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Montag, 04.08.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

„Dem Theater geht es an die Substanz“

Von Frank Heindl

Der Kulturausschuss des Stadtrates wird in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe versuchen, dem Stadttheater aus seiner derzeitigen Finanzmisere zu helfen. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des Werkausschusses für das Theater am gestrigen Dienstag.



Der Anlass: Stadtkämmerer Hermann Weber (CSU) lehnt es ab, den Theaterhaushalt aus Mitteln des städtischen Etats auszugleichen. Die Arbeitsgruppe will nun zur Stadtratssitzung am 27. Juli Wege aufzeigen, das Defizit des Theaters in den Griff zu bekommen.

Zu Anfang der Sitzung hatte Steffen Rohr, kaufmännischer Direktor des Theaters, den diesjährigen Wirtschaftsplan vorgestellt – es ist der sechste in seiner Ägide, und Rohr betont, es sei „auf jeden Fall der schwierigste“. Seine Probleme werden nicht weniger, seit Weber lakonisch mitgeteilt hat, der vom Theater geforderte Zuschuss sei „aus dem städtischen Haushalt nicht zu leisten“ und noch einen draufsetzte mit der Forderung, den Wirtschaftsplan so umzugestalten, „dass die Zuschusssituation der Stadt Augsburg auf deutlich unter 13 Mio. € sinkt.“ Webers Position ist verständlich: Die Regierung von Schwaben hat den städtischen Etat bekanntlich nur unter der Auflage genehmigt, dass noch in diesem Jahr acht Millionen Euro eingespart werden.

Beim Theater sieht man das – ebenso verständlicherweise – ganz anders. 2,7 Mio. Euro fehlen derzeit in den Kassen, und die, so Rohr, könne man keineswegs mit schlichten Mitteln wie etwa der Schließung einzelner Sparten hereinsparen. Wenn man beispielsweise das Ballett kurzerhand abschafft, so bringt das Rohr zufolge gerade mal 600.000 Euro – dafür fallen dann auch noch Eintrittsgelder weg. Seine Gegenrechnung: Für 2,7 Millionen müsse man 60 Mitarbeiter einsparen – dann könne das Theater zumachen. Rohrs zweifaches Fazit: „Wir brauchen ein Strukturpapier“ und „Wir brauchen wieder eine Zukunft“.

„Will Augsburg Theaterstandort bleiben?“

Schauspieldirektor Markus Trabusch sekundierte Rohr eindringlich und griff dessen Wunsch nach strukturellen Entscheidungen radikal auf – die Frage sei schlichtweg: „Will Augsburg ein Theaterstandort bleiben? – Fragen Sie sich, ob Ihre Enkel hier noch ein Theater vorfinden sollen!“ Eine Frage, die wohl die meisten Ausschussmitglieder mit einem uneingeschränkten Ja beantworten würden. Weshalb es im weiteren Verlauf der Sitzung – wenn auch verdeckt durch das übliche Parteiengeplänkel bei der Suche nach den Ursachen der Misere – in recht großer Einigkeit darum, wie dem Kämmerer Paroli zu bieten sei. Vorläufige Lösung: Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe wird sich den Wirtschaftsplan noch einmal vornehmen und „Verbesserungsmöglichkeiten“ suchen, bevor der Stadtrat am 27. Juli endgültig entscheidet.

Kaum wahrscheinlich ist, dass bis dahin auch nur ein Schritt des „Drei-Stufen-Planes“ ausgeführt ist, den sich Peter Grab ausgedacht hat. Nach Gesprächen mit Wissenschafts- und Kunstminister Heubisch sowie mit Finanz-Staatssekretär Pschierer glaubt der Kulturreferent in München auf ein gewisses Verständnis gestoßen zu sein und verflogt seinen Plan weiter, das Augsburger Stadttheater dem Freistaat als Staatstheater unterzuschieben. Wobei Grab sich bewusst ist, dass dieser Plan nicht ad hoc umzusetzen ist – daher die drei Stufen. Stufe eins sieht vor, der Freistaat solle noch in diesem Jahr seinen Zuschuss um 400.000 Euro erhöhen und zusätzlich auf die Miete für das Textilmuseum verzichten, das die Augsburger als Ausweichspielstätte benötigen, bis der Container endlich steht. Grab hofft dabei auf „Umschichtungen“ in Heubischs Haushalt. In einem zweiten Schritt fordert er den Freistaat auf, das Defizit des Theater zu beseitigen, sprich: zusätzlich zu den geplanten 5,8 Millionen Euro weitere 1,2 Millionen zu überweisen. Dazu wäre in München ein Nachtragshaushalt erforderlich, sprich: Die politischen Hürden sind nicht unerheblich.

Jährlich 13 Millionen vom Freistaat?

Noch höher allerdings liegen sie für Stufe drei des Grabschen Rettungsplanes: Der Freistaat soll nach und nach das Augsburger Stadttheater in ein bayerisches Staatstheater umwandeln und es gemeinsam mit der Stadt finanzieren. Derzeit würde das bedeuten, dass der Freistaat jährlich 13 Millionen lockermacht. „Das kann ein Kulturreferent nicht alleine schaffen“, gibt Grab zu und begrüßt deshalb einmal mehr die interfraktionelle Einigkeit. Ob das aber ein ganzer Kulturausschuss schaffen kann, darf bezweifelt werden. Der wird nun zunächst an einem Konsenspapier arbeiten, in dessen Erstellung alle im Stadtrat vertretenen Parteien, eventuell auch der OB sowie die Theaterleitung eingebunden sein sollen. Ausgangspunkt scheint für alle Politiker die Tatsache zu sein, dass die von Hermann Weber geforderten Kürzungen dem Theater „an die Substanz“ gehen (Peter Grab), und „nicht diskutabel“ sind (Karl-Heinz Schneider, SPD). Wo das notwendige Geld herkommen soll, um den Wirtschaftsplan auszugleichen, weiß derzeit trotzdem keiner von ihnen.

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