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Dienstag, 06.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Ende einer Vision

Umweltausschuss gibt City-Logistik-Konzept zur Feinstaubreduzierung auf

Annastraße: vor dem Kaufen kommt das Liefern

Annastraße: vor dem Einkaufen kommt das Anliefern - Bild: Kleeblatt-Film


Mit dem Augsburger Einzelhandel ist ein City-Logistik-Konzept nicht zu machen. Dies ist das ernüchternde Ergebnis eines Abschlussberichts, der am Dienstag im Umweltausschuss auf der Tagesordnung stand. Im Oktober 2006 hatte der seinerzeitige Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz beschlossen, ein solches Konzept erarbeiten zu lassen. Idee war, den Anlieferverkehr in Augsburg zu bündeln, was zu erheblichen Einsparungen an Fahrkilometern in der Innenstadt und zur Feinstaubreduzierung führen sollte. Das Konzept war sogar Bestandteil des Luftreinhalte-/Aktionsplans der Stadt.

Zur Umsetzung wurde das Pilotproiekt „Augsburger Lieferservice – Die saubere Stadt-Logistik“ ins Leben gerufen. Auf der Grundlage einer öffentlichen Ausschreibung wurde im Dezember 2007 die Firma Andreas Schmid Logistik AG aus Gersthofen als City-Logistik-Dienstleister beauftragt. Schmid sollte neben den Transporten besondere Leistungen für den Einzelhandel und die Gastronomie anbieten wie die ganztägige Warenannahme, die Verpackungsentsorgung und die Lagerung.

Resonanz äußerst gering

Auf eine erste Einladung zu einem Workshop, bei dem die Bedingungen für die Teilnahme am System festgelegt werden sollten, reagierte allerdings nur ein einziger der 400 potenziellen Kunden, einer zweiten Einladung wenige Monate später folgten nur drei Händler. Im Jahr 2009 wurden über 100 Gespräche geführt, um Betriebe für den Augsburger Lieferservice zu akquirieren, vergeblich. Dies war das Resumee des ernüchternden Berichts, den Gianluca Crestani von der Schmid Logistik AG am Dienstag dem Umweltausschuss erstattete.

Hauptproblem sei die „Monokultur der Hersteller mit eigener Logistik und hochstandardisierter Lieferkette“ gewesen. Aus dieser Lieferkette müssten die Waren auf ihrer „letzten Meile“ herausgelöst werden. Da die Lieferkosten zum Zielort Innenstadt aber nicht höher seien als zum weiterverteilenden City-Logistik-Dienstleister, würden beim City-Logistik-Konzept zusätzliche Kosten anfallen. Auch die positive Wirkung eines möglichen „Öko-Labels“ am Eingang des Geschäfts nach dem Motto: „Wir werden ökologisch sinnvoll vom Augsburger Lieferservice beliefert!“ schätzten die Händler laut Crestani eher gering ein. Fazit aus allen Einzelgesprächen: Der Handel hat auf Grund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Thema City-Logistik derzeit „nicht im Fokus“.

„Totes Pferd nicht weiter reiten“

Alles andere als das Einstellen des ehrgeizigen Projekts halte er deshalb für wenig sinnvoll, so Crestani abschließend: „Es macht keinen Sinn, ein totes Pferd weiter zu reiten“. Für Stadtrat Karl-Heinz Schneider (SPD) geht damit „eine große Vision“ in die Brüche: das Zusammenspiel von GVZ (Güterverkehrszentrum) und City-Logistik.

Deutliche Kritik am Einzelhandel übte in der nachfolgenden Aussprache Reiner Erben (Grüne). Der Handel habe das umfassende Problem nicht erkannt: „Bei weiterer Luftbelastung ist die Stadt nicht mehr uneingeschränkt befahrbar, wir müssen zu bestimmten Zeiten zusperren“. Wenn der Handel die City-Logistik nicht im Fokus habe, müsse man sich ein anderes Konzept überlegen, „bei dem der Einzelhandel sich nicht überlegt, ob er sich beteiligt, sondern bei dem er verpflichtet wird“.

Freiwillig geht nichts

Diesen Weg sah Umweltreferent Rainer Schaal nicht. Außerdem gehe der Beschluss aus dem Jahr 2006 von einer freiwilligen Teilnahme am Konzept aus. Zwangsmaßnahmen vorzusehen „wäre eine andere Abarbeitung des Problems“. Erben relativierte darauf hin, es gehe ihm nicht darum, den Einzelhandel zu beschränken, sondern zu überzeugen – wie beim neuen Kö. Zudem wäre es ein falsches Signal an den Einzelhandel, die Maßnahme aus dem Luftreinhalteplan zu streichen.

Der Umweltausschuss beschloss einstimmig, die City-Logistik-Konzeption „Augsburger Lieferservice – Die saubere Stadt-Logistik“ mangels Umsetzbarkeit aufzugeben. Gegen die Stimme von Reiner Erben wurde beschlossen, dass das Konzept nicht mehr Bestandteil der nächsten Fortschreibung des Luftreinhalte-/Aktionsplanes für die Stadt Augsburg sein soll.

City-Logistik



Definition aus dem Luftreinhalteplan für die Stadt Augsburg





„Die City-Logistik ist ein überbetriebliches Management der gesamten gewerblichen und privaten Güter- und Warenbewegungen einer Stadt. In einer überbetrieblichen Zusammenarbeit von verladender und lagernder Wirtschaft, Transport- und Speditionsunternehmen einer Stadt werden alle Bewegungen von Gütern und Waren der einzelnen Betriebe – Lagerung und Lieferung – gebündelt, koordiniert und optimiert: durch gemeinsame Anlagen (Verteilzentren, stadtverträglichere Lkw und kleine, genormte Nah-Stückgut-Container) und gemeinsame Dienstleistung. Dadurch können der auf die Innenstädte gerichtete Güterverkehr und seine Belastungen für Mensch und Umwelt verringert und die Funktionsfähigkeit gerade der Innenstädte verbessert werden. Wird diese City-Logistik ergänzt durch einen Zustelldienst, werden die Fahrten mit Kfz noch weiter reduziert.“

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Bauausschuss beschließt Grunderneuerung der Bismarckstraße

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Fünf vor Zwölf für die Haushalte der Kommunen

Kommunale Finanzen vor dem Absturz! Die bayerischen Kommunen wurden durch die Steuerrechtsänderungen des Jahres 2009 und das Wachstumsbeschleunigungsgesetz mit 444 Millionen Euro im Jahr 2010 belastet und in den Folgejahren ab 2011 mit jährlich über einer Milliarde. Dazu kommen die Folgen der Wirtschaftskrise und steigende Ausgaben im Bereich der sozialen Sicherung. Der Bund schreibt den Kommunen neue Aufgaben vor, z.B. beim Ausbau der Kinderbetreuung, reduziert aber seine Beteiligung an diesen Kosten. [...]

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„Gersthofen wird gut angenommen“

Orchester-Geschäftsführer Sigurd Emme über Konzerte am Ausweichspielort Die Augsburger Philharmoniker sind emigriert: Seitdem ihr „Stammhaus“, die Kongresshalle, für eine längere Sanierungsphase geschlossen werden musste, konzertiert das Orchester in der Stadthalle Gersthofen. Beim ersten Jugendkonzert, das dort am vergangenen Dienstag zur Aufführung kam, war der Saal nur etwa zu einem Drittel gefüllt. DAZ-Redakteur Frank Heindl fragte […]

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Jugendfilmfestival in Augsburg: Ein Spiegel der Gesellschaft aus der Sicht der Jugend

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Theater: Stadtrat bringt Interimsspielstätte auf den Weg

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Filmfestival der Jugend im CinemaxX

Nach der gestrigen Eröffnung startet am heutigen Samstag um 9.30 Uhr das bayerische Jugendfestival „JuFinale“ im CinemaxX in Augsburg. Am Samstag und Sonntag werden über 15 Stunden Filmprogramm im CinemaxX gezeigt, und dabei die 57 besten Filme von Jugendgruppen aus ganz Bayern präsentiert. Die besten Produktionen werden am Sonntag in der Preisverleihung unter anderen mit […]

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Lob der Intoleranz

Stadtbücherei: Henryk M. Broder stellt sein neues Buch vor „Bei der Lektüre diese Buches könnte der Eindruck entstehen, dass ich kein Anhänger der reinen Toleranz, sondern eher sogar bereit bin, der gezielten Intoleranz das Wort zu reden. Der Eindruck ist richtig.“ Wer so spricht, der kann erstens gut mit Sprache umgehen – und zweitens ist […]

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Planungswerkstatt für ein lebendiges Zentrum Lechhausen

Gemeinsam mit den Bürgern von Lechhausen soll in diesem Jahr ein Entwicklungskonzept für ein attraktives und lebenswertes Lechhausen erarbeitet werden. Erste Ansätze werden am heutigen Samstag im Pfarrzentrum St. Pankratius vorgestellt. Stadtteilzentren spielen als Orte der Identifikation und Kristallisationspunkte für ein aktives Alltagsleben eine wichtige Rolle. „Wenn es gelingt, diese Zentren zu stärken und weiter […]

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Geocaching, die moderne Art der Schatzsuche

Eine Schulung im Gebrauch und Umgang mit GPS-Geräten zum „Geocaching“, einer modernen Variante der Schnitzeljagd, bietet der SJR Augsburg allen Interessierten am 19. Juni. Geocaching ist eine Art elektronische Schatzsuche. Ausgestattet mit einem Global Positioning System (GPS)-Empfänger und den Koordinaten aus dem Internet kann man die „Schätze“ finden, die jemand anderes an ungewöhnlichen Plätzen versteckt […]

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DAZ heute

Kurznachrichten

Gedenkjahr 1525: Das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum widmet sich dem „Bauernkrieg“



Halb Deutschland gedenkt der Revolution von 1525. Landesausstellungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Reinland-Pfalz und Baden-Württemberg verleihen dem bedeutenden Ereignis prominenten Raum und auch das Land Bayern hat ihm eine eigene Ausstellung in Memmingen gewidmet. Nur in Augsburg scheint man sich schwer zu tun mit dem gemeinen Volk und dem Krieg. Obwohl Augsburgs Jakob Fugger durch seine […]

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3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

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Schulterschluss für Demokratie Vielfalt und Menschenwürde: Internationale Wochen gegen Rassismus in Augsburg 2025

Seit 2021 beteiligt sich die Stadt Augsburg an diesem deutschlandweiten Projekt, das bereits seit 2008 besteht und um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, unter der Schirmherrschaft der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus ausgerichtet wird. Das Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg hat in Kooperation mit zahlreichen Organisationen und Initiativen […]

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“Let’s Talk Bundestagswahlen“ – eine Podiumsdiskussion von jungen Menschen für junge Menschen



Am Dienstag, den 18.02.2025, veranstalten Schülerinnen der Q12 des Stetten-Gymnasiums in Kooperation mit dem Maria-Theresia-Gymnasium eine Podiumsdiskussion zu den bevorstehenden Bundestagswahlen. Auf dem Podium diskutieren Teilnehmende von insgesamt fünf Jugendorganisationen: Laura Sameit (Jusos Augsburg) Maren Dörr (Grüne Jugend Augsburg) Paul Schwendrat (Julis Augsburg) Etienne Dankelmann (Junge Union Augsburg) und eine Vertretung der Linksjugend Augsburg. Drei […]

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„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit



Eine Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. in der Augsburger St.-Anna-Kirche erinnert an die nationalsozialistischen Verbrechen an Kindern mit Behinderung. Begleitend zeigt eine Kino-Matinee im Thalia die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren von nationalsozialistischen Medizinern ermordet wurde. Vor etwa achtzig Jahren begannen die systematischen Tötungen von […]

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