Wassercent: Die Klima-Kirche bittet zur Kollekte
Bayern will einen sogenannten „Wassercent“ einführen – eine Abgabe auf die Entnahme von Grundwasser, zu dessen Schutz. Dies hat das Kabinett am 29. Juli 2025 beschlossen. 100 Millionen Euro will der Freistaat damit einnehmen. Die Begründung ist dünn.
Symbolbild
Noch ist der Wassercent nicht rechtskräftig; zuerst muss der bayerische Landtag ein entsprechendes Gesetz beschließen. Doch die Zustimmung von CSU, Freien Wählern, SPD und Grünen gilt als sicher. Voraussichtliches Datum für das Inkrafttreten ist der 1. Juli 2026. Damit würde Bayern als letztes Flächenbundesland nachziehen: In 13 anderen Bundesländern ist ein Wasserentnahmeentgelt schon Praxis.
Grundwasser: aus Regenwasser wird Trinkwasser
Grundwasser ist ein zentraler Bestandteil des Wasserkreislaufs und die wichtigste Trinkwasserressource Deutschlands; es deckt rund 70 Prozent des Bedarfs. Das Augsburger Trinkwasser besteht sogar zu 100 Prozent aus Grundwasser.
Grundwasser stammt hauptsächlich aus versickerndem Regenwasser. Es füllt die Hohlräume im Untergrund. Der Grundwasserkörper wird unten durch undurchlässige Bodenschichten begrenzt. Die obere Begrenzung heißt Grundwasserspiegel.
Follow the science!
Ziel der Einführung des Wassercents ist es, mit dem Erlös den sorgsamen Umgang mit der Ressource Wasser zu fördern. Denn Grundwasser soll knapp werden. Der Klimawandel stelle die Verfügbarkeit zunehmend infrage, so die Experten: Mehr Trockenperioden, höhere Temperaturen und eine höhere Verdunstung würden dazu führen, dass weniger Niederschlagswasser in den Boden sickert.
Die Experten sehen auch eine verstärkte Saisonalität als Problem: Zwar würden sich die Grundwasserspeicher in feuchten Wintern und Frühjahren oft wieder auffüllen, doch extreme Tiefststände in trockenen Sommern würden immer häufiger und markanter.
Gläubige Politiker
Aufgrund dieser von den Experten propagierten Szenarien geht die Politik davon aus, dass die Grundwasserressourcen in Bayern langfristig unter Druck stehen und geschützt werden müssen. Die Einführung des Wassercents ist die direkte politische Antwort darauf. Die so erzielten Einnahmen – bei rund einer Milliarde Kubikmeter Grundwasserentnahme pro Jahr könnten es mehr als 100 Millionen Euro sein – sollen zweckgebunden in den Wasserschutz fließen.
Stimmt das wirklich?
Doch stimmen die von Experten gern als „grundlegende hydrologische Tatsachen“ bezeichneten und von Politikern geglaubten Aussagen überhaupt, nämlich dass in Bayern der Grundwasserspiegel im hydrologischen Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) niedriger ist als im Winter (November bis April) und dass der Grundwasserspiegel langfristig sinkt?
Zeit für einen Faktencheck
Die Grundwassermessstelle 596 im Stadtteil Göggingen ist eine der wichtigsten und am besten dokumentierten Messstellen in der Region. Sie gilt als besonders repräsentativ für das Grundwasser in Augsburg. Der Grundwasserspiegel liegt dort etwa 10 Meter unter der Geländeoberfläche und kann um über drei Meter schwanken.
Die Messstelle 596 gehört zum offiziellen staatlichen Messnetz und wird vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) betrieben. Die Daten sind öffentlich. Die Datenreihe reicht bis 1974 zurück und ermöglicht es, nicht nur kurzfristige Schwankungen, sondern auch langfristige Trends über Jahrzehnte hinweg zu analysieren. Es liegt deshalb nahe, mit diesen Daten die „hydrologischen Tatsachen“ zu überprüfen.
Das Gegenteil ist richtig
Berechnet man aus der Datenreihe die durchschnittlichen Pegelstände der hydrologischen Sommer- und Winterhalbjahre der letzten 20 Jahre, ergibt sich folgendes Bild: Weder geht das Grundwasser zurück noch ist der Pegel im Sommer niedriger als im Winter. Das Gegenteil ist richtig: Sowohl für den Sommer als auch für den Winter zeigt der Trend des Grundwasserspiegels nach oben. Und die Pegelstände liegen im Sommer im Schnitt 34 cm über den winterlichen. Nur in vier*) der 20 betrachteten Jahre war der Sommerpegel niedriger: 2011, 2014, 2018 und 2022 (die Daten für 2025 sind noch unvollständig).
Grafik: DAZ
Ein Wassercent = zehn Eurocent
Nicht nur die wacklige wissenschaftliche Begründung, sondern auch der Name „Wassercent“ hat einen schalen Beigeschmack. Es geht nämlich nicht um EINEN Cent, sondern um ZEHN Cent, die auf den Kubikmeter Wasser aufgeschlagen werden. Auch Söders beschwichtigende „Nur fünf Euro“, die jeder Bürger zusätzlich im Jahr abdrücken soll, klingen stark nach Trittins Kugel Eis für die Energiewende.
Eins ist jedenfalls klar: Bezahlen wird den „Zehn-Cent“ der Bürger. Direkt erhoben wird die Abgabe zwar von den Wasserversorgern und der Industrie und Landwirtschaft. Doch Versorger wie die Stadtwerke Augsburg dürfen die zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergeben.
Bei Wasserpreisen zwischen 2,02 und 2,41 Euro pro Kubikmeter zuzüglich eines monatlichen Grundpreises von 10 bis 15 Euro macht der „Zehn-Cent“ eine Erhöhung von drei bis vier Prozent aus. Und in den Preisen aller wasserintensiven industriellen und landwirtschaftlichen Produkte wird sich der Wassercent ebenfalls wiederfinden. Beispielsweise verbraucht die Produktion eines Liters Milch etwa 1.000 Liter Wasser, also einen Kubikmeter.
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*) In der ursprünglichen Version des Artikels stand, dass der Pegel nur in drei der letzten 20 Jahre im Sommer niedriger war als im Winter. Tatsächlich war das in vier Jahren der Fall; der Artikel wurde entsprechend korrigiert.