Relegation: FCA von der Rolle
Der Aufstieg des FCA in die Erste Bundesliga ist nach der ersten Relegationspartie gegen den Club in etwa so wahrscheinlich geworden wie die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Augsburger Schriftsteller Arno Loeb. Nach einer trostlosen Vorstellung verlor der FC Augsburg das erste Relegationsspiel um den Aufstieg in die Erste Bundesliga in Nürnberg mit 1:0. Am Donnerstagabend haben sich in Nürnberg aber nicht nur die Augsburger Spieler blamiert.
Von Siegfried Zagler
Ein Nulleins ist – trotz Europapokalmodus – ein reparables Ergebnis, doch angesichts des Spielverlaufs im Easy-Credit-Stadion darf man getrost alle Augsburger Hoffnungen auf Erstklassigkeit fahren lassen. Der seit vielen Wochen andauernde fußballerische Niedergang des FCA ist, allem Anschein nach, auch durch die zunehmende Bedeutsamkeit der Ereignisse nicht zu stoppen. Nur in den ersten zwanzig Minuten verstanden es die Augsburger, das Spiel vor 40.506 Zuschauern gegen den Club offen zu halten, ohne dass dabei allerdings etwas Bemerkenswertes vor dem Tor von Club-Keeper Schäfer geschah. Der Club war in jeder Hinsicht die bessere Mannschaft, und das ist aus Augsburger Sicht deshalb so deprimierend, weil die Nürnberger am Donnerstagabend – wie auch in den letzten fünf Ligaspielen – kaum Struktur im Spiel nach vorne entwickelten. Die Nürnberger Aktionen waren in allen Mannschaftsteilen von Hektik, Nervosität und limitierter Ballfertigkeit gezeichnet. Von Choupo-Moting und Frantz ging zumindest die Andeutung eines strukturierten Angriffes aus, der Rest war unorganisiertes wie ungenaues Passspiel und Ideenlosigkeit. Die gesamte Partie war seitens der Clubberer geprägt von Fehlpässen, eifriger Kampfbereitschaft und balltechnischer Katastrophen jeglicher Art. Dennoch kamen die Nürnberger in der zweiten Halbzeit mit einfachsten Mitteln zu einer Reihe hochkarätiger Torchancen. Allein Simon Jentzsch und der sagenumwobenen Abschlussschwäche der Nürnberger Angreifer war es zu verdanken, dass der FCA nicht mit einer Klatsche nach Hause geschickt wurde.
„Wo spielt eigentlich Baier?“
Möhrle, de Roeck und Bellinghausen zeigten eine angemessene Leistung in der Unterbindung der Nürnberger Aktionen in Strafraumnähe, während die beiden Sechser Hegeler und Brinkmann kein Kapital aus dem holprigen Aufbauspiel der Heimmannschaft schlagen konnten. Zum Angriffsspiel des FCA ist lediglich festzustellen, dass es nicht stattfand. Vom Goalgetter der Augsburger war nur in den ersten fünfzehn Minuten etwas zu sehen, danach versank Michael Thurk 75 Minuten im Schatten von Club-Kapitän Andreas Wolf. Thurk bewegte sich zu wenig, rochierte nicht und unternahm als einzige Spitze nichts, um die klaffende Lücke zwischen dem nur sporadisch aufrückenden Mittelfeld und Angriff zu schließen. Die drei anderen Augsburger Kreativspieler sollte man mit dem Verdikt von Ludwig Wittgenstein versehen: „ Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Wittgenstein hat sich bekanntermaßen daran nicht gehalten.
„Wo spielt eigentlich Baier?“, fragte ein verzweifelter FCA-Fan in den grauen Nürnberger Nachthimmel hinein. Marcel Ndjeng Probleme beginnen derzeit bei der Ballannahme und „Ibo“ Traores Ballführung würde aktuell jeden Bezirksligatrainer auf die Palme treiben. Wer oder was für die verlorene Form von Ndjeng und Traore verantwortlich ist (Baier kann es einfach nicht besser), wird ein Mysterium bleiben. Verletzungen haben die beiden Schlüsselspieler des FCA jedenfalls nicht aus der Bahn geworfen.
Dass die Messe in der Relegation noch nicht gelesen ist, liegt daran, – wie der Anhang des 1.FC Nürnberg zu sagen pflegt – dass der „Clubb a Debb is“ und es aus Unvermögen (ein vergebener Elfmeter und zahlreiche ungenutzte Großchancen unterstreichen diese Aussage) nicht verstand, mit einem deutlichen Resultat den FCA endgültig aus seinen Bundesligaträumen zu schießen.
Der Augsburger Anhang war in der Masse nicht an die Noris zu bewegen. 2.000 von insgesamt 4.800 Gästetickets wurden nach Angaben des FCA an den Valznerweiher zurückgeschickt. Der Gästeblock schien halbleer und auch auf der Haupttribüne gab es große Lücken. Für die „Sportstadt Augsburg“ war diese phlegmatische Supporterhaltung an diesem so bedeutsamen Fußballabend blamabel. Das Nürnberger Stadion war nicht ausverkauft, 8.000 Sitzschüsseln blieben leer. Zirka 10.000 Augsburger hätten demnach die Möglichkeit gehabt, dem FCA seinen „Angsthasenfußball“ auszutreiben. Dass das allerdings nur bedingt funktioniert, demonstrierten die Clubakteure, die sich kaum von der Champions-League-Atmosphäre, die ihr leidenschaftlicher wie geduldiger Anhang generierte, inspirieren ließen.
1. FC Nürnberg: Schäfer – Judt, Maroh, Wolf, Pinola – Ottl -Gündogan (88. Mintal), Frantz (79. Risse) – Eigler, Bunjaku -Choupo-Moting
FC Augsburg: Jentzsch – Reinhardt, Möhrle, de Roeck, Bellinghausen – Hegeler, Brinkmann – Ndjeng (70. da Costa), Baier(89. Hain), Traoré (90. Buck) – Thurk
Zuschauer: 40.509
Tor: 1:0 Eigler (84.)
Besonderes Vorkommnis: Bunjaku (1. FC Nürnberg) scheitert mit Foulelfmeter an Jentzsch (67.)
Gelbe Karten: Pinola (10/gesperrt im Rückspiel), Wolf / Baier, Möhrle, Reinhardt, Thurk, de Roeck (5/gesperrt im Rückspiel)