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Samstag, 02.08.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Wenn die Sinnsuche scheitert

Premiere im S’ensemble-Theater: „Z“

Von Frank Heindl

Sperre ein paar Menschen in einen Raum und warte ab, was passiert – dieses Ur-Experiment der Literatur zieht einmal mehr die aus Georgien stammende Regisseurin und Dramaturgin Nino Haratischwili für ihr Stück „Z“ heran. Im S’ensemble-Theater hatte „Z“ am Samstagabend in der Inszenierung von Nora Schüssler Premiere.

Eine Nacht zu zweit in der Uni – doch Lea und Tizian (Stefanie Mendoni und Benjamin Lange) kommen sich nicht näher.

Lea hat sich über Nacht in der Uni einschließen lassen – um allein zu sein, um nachzudenken, behauptet sie. Mit dem Alleinsein aber wird es nichts, denn auch Tizian ist hier. Allerdings nicht willentlich, sondern aus Schusseligkeit: Er ist über seinen Büchern eingeschlafen. Am Anfang also große Gegensätze: Er will raus, rennt, typisch Mann, mit aller Kraft gegen sein Schicksal und die schwere Tür an – sie will bleiben, denken, reden. Stefanie Mendoni und Benjamin Lange ziehen ihre Rollen über den ganzen ersten Teil hinweg unverändert durch: Sie hypernervös mit den Beinen zappelnd, Nägel kauend, unsicher, pseudoselbstbewusst und dabei irgendetwas verheimlichend; er ganz jugendlicher Macho, schlecht im Zuhören, oberflächlich im Nachdenken, schablonenhaft in der Philosophie: „Es gibt keinen objektiven Geist und basta!“ – auf Schrödermanier wird man sogar mit Hegel schnell fertig. Man kennt sich flüchtig aus dem Philosophieseminar, doch dort scheinen beide nicht viel gelernt zu haben.

Selbstbewusstsein aus Verzweiflung

Doch ganz so eindimensional hat Haratischwili ihre Personen nicht angelegt. Lea wollte sich umbringen in dieser Nacht, man ahnt es bald, und sie bezieht aus dieser Attitüde ein Selbstbewusstsein, mit dessen Hilfe sie ihre Verzweiflung überspielt und lange Zeit die Oberhand über ihren Gegenpart behält. Redegewandter als er und mit auswendiggelernten „Sprüchen“ aus den Filmen der 90er greift sie ihn und seine fixen Positionen an. Doch allmählich und mithilfe von nicht wenig Rotwein taut Tizian auf – und treibt Lea in die Defensive. In Wahrheit denkt auch sie in Schablonen: Aus der Geschichte von Tizians schizophrener Schwester macht sie sich einen Filmplot zurecht, der nach der Realität nicht mehr fragt: „Dein Vater hat deine Schwester eingesperrt und du hast es zugelassen.“ Solche Probleme hätte sie auch gerne – Identität nennt man sowas, und die scheint Lea nur aus Unglück destillierbar: Keine Vergewaltigung habe sie in ihrer Biographie vorzuweisen, nicht mal einen prügelnden Vater. Ihr größter Wunsch: Sie wäre gerne ein Zitat aus einem Film – Hollywoods Melodramen sind ihr näher als das eigene Leben und ein wenig Selbsterkenntnis.

Glaubwürdiges Kammerspiel

„Wir sind Anhängsel, die letzten, die mit der Arschkarte, wird sind Z. Als Y hätte man noch eine Chance.“ Aber welche denn? Sich zum Z weiter zu entwickeln? Gegen Ende, es wird schon Morgen, spielen die beiden eine wilde Ballerszene aus einem wilden B-Movie, schießen um sich, werfen Handgranaten aus dem Hintergrund der schwarzen, nur mit ein paar Bücherstapeln, Hörsaal-Klappstühlen und einem Overhead-Projektor ausgestatteten Bühne. Doch bevor es Tag wird verschwindet Lea auf die Dachterrasse, entdeckt Tizian, dass Leas Zerstörungswut vor allem ihr selbst gilt. Das Publikum bleibt zurück in einem Zuschauerraum voller einzelner, herausgerissener Buchseiten. Man kann in diesen Blättern lesen – aber keinen Zusammenhang herstellen. So wenig, wie sich aus den paar Informationsfetzen aus dem Leben der beiden Protagonisten ein Roman schreiben ließe, so wenig, wie man mithilfe des Besuchs von ein paar Philosophieseminaren sein Leben in den Griff bekommen kann. Ob Tizian Lea retten kann, bleibt offen.

Haratischwilis Text lässt viele Fragen ungestellt, am meisten die nach den Ursachen für Leas existenzielle Verzweiflung. Man kann ihn wohl als Annäherung an die Identitätsprobleme Heranwachsender lesen, möglicherweise auch als Auseinandersetzung mit einer Welt, in der Sinn nicht mehr durch intellektuelle Suche zu gewinnen, aber auch sonstwo nicht leicht zu finden ist. Die beiden Schauspieler stehen dieses Kammerspiel glaubwürdig und ohne Längen durch – das Stück hätte womöglich gewonnen, wenn die Autorin ihre Protagonisten nicht gar so ignorant aneinander vorbeisehen lassen würde, ab und zu ein „echter“ Dialog hätte die Geschichte tiefer gemacht. Trotzdem ein gelungener Theaterabend, den man sich auch im Hoffmannkeller des Stadttheaters ohne weiteres hätte vorstellen können.

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Ungebremstes Konjunkturwachstum in Schwaben

IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2011 Die schwäbische Wirtschaft ist so gut aufgelegt wie schon lange nicht mehr. Das Niveau von 2008, also vor der Krise, wurde überschritten. Über alle Branchen hinweg hat sich die Geschäftslage verbessert. Dies ist in Kürze das Ergebnis der Konjunkturumfrage Frühjahr 2011, die die IHK am 18. Mai vorstellte. Konjunkturindex Schwaben 2011 (Grafik zum Download als pdf anklicken) "Die heimischen Unternehmen blicken auch weiterhin optimistisch in die Zukunft. Kehrseite des Booms [...]

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Konzentriertes Zusammenhören

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„Die Aufführung war sehr, sehr intensiv“

Komponist Tobias PM Schneid zur Uraufführung seines Streichtrios in Augsburg Das Mozartfest Augsburg hatte - gemeinsam mit Ute Legners "Mehr Musik"-Projekt an Tobias PM Schneid eine Auftragsarbeit vergeben (siehe obenstehender Artikel). Schneids Streichtrio wurde in einem „Zukunftsmusik“-Konzert inmitten von Bach/Mozart-Werken uraufgeführt. Frank Heindl sprach mit dem Komponisten. DAZ: Herr Schneid, überraschend viele Ihrer Werke sind bereits auf CD eingespielt – wird man sich demnächst auch Ihr in Augsburg uraufgeführtes Streichtrio zuhause anhören [...]

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Bundesliga: FCA auf dem Transfermarkt sehr aktiv

Der FCA zeigt sich  auf dem Transfermarkt sehr aktiv. Eine Handvoll Neuzugänge sind derzeit zu verbuchen, doch dort, wo er es am nötigsten hat, hat sich der FCA bisher nicht verstärkt. Von Siegfried Zagler Nachdem Andreas Rettig am 8. Mai, wenige Minuten nach dem der Aufstieg durch den Heimsieg gegen den FSV Frankfurt für den […]

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Leute, es ist doch nur ein Spiel!

Ideologisch befrachtet, aber voll guter Ideen: das Klassikprogramm zur Fußball-WM Von Frank Heindl Dass Popbüro-Chef Richard Goerlich einen Teil seines Kulturprogramms rund um die Frauenfußball-WM am Mittwoch schon zum zweiten Teil vorstellte, mag etwas mit dem Sponsor zu tun haben: „Klassik Radio“, deutschlandweit zu empfangen und mit Hauptsitz im Hochhaus am Kongressgebäude, rührt bundesweit die […]

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Kulturpark West: Game over in der Reese-Kaserne

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Sonderaufführung von „Mein Deudshland“ im Liliom

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Kulturpark Gaswerk

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Bob Dylan wird 70 und Augsburg feiert mit Von Frank Heindl 70? Bob Dylan? Völlig unmöglich! Oder doch? Geboren wurde der Folk-Barde am 24.5.1941. 2011 minus 1941 macht – genau: 70. Also doch! Man mag ihn geliebt und verehrt, gehasst und verachtet haben – auf jeden Fall kommt seit gut 50 Jahren keiner mehr an […]

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Stadtjugendring: Raphael Brandmiller als Vorsitzender bestätigt

Raphael Brandmiller wurde am Montag auf der Vollversammlung des Stadtjugendrings einstimmig in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Nachdem der bisherige stellvertretende Vorsitzende Roberto Armellini von der Gewerkschaftsjugend nicht mehr antrat, wurde Matthias Matuschka zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. In seinem Arbeitsbericht formulierte Raphael Brandmiller, dass der Stadtjugendring sich verstärkt den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stellen müsse. […]

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Kurznachrichten

Lechhausen feiert Frieden mit eigener Tafel



Als Teil des Augsburger Friedensfestes findet zum ersten Mal auch in Lechhausen eine eigene „Kleine Friedenstafel“ statt, die am Samstag, dem 2. August 2025, alle Bewohner einlädt. Von 11 bis 14 Uhr sind alle Menschen unterschiedlichen Glaubens herzlich willkommen, sich im Flößerpark zu treffen. Die Idee ist einfach: Jeder bringt Speisen und Getränke mit, die er […]

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SPD lehnt neue Spielplatzsatzung ab



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Die nachhaltigste Klimademo ever!



13 Demonstranten, fast 200 Sekunden auf a.tv – effektiver ist nicht mal der FCA, wenn er in einer Halbzeit aus zwei Ballkontakten zwei Tore macht. Von Bruno Stubenrauch Der Augsburger Wirtschaftsreferent und der Flughafenchef konnten nicht aus und mussten Stellungnahmen abgeben. Aber um was ging es eigentlich? Um die vage Andeutung in einem städtischen Ausschuss, […]

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Wenn die Zeit stehen bleibt



In der Nacht vom 5. auf den 6. August 2025 findet im Rahmen der Friedensfest-Abschlusswoche ein feierliches Gedenkkonzert mit Nachtwache statt. Unter dem Titel „Wenn die Zeit stehen bleibt“ erinnert die Veranstaltung in der Moritzkirche an den Atombombenabwurf auf Hiroshima vor 80 Jahren. Friedensglocke – Symbolbild Das zweiteilige Nachtkonzert beginnt um Mitternacht mit einem Wandelkonzert […]

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Regen: Veranstaltungen im Rosenpavillon entfallen



Die für Samstag, 26. Juli und Sonntag, 27. Juli im Botanischen Garten angesetzten Veranstaltungen Tangotanz am Nachmittag und der Tango-Tanzabend BOTANGO entfallen. Das meldet heute die Stadt Augsburg. Grund ist die schlechte Witterung. Der Lichterzauber-Abend am Samstag, 26. Juli und die Operette „Die Fledermaus“ im Pflanzenüberwinterungshaus finden jedoch statt.

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