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Montag, 30.06.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Die Spannung des Ungewissen

Stadttheater: Neuer Spielplan in Zeiten des Umbruchs

Von Frank Heindl

"Es geht noch heller": Cover des neuen Spielplans

"... es geht noch heller": Cover des neuen 120seitigen Spielplans


Mit Spannung hatte man den Spielplan des Stadttheaters für die Spielzeit 2010/2011 erwartet: Im nächsten Jahr stehen ungewöhnliche Veränderungen an, denen nur mit ungewöhnlichen Maßnahmen beizukommen ist. Am Dienstag stellten Intendantin Juliane Votteler und ihre Direktoren ihre Pläne vormittags der Presse, nachmittags dem Werkausschuss im Stadtrat und schließlich am Abend der Öffentlichkeit vor. Die Spannung allerdings bleibt – denn ob alles so kommt, wie die Theaterleitung es geplant hat, wird noch für längere Zeit offen bleiben.

Für Generalmusikdirektor Dirk Kaftan hat die „neue Zeit“ schon begonnen. Er hat mit seinem Orchester die wohl heftigste Überraschung der laufenden Spielzeit zu bewältigen. Die plötzliche Schließung seiner Hauptspielstätte, der Kongresshalle, machte schnelle Entscheidungen erforderlich: Man wich nach Gersthofen aus, und dem Vernehmen nach ist entgegen manchen Unkenrufen das Publikum (zumindest vorläufig) mitgekommen. Orchesterfans werden sich in der nächsten Spielzeit an den längeren Anfahrtsweg gewöhnen müssen. Den wird gerne bewältigen, wer Kaftans Programm mag – es ist auch in der kommenden Spielzeit gespickt mit reizvollen Ausflügen in die Moderne, ohne deswegen die „Klassik“ zu vernachlässigen.

Konzert: Jazz, jüdische Musik, Fußball

So gibt es ein Konzert, in dem Jazz und Sinfonie aufeinandertreffen – mit dem „Concerto für Jazz-Band und sinfonisches Orchester“ von Rolf Liebermann, der „Harlem Suite“ des Jazz-Komponisten Duke Ellington und Sergej Prokofjews 7. Sinfonie. Nicht nur die Begegnung mit dem Jazz ist Kaftan wichtig, auch die mit jüdischer Musik prägt ein ganzes Konzert: Den Klarinettisten Giora Feidman hat er für ein Konzert im Rahmen des Festivals der 1000 Töne gewinnen können. Und die Journalistin Elke Heidenreich wird ein Programm literarisch moderieren, in dem es um Militärisches von Haydn (1732-1809) bis Kagel (1931-2008) geht. All dies findet, wie gesagt, in der Stadthalle Gersthofen statt. Doch auch in Augsburg kann man das Philharmonische Orchester hören: Unter anderem auf der Freilichtbühne mit einer Revue zur Frauenfußball-WM und im Goldenen Saal mit zwei Sonntags-Matineen. Daneben gibt es natürlich wieder Kammermusikmatineen, und die Fans Neuer Musik werden sich darüber freuen, dass auch die ambitionierte Reihe „Zukunft(s)musik“ weitergeht. Last but not least: Dirk Kaftan hält an seinem Konzept fest, regelmäßig mit dem Orchester „auszuschwärmen“ – unter anderem in die Schulen. 15.000 Jugendliche werden am Ende der laufenden Spielzeit das Orchester gehört haben, das Projekt soll weitergehen.

Oper: Tristan in voller Länge – Aida nur konzertant

Oberndirektor Ralf Waldschmidt startet im Oktober in seine vierte Augsburger Spielzeit – es wird seine letzte sein, er geht anschließend als Intendant nach Osnabrück. Zuvor will er noch eine paar gewichtige Zeichen setzen. Richard Wagners „Tristan und Isolde“ dürfte ein solches sein – die zirka viereinhalbstündige Oper, die zu Wagners Zeiten zunächst als unaufführbar galt, wird man als Herausforderung für das Augsburger Ensemble betrachten können. An der Wiener Hofoper jedenfalls hat man das Projekt im Jahr 1865 nach 77 Proben – aufgegeben. Wagners Musik wurde schon damals als revolutionär bezeichnet, bis heute gilt, dass sie alle bis dahin vorhandenen Grenzen überschritt. Ein weiteres Mammutprojekt wäre – eigentlich – Giuseppe Verdis „Aida“. Doch Verdis Stoff, der immer wieder zu gigantisch-pompösen Inszenierungen inspiriert hat, kommt in Augsburg stark reduziert daher: Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten und verkürzter Probenzeiten wird die Oper konzertant gegeben. Waldschmidt betont, der Musik Verdis werde diese Art der Darbietung womöglich nützen, denn so komme sie „prononcierter rüber“. Man sollte die Sache aber ruhig auch – ob so geplant oder nicht – als einen mahnenden Zeigefinger der Theaterverantwortlichen begreifen: So sieht Theater aus, wenn die Stadt sich nicht um ordentliche Spielstätten und hinlängliche Arbeitsbedingungen bemüht.

Schauspiel: Auf zu neuen Orten

Auch Schauspieldirektor Trabusch quälen gelegentlich Ängste bezüglich notwendiger, aber (noch) nicht vorhandener neuer Spielstätten. Er muss in der kommenden Spielplan ohne die Komödie auskommen, und ob der neue Container wie geplant im Januar steht, ist momentan schwer abzusehen. Trotzdem stehen 16 Produktionen mit Beteiligung des Schauspiels auf dem neuen Spielplan – elf davon sind Neuproduktionen. Zwei Stücke werden auf dem Dierig-Gelände gespielt, wo zusätzlich die überaus erfolgreichen „Weber von Augsburg“ weiterhin zu sehen sein werden. Im Großen Haus gibt es Tschechows „Kirschgarten“, Hebbels „Maria Magdalena“ und den „Besuch der alten Dame“ von Dürrenmatt. Nicht zu vergessen: Für den Besuchernachwuchs wird ab November Otfried Preußlers „Kleine Hexe“ gegeben. Wenn alles gut geht, wird Trabusch im Januar die erste Produktion im neuen Container zeigen können – es dürfte kein Zufall sein, dass mit „Mann ist Mann“ ein Brecht-Stück dafür vorgesehen ist, in der Brechtstadt Augsburg eine neue Spielstätte einzuweihen. Folgen wird im Container (ob sich für ihn dann wohl eine andere Bezeichnung einbürgern wird?) später noch John Osbornes „Blick zurück im Zorn“ – und im Sommer auf der Freilichbühne „Die Abseitsfalle“, eine „szenisch-musikalische Revue“, die im Rahmen der Frauenfußball-WM in Kooperation mit dem Kulturausschuss des DFB entsteht.

Mit Optimismus und Schutzhelm in die neue Spielzeit

Übrigens macht das Schmökern im neuen Spielplan auch aus anderen Gründen Spaß: Der Fotograf A.T. Schäfer hat die 120seitige Broschüre einem „Paradigmenwechsel“ unterworfen: Alle Protagonisten des Theaters wurden gerade nicht im Theater fotografiert, sondern in anderen Augsburger Kulturstätten von „tim“ über „H2“ bis zum Wasserwerk am Hochablass. Und Schäfer verzichtet bei seiner Fotoarbeit auf jede EDV-technische Nachbearbeitung: seine Fotos sind noch (und wieder) echte Handarbeit. Gekrönt werden sie von einer Bildfolge am Ende des Heftes: Sie zeigt noch einmal den skandalösen baulichen Zustand des Stadttheaters. Und ganz zum Schluss eine Direktorenmannschaft um Juliane Votteler, die der Misere mit Schutzhelmen trotzt, sowie einer gehörigen Portion Beharrungsvermögen und Optimismus, die sich im neuen Spielplan zeigen. Der Container wird wohl kommen, ob und wann die neue Spielstätte hinter dem Großen Haus und das generalsanierte Haupthaus selbst auf dem Spielplan der Stadt stehen, lässt sich derzeit kaum absehen. Für den Theaterbesucher könnte die Übergangszeit einen eigenen Reiz entwickeln: All der Zwang zur Improvisation, alle das Herumziehen zu neuen Spielstätten, und dann die veränderte Wahrnehmung der „altehrwürdigen“ Institution Stadttheater in ganz neuen Kontexten – das hat etwas ziemlich Spannendes. Als ewig unzufriedener augsburgerischer Zeitgenosse wird man das möglicherweise eines Tages sogar vermissen.

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„Plan A“ für das Augsburger Stadttheater

Der Werkausschuss des Theaters sprach sich gestern einstimmig für die Neukonzeption einer zweiten Spielstätte an der Kasernstraße neben dem Großen Haus aus. Der endgültige Grundsatzbeschluss soll heute im Stadtrat fallen. Basis der Neukonzeption ist eine Studie von PFP Architekten aus Hamburg, deren Vertreter Jörg Friedrich dem Ausschuss am gestrigen Dienstag mehrere untersuchte Lösungen vorstellte. Als Favorit präsentierte der Theaterspezialist die rund 60 Millionen teure Variante A mit einer an der Volkhartstraße [...]

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Mozartfest: Bilanz positiv

Unter dem Motto „Mozart und Italien“ konnten die Besucher des diesjährigen Mozartfestes in Konzerten, Vorträgen und Musiktheater an zehn Tagen rund 30 außergewöhnliche Veranstaltungen erleben. Darunter waren zwei Uraufführungen, eine deutsche Erstaufführung und fünf erstmalige Wiederaufführungen. „Mit unseren europäischen Kooperationspartnern in Mailand, Bologna, Salzburg und London ist es uns gelungen, ein äußerst spannendes und dichtes Programm zusammenzustellen, das uns sowohl vom Publikum als auch in Fachkreisen viel Lob einbrachte“, berichtet Kulturamtsleiter [...]

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Königsplatzumbau: Widerstand aus dem Textilviertel?

Nach der „Neuen Augsburger Mitte“ scheint sich eine zweite Anwohnergruppierung gegen die Königsplatzumbaupläne der Stadtregierung zu formieren. SPD-Stadtrat Karl-Heinz Schneider macht im Textilviertel gegen die „Sperrung der Straßenzüge Konrad-Adenauer-Allee – Königsplatz – Fuggerstraße“ mobil. „Auf dieser Achse“, so Schneider, „fahren zur Zeit auf Höhe Kö täglich ca. 25.000 Autos.“ Der SPD-Stadtrat geht davon aus, dass „diese Fahrzeuge sich künftig neue Routen suchen werden, insbesondere über die bereits jetzt schon stark belastete [...]

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Neuer Kö: Alle Entwürfe des Wettbewerbs im Vergleich

Seit Freitag sind die Entwürfe für die Hochbauten am neuen Kö im Stadtwerkesaal am Hohen Weg ausgestellt. Sieger wurde ein geradliniger und funktionaler Entwurf. Stadtwerke-Chef Norbert Walter nutzte die Entwurfspräsentation für einen Appell an den Augsburger Stadtrat. Nach dem Ideenwettbewerb im Frühjahr 2009 habe es einen breiten Konsens für die Umsetzung des autofreien Kö gegeben. […]

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Relegation: FCA gegen den Club ohne jede Chance

Ohne sich eine Tormöglichkeit zu erspielen, scheiterte der FCA in den beiden Relegationsspielen haushoch gegen den 1. FC Nürnberg, der in der ausverkauften impuls arena gegen die Augsburger in keiner Phase des Spiels in Schwierigkeiten kam und das zweite Match mühelos zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Von Siegfried Zagler Im Vergleich zur ersten Partie änderte […]

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Relegation II: Der „Debb“ gegen Jentzsch und Voodoo

Am heutigen Sonntagabend fällt die letzte Entscheidung der Bundesligasaison 2009/10. Der FCA empfängt den 1.FC Nürnberg zum zweiten Relegationsspiel um den Aufstieg in die Erste Bundesliga. An ein Weiterkommen des FCA glauben – nach der katastrophalen Vorstellung des FCA im Hinspiel – selbst in Augsburg nur noch Marktschreier und Zweckoptimisten – und eine Voodoo-Hexe aus Haunstetten.    Von Siegfried Zagler In […]

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Relegation: FCA von der Rolle

Der Aufstieg des FCA in die Erste Bundesliga ist nach der ersten Relegationspartie gegen den Club in etwa so wahrscheinlich geworden wie die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Augsburger Schriftsteller Arno Loeb. Nach einer trostlosen Vorstellung verlor der FC Augsburg das erste Relegationsspiel um den Aufstieg in die Erste Bundesliga in Nürnberg mit 1:0. Am […]

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Die Komödie feiert Abschied

Geplant: Highlights und eine große Schlussgala Am Mittwoch hatten manche schon beinahe Tränen in den Augen: Mit „Motortown“ fand die letzte Premiere in der Komödie statt (DAZ berichtete), die Theaterzeiten in der Altstadt gehen damit endgültig dem Ende zu. Doch dem weinenden Auge gesellt sich auch ein lachendes hinzu: Zum einen freut man sich im […]

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Der Rückweg – zerbombt

Premiere in der Komödie: „Motortown“ von Simon Stephens Von Frank Heindl Danny kehrt aus dem Krieg zurück und ist plötzlich ein Fremder in der Heimat. Ein Thema, das noch vor wenigen Jahren anderen Nationen vorbehalten war: Nur US-Amerikaner, immer öfter auch Engländer litten damals am so genannten posttraumatischen Belastungssyndrom – an den unbewältigten Folgen dramatischer […]

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„Der Clubb is a Debb“

Der FC Augsburg steht vor den beiden wichtigsten Spielen seiner Geschichte. Gegner ist der 1. FC Nürnberg. Heute Abend in Nürnberg und am Sonntag, 16. Mai in Augsburg wird um den Aufstieg ins Fußballoberhaus gespielt. Das Spiel heißt Fußball, womit gesagt sein soll, dass es sich in Wahrheit nicht um ein Spiel, sondern um eine […]

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Der „atmosphärische Eindruck“ ist positiv

Mozartfest 2010 steuert auf die Halbzeit zu Eine Zwischenbilanz sei noch nicht möglich, sagt Thomas Weitzel, Leiter des Kulturamtes und künstlerischer Leiter des Mozartfestivals. Es ist schließlich noch nicht mal Halbzeit – für Zahlen über Kartenverkauf und Publikumszuspruch ist es zu früh, nächste Woche wird man mehr wissen. Sein „atmosphärischer Eindruck“ allerdings sei positiv, betonte […]

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Kurznachrichten

Warnung vor geringer Hitze



Alles halb so schlimm mit dem Hitzesommer, meint msn.com. Am Sonntag, 29. Juni 2025 um 17 Uhr meldet das Portal zwar sommerliche 32°C für Augsburg, warnt aber nur vor „geringer Hitze“. Update: Auch heute, am 30. Juni 2025 um 13 Uhr warnt msn.com die Augsburger wieder vor geringer Hitze!

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Die Lange Kunstnacht am Samstag, 28. Juni



Am kommenden Samstag wird die Augsburger Innenstadt zur großen Bühne für Kunst, Musik und Begegnung. Die diesjährige Lange Kunstnacht wurde unter das Motto „Frieden gestalten“ gestellt. In vielen musikalischen, geschichtlichen und künstlerischen Facetten soll Frieden erlebbar werden. Mit über 200 Veranstaltungen an rund 50 Spielorten soll die Vielfalt künstlerischer Perspektiven auf das Thema Frieden gezeigt […]

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Ein Tastenzauber – Klavierkonzert der jungen Exzellenzpianisten des LMC am 25. Juni im Parktheater



Bereits zum fünften Mal präsentieren ausgezeichnete junge Pianistinnen und Pianisten des Leopold Mozart College of Music der Universität Augsburg (LMC) Meisterstücke der Klavierliteratur.  Frédéric Chopin hat mit seiner Klangsprache einen bedeutenden musikalischen Fußabdruck in dieser Welt hinterlassen. Sein künstlerisches Werk inspiriert Musikerinnen und Musiker bis heute und sorgte für Begeisterung und Aufruhr unter Komponisten zu […]

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Hinauf ins Grüne! – 30. Deutsche Baumklettermeisterschaft 2025 an diesem Wochenende in Augsburg



Ein besonderes Highlight in den Wipfeln der Bäume gibt es an diesem Wochenende in Augsburg zu erleben. Am heutigen Freitag und am Samstag treffen sich Baumkletterer aus ganz Deutschland im Wittelsbacher Park zum Wettkampf um die Meisterschaft.  Seit 30 Jahren veranstaltet die ISA Germany e.V. als ehrenamtlicher Naturschutzverein diese Meisterschaft, jährlich an wechselnden Standorten. Am […]

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Klimagewinner Zoo



In seinem aktuellen Newsletter 05/2025 präsentiert sich der Zoo Augsburg als klarer Klimagewinner. Der April 2025 war der besucherstärkste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Zoo formuliert es im Abschnitt „.. und sonst“ seines Newsletters zwar minimal anders, aber nicht weniger deutlich: „Mit fast 90.000 Besuchern war der April der besucherstärkste den es wohl jemals gab. […]

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