DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Samstag, 19.07.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

„KuSpo“: Gaudi aus dem Hause Grab

Kommentar von Siegfried Zagler

Das Kulturreferat ist in Augsburg seit knapp einem Jahr mit dem Sportressort verzahnt. Peter Grab ist mit dieser Idee offen in den Wahlkampf gezogen und hatte damals mit der konservativen Kulturreferentin der Grünen, Eva Leipprand, eine kongeniale Gegenspielerin. Dass sich Peter Grab mit Pro Augsburg gegen die nicht unglücklich agierende Kulturreferentin Leipprand durchsetzen konnte und nun nach und nach „seine“ Idee des „erweiterten Kulturbegriffes“ in die Stadtgesellschaft einführt, ist aber mehr dem Einbruch der Wengert-SPD geschuldet denn dem erkennbaren Wählerwillen in Bezug auf neue Kulturkonzepte in der Kulturstadt Augsburg. Wie auch? Im Wahlkampf gab es dazu – außer der Aussage, dass man für alles offen sei – kaum Konkretes.

In der Kulturausschusssitzung am vergangenen Montag sind nun zwei konkrete Projekte von Pro Augsburg und dem Kultur-/ Sportreferat ins Rollen gebracht worden. Projekte, die in Augsburg für einen heißblütigen Kulturkampf sorgen könnten und nie und nimmer zur Disposition stünden, wenn Pro Augsburg und Peter Grab nicht in der Regierung säßen.

Die Freilichtbühne soll aus dem Stadttheater ausgelagert werden und als GmbH mit eigenständiger künstlerischer Leitung ohne eigenes Ensemble verlorenes Bedeutungsterrain in allen musikalischen Unterhaltungsgenres zurückgewinnen. Man kann über die „neue Philosophie“ für die Freilichtbühne trefflich streiten. Und es ist zu hoffen, dass die neue Stadtregierung der notwendigen Diskussion genügend Zeit einräumt, damit die radikale und profund begründete Strukturreform von der Augsburger Stadtgesellschaft nicht als „Kommerzialisierungsputsch“ (miss)verstanden wird. Ohne ergebnisoffene Diskussion könnte dieser Eindruck zu Recht entstehen.

Das zweite Konzept aus dem Hause Grab, das „Augsburger Pilotprojekt Kultur und Sport“ ( KuSpo) ist dagegen noch weit von akzeptabler Diskussionsreife entfernt. Was Kulturkoordinatorin Iris Steiner, Projektleiterin Karin Schubert, Sportamtschef Robert Zenner und Kulturreferent Peter Grab bei der Zusammenstellung ihres „Grobkonzeptes“ als „Schnittmenge“ von Kultur und Sport zusammenführen wollen, ist im nichtöffentlichen Teil der Kulturausschusssitzung von Christa Stephan (SPD) verrissen worden. Im öffentlichen Teil hat die Opposition das Textfragment noch resignativ durchgewunken.

Der theoretische Ansatz, Kultur und Sport als etwas sinnlich Erlebbares zusammenführen, ist kein Konzept, sondern ein luftiger Gedanke, unter dem eine Reihe skurriler Events subsumiert wurden. Sport transzendiert dann zur Kultur, wenn er über das einzelne Wettkampfergebnis hinaus mit den Maßstäben der Kunst bewertbar wird.

Fußball zum Beispiel soll hierzulande nicht nur erfolgreich, sondern auch schön sein. Was aber ist am Fußballspiel schön? Um die Schönheit des Spiels ergebnisunabhängig zu differenzieren, braucht es Sprache, die über die Berichterstattung hinausgeht. Sprache, die sich in den 70ern noch an den Begriffen der Theaterkritik orientierte. Zwischen „Netzer kam aus der Tiefe des Raumes“ des FAZ-Feuilltonisten Karl Heinz Bohrer und dem „um das Gekicke gut zu finden, braucht man wohl eine Trainerlizenz“ des Sportreporters Marcel Reif liegen dreißig Jahre Metasprache zur Lesart des Fußballsports.

Die FAZ und die Süddeutsche haben in dieser Zeit das Schreiben über Sport zu einer eigenen Kunstform entwickelt. Reif und die Fußball-Feuilltonisten sind begehrte Podiumsgäste, wenn es darum geht, etwas Kluges über Kultur und Sport zu sagen. Doch womöglich ist das den Machern von KuSpo zu abstrakt. Sie setzen auf Publikumszuspruch und bemühen sich um Oli Kahn oder Hansi Hinterseer.

Sport transzendiert zur Kultur, wenn das ästhetische Muster des Wettkampfes in der Bewertung kulturell bedeutsam wird. Sport ist in seiner gesamten Bedeutsamkeit immer mit kulturell bedingten Anschauungsweisen verflochten. Das mag ein wenig abgehoben klingen, und vielleicht muss man Joyce Carol Oates‘ Essay „Über Boxen“ kennen, um zu verstehen, dass man Sport als kulturelle Metapher auf das reale Leben zu verstehen hat:

„Ich habe keine Schwierigkeit, Boxen als Sport zu rechtfertigen, weil ich es nie als Sport gesehen habe. Boxen hat grundsätzlich nichts Spielerisches, nichts Helles, nichts Gefälliges an sich. In seinen intensivsten Momenten ist es ein so ungebrochenes und so machtvolles Bild des Lebens – seiner Schönheit, seiner Verletzlichkeit und Verzweiflung, seines unberechenbaren und oft selbst zerstörerischen Muts -, dass es das Leben selbst ist und kaum ein bloßer Sport …“

Sport ist mehr als Ergebnis, mehr als die Entscheidung über Sieg oder Niederlage. Diese einfach Formel hätte genügt, um KuSpo einen theoretischen Überbau zu geben. Die Macher von KuSpo wollen aber nicht differenzieren, sondern zusammenführen. Das Zusammengeführte solle dann eine neue Sichtweise, eine neue sinnliche Erfahrung ermöglichen.

Das sogenannte „Lebendschach“ ist eine bekannte Variante dieser Idee. In Augsburg könnte man das folgendermaßen zelebrieren: Auf dem Rathausplatz wird ein flächendeckendes „Schachbrett“ verlegt. Die Schwerfiguren sind BallettschülerInnen aus den örtlichen Tanzschulen und Stadträte (Bauern). Die Spieler (Bernd Kränzle und Stefan Kiefer) lassen „ihre Figuren“ durch Zuruf auf die richtigen Felder tanzen, fachliche Unterstützung erfahren die Kontrahenten von den besten Spielern Augsburger Schachvereine. Der Augsburger Sportjournalist Waldemar Hartmann kommentiert das Spektakel. Jeder Zug wird von den Tänzern kunstvoll mit musikalischer Begleitung des Philharmonischen Orchesters getanzt.

Zugegeben: Diese Idee ist alles andere als neu. Im italienischen Monselice lockt ein ähnliches Spektakel jährlich Tausende von Zuschauern. Das einzige Manko dabei ist, dass dieses gesellschaftliche Event wenig mit dem Schachsport, wenig mit klassischer Musik und fast gar nichts mit Ballett zu tun hat. In Monselice ist es – wie das Turamichele in Augsburg – eine traditionsreiche, volkstümliche Gaudi, die niemand ernsthaft mit Sport, Ballett oder Musik in Verbindung bringt.

Das Gleiche lässt sich über KuSpo sagen. Die im Kulturausschuss vorgestellte Eventreihe hat weder etwas mit Sport noch mit Kultur zu tun. Falls diese 100.000 Euro teure Auflistung billiger Zirkusnummern aus falsch verstandener Koalitionstreue geräuschlos von der bürgerlichen Stadtratsmehrheit bewilligt werden sollte, sollte man zumindest dafür sorgen, dass der peinliche Klamauk ohne großes Aufsehen abgewickelt wird.

Falls sich die täglich zunehmende DAZ-Leserschaft – ob der harschen Worte – selbst ein Urteil bilden möchte, bitte:

» KuSpo Programmideen 2009 (pdf 41 kB)

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Stad(t)t-Gestaltung

Das Architekturforum Augsburg e.V. beschäftigt sich mit Themen der Baukunst, Stadtentwicklung und Denkmalpflege. Eine Arbeitgruppe des Vereins befasst sich mit der "Allgemeinen Verunstaltung" Augsburgs, derzeit mit einem Werbeträger auf dem Rathausplatz. Viele gestalterische Missstände geschehen aus Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit. "Je länger sie vorhanden sind, je eher gewöhnt sich das Auge daran und nimmt es im täglichen Vorübergehen gar nicht mehr wahr", so Architekt Volker Schafitel in einem aktuellen Blog-Beitrag seines Vereins. [...]

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Stadtplan im Hosentaschenformat

Amtlicher Innenstadtplan erstmals erschienen Mit einer Palette von Stadtplan-Produkten bietet das Stadtvermessungsamt für verschiedenste Zielgruppen ein passendes Kartenwerk. Im Internet dient der amtliche Stadtplan bereits als Orientierungshilfe (wir berichteten). Mit dem erstmalig aufgelegten "Amtlichen Innenstadtplan Augsburg" wurde nun eine letzte Marktlücke geschlossen. Der Plan ist besonders für Kurzzeit-Touristen und Tagesgäste gedacht, die sich vorwiegend in der Innenstadt aufhalten und nur wenig für eine Karte ausgeben wollen. Das handliche Produkt im Hosentaschenformat von [...]

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Radeln frei in der Fußgängerzone

Nicht rund um die Uhr, aber immerhin zu bestimmten Uhrzeiten darf die Augsburger Fußgängerzone mit dem Rad befahren werden. Eine im vergangenen Mai beschlossene versuchsweise Zulassung soll jetzt in eine Dauerregelung umgewandelt werden. Vor allem Nachtschwärmer und morgendliche Pendler dürften erfreut sein. Denn in der Zeit von 20.30 Uhr bis 9.00 Uhr darf künftig in folgenden Straßenabschnitten geradelt werden: Ludwigstraße, Steingasse, Annastraße, Martin-Luther-Platz, Philippine-Welser-Straße und entlang des Rathausplatzes zwischen Steingasse und [...]

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Kulturausschuss: Ermächtigung für Peter Grab

Die sanierungsbedürftige Kongresshalle soll nach Vorstellung des Finanzreferenten Hermann Weber ins Konjunkturpaket II aufgenommen werden. Falls dies gelingt, müsste die Stadt unverzüglich mit der Sanierung der Kongresshalle beginnen, womit acht Doppeltermine der Philharmonischen Konzerte für die Spielzeit 2009/2010 eine Ersatzspielstätte benötigen. Vergangenen Montag stellte sich der neue Generalmusikdirektor Dirk Kaftan kurz dem Kulturausschuss vor. Er […]

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LINKE unterstützt Verkehrsberuhigung am Lauterlech

Die Wohnstraße „Lauterlech“ wird von Autofahrern gern als Schleichweg genutzt. Eine Bürgerinitiative von betroffenen Anwohnern sinnt auf Abhilfe. Wenn sich an der Kreuzung Mittlerer Graben / Pilgerhausstraße der Verkehr staut, benutzen viele Autofahrer die Route über die Henisiusstraße und den Lauterlech in die Pilgerhausstraße und umgekehrt als Abkürzung. Lärm-, Abgasbelästigungen und ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für […]

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Grüne stellen Antrag zur Sanierung des Klinikums

Die Grünen, voran die Augsburger Abgeordnete Christine Kamm, haben im Bayerischen Landtag den Antrag gestellt, am Zentralklinikum Augsburg die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung in der Maximalstufe sicherzustellen. Gemäß dem Antrag der Grünen soll der Bayerische Landtag beschließen, die Staatsregierung aufzufordern, über den derzeit noch vorhandenen Investitionsbedarf am Augsburger Klinikum zu berichten und ein Konzept zur […]

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Freilichtbühne: Spielplan 2009 nicht gefährdet

Die Stadt hat eine schnelle Lösung für die marode Augsburger Freilichtbühne gefunden. Der einsturzgefährdete Bühnenboden wird sofort saniert. Dies teilte Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl gestern auf einer Pressekonferenz mit. Nach Art. 37 der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern ist der erste Bürgermeister befugt, an Stelle des Stadtrats oder eines Ausschusses „dringliche Anordnungen zu treffen und […]

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Stadt steht zu Augsburger Flughafen in seiner derzeitigen Form

Der Verkehrslandeplatz Augsburg wird auch in Zukunft in dem aktuell bestehenden rechtlichen Rahmen betrieben. Ein Ausbau für größere Flugzeuge ist nicht geplant. Dies meldete die Stadt gestern. Die Stadt Augsburg als Alleingesellschafterin der Augsburger Flughafen GmbH hält am bestehenden Geschäftsmodell des Verkehrslandeplatzes Augsburg als Geschäftsreiseflughafen für die regionale Wirtschaft fest. Eine Ausweitung des Flugverkehrs mit […]

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Bundestag: Süßmair in guter Hoffnung

Der Augsburger Stadtrat Alexander Süßmair bewirbt sich um den Einzug in den nächsten Deutschen Bundestag. Sein Einzug in das Bundesparlament auf Platz 6 der Bayerischen Landesliste der LINKEN würde bedeuten, dass die Stadt Augsburg neben den „gesetzten“ Christian Ruck (CSU), Heinz Paula (SPD), Miriam Gruß (FDP) und Claudia Roth (GRÜNEN) eine fünfte Vertretung in Berlin […]

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Hochprozentiges in atemberaubender Geschwindigkeit

LaBrassBanda im Spektrum Von Frank Heindl Stefan Dettl untertrieb zwar gewaltig, als er sich an das „LaBrassBanda“-Konzert vor einem Jahr in der „Kantine“ erinnerte. Von wegen „nur zwanzig Leute“! – auch damals schon sah und hörte man ein gut besuchtes Konzert mit einem restlos begeisterten Publikum. Trotzdem hat er natürlich recht mit der Feststellung, dass […]

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OB Gribl stimmt Augsburg auf die Wirtschaftskrise ein

Seinen Besuch bei der Kanzlerin und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zur Wirtschaftskrise nahm OB Kurt Gribl zum Anlass, die finanzielle Entwicklung des Augsburger Haushalts zu hinterfragen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am vergangenen Montag einer Arbeitsgruppe von CDU/CSU-Oberbürgermeistern, der auch Gribl angehört, mitgeteilt, dass sämtliche Wirtschaftsinstitute derzeit ihre Prognosen überarbeiten. Man rechne für 2009 mit einem […]

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Kurznachrichten

„Fuggerallee jetzt!“



Am Samstag, den 19. Juli 2025 von 12 bis 17 Uhr findet auf dem Königsplatz vor der Deutschen Bank die Veranstaltung „Aufbruch zur Klimastadt – Fuggerallee jetzt!“ statt. Ziel der Veranstaltung ist es, die Wiederbegrünung der Fuggerstraße als Symbol für eine umfassende Begrünung der Augsburger Innenstadt im Kontext des Klimawandels zu fordern. Acht umwelt- und […]

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Bombenalarm in der Halderstraße aufgehoben – Tatverdächtiger festgenommen



Wegen einer Bombendrohung, vermutlich gegen ein Hotel, ist zurzeit (Freitag, 18.7.25, 11:00) die Halderstraße komplett und die Ladehofstraße bis zum Parkhaus gesperrt. Auch die Straßenbahnen „parken“ dort nur. Nach Informationen der DAZ wurde ein Sprengstoffhund angefordert. Update um 13:40 Uhr: Die dreistündige Sperrung der Halderstraße ist aufgehoben. Auch die Straßenbahnen verkehren wieder. Update um 20:00 […]

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Perlach: Turmzwiebel bleibt noch oben



Die ursprünglich für Freitag, den 18. Juli geplante Abnahme der Turmzwiebel muss verschoben werden. Grund: Die Stadtgöttin Cisa und die goldene Kugel konnten am 17. Juli nicht geborgen werden. Die Bergung hätte mit einer Hebebühne vorgenommen werden sollen. Diese war aber einige Meter zu kurz. Laut Stadt hat sich die Fachfirma, die für die Bereitstellung […]

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Eintritt frei in der Fuggerei



Anlässlich der Jakober Kirchweih 2025 bietet die Fuggerei am kommenden Samstag und Sonntag, den 19. und 20. Juli, ab 9 Uhr freien Eintritt für ihre Besucher. Geboten wird ein abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt. In der Fuggerei, die Teil der Kirchweih ist, öffnet an beiden Tagen ab 12 Uhr ein Waffelstand und ein Eiswagen. […]

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Neues vom Perlach



Die neuen Treppen im Perlachturm werden flacher und damit mehr. Das ergibt sich aus einem Transparent, mit dem seit dem 14. Juli der Bauzaun am Perlach bekleidet ist. 258 Stufen mussten bis 2017 die Teilnehmer des legendären Perlachturmlaufs, einem der ältesten Treppensprintrennen in Deutschland, überwinden. In Zukunft sollen es 281 sein. Auch die Musik soll […]

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