA hat gestern Abend in der impuls arena vor 14.600 Zuschauern gegen Union mit 2:1 gewonnen. Von Siegfried Zagler Aber am liebsten würde man kein Wort mehr über die Begegnung verlieren und den Mantel des Schweigens über diesen Fußballabend hüllen. Der FCA hat zwar gewonnen, aber seine sportliche Talfahrt fortgesetzt. Union Berlin war in allen Belangen die bessere Mannschaft und nur allein Simon Jentzsch sowie der mangelhaften Chancenauswertung der Gäste war [...]

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Vergabepraxis städtischer Werbeaufträge auf dem Prüfstand

Mit einer SPD-Anfrage vom 15. Juli hatte sich gestern der Organisations- und Personalausschuss des Stadtrats zu befassen. Gegenstand der Anfrage waren die Werbe- und Kampagnenaufträge, die die Stadt Augsburg seit Mai 2008 vergeben hat. Im Detail wollte die SPD-Fraktion erstens wissen, welche Aufträge und in welchem Umfang vergeben wurden, und zweitens, ob die Aufträge unter Einhaltung der Vergabevorschriften erteilt wurden. Exemplarisch benannte die SPD die Kampagnen "Lebe mich" und "ECubes" sowie [...]

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ver.di warnt Stadträte vor Gründung einer Altenhilfe-Service-GmbH

In einer Pressemitteilung spricht die Gewerkschaft ver.di im Zusammenhang mit der Gründung einer Service-GmbH für den Eigenbetrieb Altenhilfe vom "härtesten Angriff auf die Beschäftigten" und kritisiert das Geschäftsmodell heftig. Der Augsburger Stadtrat soll am 28. Oktober über die Gründung einer Service-GmbH für den Eigenbetrieb Altenhilfe entscheiden. Geplant ist eine 100%-ige Tochter (DAZ berichtete). Als "Leiharbeit" bezeichnet Kai Winkler, Gewerkschaftssekretär bei ver.di in Augsburg, die geplante Art der Beschäftigung und findet deutliche [...]

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Containerbau am Theater verzögert sich

Eigentlich sollte der Projektbeschluss für die Errichtung einer Ersatzspielstätte für die Komödie schon stehen und der Bau hätte in diesen Tagen beginnen sollen. Nun zeichnet sich eine deutliche zeitliche Verschiebung ab – aus finanziellen Gründen. So wird der Augsburger Container nicht aussehen: Im Juni 2010 eröffnetes mobiles Opernhaus “MINI Opera Space” am Nationaltheater in München […]

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Stadtbücherei: WBG klagt gegen Schrammel

Der Streit rund um die Neue Stadtbücherei geht weiter. Nach dem politischen Theater um die Öffnungszeiten geht es nun um bautechnische Probleme. Im zweiten Obergeschoss der Neuen Stadtbücherei wellt sich der Naturkautschukboden an weiteren Stellen, weshalb die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBG) gegen den am 19. August dieses Jahres geschlossenen Vergleich rechtzeitig Widerspruch eingelegt hat, da man […]

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Klimaschutz geht alle an!

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Die Grüne Stadtratsfraktion sieht im Berliner „Türkisch-Deutschen Umweltzentrum“ wichtige Anregungen für eine verstärkte Einbeziehung von Migrant/-innen in Umwelt- und Klimaschutzaktivitäten. Die Arbeit des Zentrums in Berlin wurde in einer Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Augsburg vom Leiter Dr. Turgut Altug vorgestellt.

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Untergehen im Getriebe der Geschichte

Anton Tschechows „Kirschgarten“ hatte im Großen Haus Premiere Von Frank Heindl Die Geschichte zieht durch diesen Raum. Die Geschichte Russlands mit ihren extremen Umwälzungen, die Geschichte des entstehenden Kapitalismus, der gesellschaftlichen Verwerfungen, der Entstehung neuer sozialer Schichten. Mitten hinein in diese Mechanismen hat Anton Tschechow das Personal seiner Komödie „Der Kirschgarten“ geworfen, die am vergangenen […]

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Altenhilfe startet finanzielle Gesundung

Mit der Gründung einer Servicegesellschaft macht sich die Altenhilfe der Stadt Augsburg auf den Weg einer umfassenden wirtschaftlichen Konsolidierung. Bis zum Jahr 2015 sollen schwarze Zahlen geschrieben werden. Mit rund 65 Prozent der Gesamtkosten bilden die Personalkosten – wie z.B. auch in Krankenhäusern – den größten Kostenfaktor der sieben vollstationären Senioreneinrichtungen der Altenhilfe. Um diesen […]

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„Gefährdet ist die Augsburger Kultur nicht aus statischen Gründen“

Interview mit Dr. Frank Mardaus über die Zukunft der Staats- und Stadtbibliothek Dr. Frank Mardaus, Diplomvolkswirt und als Literaturwissenschaftler an der Universität Augsburg tätig, ist einer der klügsten Köpfe in der Augsburger SPD, deren kulturpolitischer Sprecher er ist. Mardaus ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Ulrichsviertel. 2008 verpasste Mardaus knapp den Einzug in den Augsburger Stadtrat. In […]

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Plädoyer für Vielfalt

Premiere von „Mein Deudshland“ auf den Augsburger Filmtagen Von Dominik Sandler Am Samstagabend hatte der Augsburger Spielfilm „Mein Deudshland“ im Mephisto Premiere. Anwesend war fast die ganze Filmcrew. Im Vorfeld des Filmfestes hatten die Organisatoren dem Produzenten und Regisseur Martin Pfeil gedroht, ihm die Ohren langzuziehen, sollte die Uraufführung von „Mein Deudshland“ nicht ausverkauft sein. […]

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Mit 5 Euro zum eigenen Unternehmen

Praxis-Wettbewerb für Studentinnen und Studenten der Uni und der Hochschule Augsburg Mit nur 5 Euro Startkapital ein eigenes Unternehmen gründen und dieses über einen Zeitraum von neun Wochen hinweg erfolgreich zu leiten – darum geht es beim Praxiswettbewerb „5-Euro-Business“, der in diesem Semester zum wiederholten Mal an der Universität Augsburg stattfindet. Die wesentliche Intention dieses […]

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DAZ heute

Kurznachrichten

Gedenkjahr 1525: Das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum widmet sich dem „Bauernkrieg“



Halb Deutschland gedenkt der Revolution von 1525. Landesausstellungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Reinland-Pfalz und Baden-Württemberg verleihen dem bedeutenden Ereignis prominenten Raum und auch das Land Bayern hat ihm eine eigene Ausstellung in Memmingen gewidmet. Nur in Augsburg scheint man sich schwer zu tun mit dem gemeinen Volk und dem Krieg. Obwohl Augsburgs Jakob Fugger durch seine […]

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3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

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Schulterschluss für Demokratie Vielfalt und Menschenwürde: Internationale Wochen gegen Rassismus in Augsburg 2025

Seit 2021 beteiligt sich die Stadt Augsburg an diesem deutschlandweiten Projekt, das bereits seit 2008 besteht und um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, unter der Schirmherrschaft der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus ausgerichtet wird. Das Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg hat in Kooperation mit zahlreichen Organisationen und Initiativen […]

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“Let’s Talk Bundestagswahlen“ – eine Podiumsdiskussion von jungen Menschen für junge Menschen



Am Dienstag, den 18.02.2025, veranstalten Schülerinnen der Q12 des Stetten-Gymnasiums in Kooperation mit dem Maria-Theresia-Gymnasium eine Podiumsdiskussion zu den bevorstehenden Bundestagswahlen. Auf dem Podium diskutieren Teilnehmende von insgesamt fünf Jugendorganisationen: Laura Sameit (Jusos Augsburg) Maren Dörr (Grüne Jugend Augsburg) Paul Schwendrat (Julis Augsburg) Etienne Dankelmann (Junge Union Augsburg) und eine Vertretung der Linksjugend Augsburg. Drei […]

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„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit



Eine Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. in der Augsburger St.-Anna-Kirche erinnert an die nationalsozialistischen Verbrechen an Kindern mit Behinderung. Begleitend zeigt eine Kino-Matinee im Thalia die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren von nationalsozialistischen Medizinern ermordet wurde. Vor etwa achtzig Jahren begannen die systematischen Tötungen von […]

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