Relegation II: Der „Debb“ gegen Jentzsch und Voodoo
Am heutigen Sonntagabend fällt die letzte Entscheidung der Bundesligasaison 2009/10. Der FCA empfängt den 1.FC Nürnberg zum zweiten Relegationsspiel um den Aufstieg in die Erste Bundesliga. An ein Weiterkommen des FCA glauben – nach der katastrophalen Vorstellung des FCA im Hinspiel – selbst in Augsburg nur noch Marktschreier und Zweckoptimisten – und eine Voodoo-Hexe aus Haunstetten.
Von Siegfried Zagler
In der impuls arena zeigten die Augsburger in der zurückliegenden Saison phasenweise den besten Fußball, der jemals in dieser Stadt gespielt wurde, doch das liegt Monate zurück. Die 0:1 Niederlage vom Hinspiel wiegt schwer, und zwar deshalb, weil die Augsburger an der Noris keinen einzigen Spielzug zustande brachten und in der zweiten Halbzeit kaum noch in der Lage waren, das Spiel in die gegnerische Hälfte zu verlagern. Das liegt drei Tage zurück. Die letzte überzeugende Vorstellung gelang der Luhukay-Truppe am 14. Februar im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Am 23. März im DFB-Pokal Halbfinale gegen Werder Bremen zeigte der FCA noch einmal 30 Minuten großartigen Fußball, danach riss der Faden. Die Leichtigkeit im Spiel der Brechtstädter blitzte zum letzten Mal an der Weser auf, später gab es auch in der impuls arena nur noch biedere Hausmannskost. Nach dem Ausscheiden im Pokal sank die Kreativabteilung des FCA von Spiel zu Spiel tiefer in die Krise, die sich am Donnerstag am deutlichsten in den Spielern Thurk und Ndjeng widerspiegelte. War es zu Beginn der Saison die schwächelende Abwehr, so ist es nun der im Koma liegende Angriff, der den FCA weit unter seine Möglichkeiten drückt. Gelänge es dem FCA seine Spielstärke zurück zu gewinnen, hätte er heute Abend eine Chance die Nürnberger mit zwei Toren Unterschied zu bezwingen. Doch damit ist nicht zu rechnen. Die verletzungsbedingten Ausfälle von Sinkala, Rafael und El Akchaoui wiegen schwer. Thurk, Ndjeng und Traore sind außer Form und auf gleichwertigen Ersatz kann Luhukay nicht zurückgreifen. Hinzu kommt der unglückliche Umstand, dass de Roeck, der zusammen mit Möhrle in der Rückrunde die Abwehr stabilisierte, aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt ist.
Der Griff in die Zauberschachtel der Ohnmächtigen bleibt die einzige Hoffnung
Was also könnte für den FCA sprechen? Die Nürnberger sind weder amtierender Deutscher Meister noch Pokalsieger, weshalb man nicht davon ausgehen kann, dass sie sich selbst ein Bein stellen. Außerdem haben sie ähnliche Probleme wie der FCA und sind somit aus ihrer Erfahrung heraus, eher in der Lage aus der Not-gegen-Elend-Situation die richtigen Einstellung zu finden. Demnach liegt die einzige Chance des FCA darin, den Club nicht mit einer rauschenden Partie in den Hades der Zweiten Liga zu verbannen, sondern mit einem Kampfspiel. Aus Hauen und Stechen sollte die Rezeptur gemixt werden, mit der man seine Chance sucht. Für das frühe Tor der Augsburger, das nach 120 Minuten zum Elfmeterschießen führen könnte, müsste eine Standardsituation sorgen, den Rest könnte die Besucherin mit Schiebermütze im Block H, Reihe 21, Platz 32 (Name ist der Redaktion bekannt) „organisieren“. Ihre metaphysischen Kräfte sind in den Fußball-Foren dieser Stadt legendär. Zuletzt verwendete die Voodoo-Hexe aus Haunstetten viel Energie dafür auf, um den FC Bayern ins Finale der Championleague zu hieven, weshalb der FCA in letzter Zeit ein wenig zu kurz kam. Heute Abend soll der Zauber wirken. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie von ihren Platznachbarn nicht abgelenkt wird und der Ordnungsdienst die zugespitzte Stricknadel nicht findet, mit der die Stoffpuppe im Clubdress während des Spiels malträtiert werden soll. – Der Griff in die Zauberschachtel der Ohnmächtigen bleibt, wenn man die Ausgangssituation mit klarem Verstand analysiert, für den FCA die einzige Hoffnung. Das Spiel kann beginnen. Beim Elfmeterschießen würde die Dame mit den übersinnlichen Kräften das Hexenwerk einstellen. Der „Debb“ gegen Jentzsch und Voodoo. „Das wäre unfair“.