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Mittwoch, 17.12.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

CFS-Debakel: Was bringt die Eisanhebung?

Die Sicht ist schlecht im Curt-Frenzel-Stadion. Das bestätigte Gutachter Dr. Stefan Nixdorf letzte Woche. Viele Eishockeyfans würden gerne steiler aufs Spielgeschehen schauen. Doch Nixdorf sagt: Nur die Anhebung der Eisfläche um einen Meter bringt maßgebliche Verbesserungen – obwohl dadurch der Blickwinkel flacher wird.

Blick in den Kopf: schlechte Sicht mit C-Wert 4,6

Blick in den Kopf: C-Wert 4,6


Ein Paradoxon? Die DAZ hat sich ins Reich der Sichtlinien gewagt und einen Blick in die Regelwerke geworfen. Vorneweg: Leicht war es nicht, fündig zu werden. Weder die Versammlungsstättenverordnung noch die DEL-Richtlinien enthalten Rechenregeln zur Ermittlung einer guten Sicht im Stadion. Eine Reihe teils historischer Tribünenformeln sowie die Planungsgrundlagen für Stadien von der IAKS, der „Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen“, sind nicht rechtsverbindlich. Allein die europaweit gültige DIN EN 13200 „Zuschaueranlagen“ enthält verbindliche Kriterien für die räumliche Anordnung von Zuschauerplätzen.

Optimal: C-Wert > 12

Optimal: C-Wert > 12


Wichtigster Parameter für eine gute Sicht ist der so genannte C-Wert, der in der DIN EN 13200 „Überhöhung“ heißt. Dieser gibt die Sichtlinien- bzw. Augpunktüberhöhung in cm an. Der C-Wert orientiert sich am Abstand zwischen Auge und Scheitelhöhe. Laut DIN EN 13200 sind 12 cm Überhöhung „empfohlen“, was einem C-Wert von 12 entspricht. 9 cm bzw. ein C-Wert von 9 sind „zulässig“. Alles unter 9 führt dazu, dass der Fan-Blick auf den so genannten „Betrachtungspunkt“, der sich laut IAKS fünf Meter von der Bande entfernt auf dem Eis befindet, im Kopf des Vordermanns endet.

Flacherer Blick – bessere Sicht?

Die derzeitige Geometrie im Curt-Frenzel-Stadion ist weit von den in der DIN EN 13200 geforderten Sichtlinienüberhöhungen entfernt. Dies zeigt die DAZ-Grafik, die auf früheren Presseunterlagen basiert und in etwa die Situation im Block G auf der Osttribüne wiederspiegelt. Die DAZ-Tribüne basiert auf einer Distanz von 9,70 m, einer ersten Aughöhe von 4,25 m und einem konstanten Stufenmaß von 80/40 cm, was knapp 27 Grad Neigung entspricht.

C-Werte zwischen 2,4 und 4,6: DAZ-Osttribüne. Gutachter Nixdorf hat auf der realen Ostribüne mit 0,5 teils noch niedrigere C-Werte gefunden.

(Grafik zum Vergrößern anklicken)


Nixdorf verspricht sich „maßgebliche Verbesserungen“ der Sicht durch eine Anhebung der Eisfläche. Doch gegen den bereits vom Baubetreuer AGS und den Architekten Hermann + Öttl unterbreiteten Vorschlag sträubt sich der gesunde Menschenverstand so mancher Eishockeyfans. Denn dadurch wird der Blickwinkel aufs Eis noch flacher als bisher. Tatsächlich fächern sich aber die Sichtlinien durch die Eisanhebung erheblich auf (siehe Animation): Scheinbar 8 cm tiefer sitzt jetzt der Vordermann in Reihe 1, ganz hinten sind es immerhin noch 4 cm, um die der Blick zum „Betrachtungspunkt“ auf dem Eis angehoben und verbessert wird.

Aufgefächerte Sichtlinien und C-Wert-Gewinne um 4 bis 8 cm: Eisanhebung

Für die vorderen Reihen auf der Osttribüne reicht die Eisanhebung also aus, um in den Bereich optimaler, zumindest zulässiger Sichtverhältnisse zu kommen. Erst ab Reihe 6 muss die Steigung der Tribüne zusätzlich erhöht werden. Bis zu 8,5 cm können per Sitzhöhennivellierung gewonnen werden, ausreichend für einen C-Wert von 9 bis Reihe Zwölf der DAZ-Tribüne. Erst ab Reihe 13 muss mit einer Aufdoppelung der Stufen gearbeitet werden. Gutachter Nixdorf geht davon aus, dass auf der realen Osttribüne erst ab Reihe 15 aufgedoppelt werden muss.

Durchgängig C-Wert 9: DAZ-Tribüne mit Eisanhebung, Sitzverstellung und wenigen Aufdoppelungen

„Perfekte Sicht“ wird teuer

Teuer könnte es allerdings werden, wenn sich die Gruppierung „Bürger für das CFS“ um AEV-Ehrenpräsident Gottfried Neumann mit ihrer Forderung nach perfekter Sicht und einem „C-Wert 12 auf 95% aller Plätze“ durchsetzt. Für die DAZ-Osttribüne würde das die Aufdoppelung von mehr als der Hälfte der Stufen bedeuten, in Reihe 14 um mehr als einen halben Meter. Von so gewaltigen Aufdoppelungen geht der Gutachter bisher nur für die Südtribüne aus: um 1,03 Meter muss dort nachgebessert werden – für einen C-Wert von 9.

C-Wert 12 geschuldet? Bis zu 55 cm aufgedoppelte DAZ-Osttribüne

Mangel oder nicht, das ist hier die Frage

Ob die unstrittig zu niedrigen C-Werte ein Mangel sind, den die Architekten zu vertreten haben, ergibt sich allerdings nicht aus DIN-Vorschriften, sondern nur aus dem Architektenvertrag. Sollte die Stadt die derzeitige Stadiongeometrie trotz Hinweis der Architekten abgesegnet oder – wegen anderer Zwangspunkte beim Umbau – genau so bestellt haben wie gebaut, wären die Architekten außen vor. Es ginge dann ausschließlich um die Frage der politischen Verantwortlichkeit – und um 800.000 Euro aus dem Stadtsäckel. So teuer sollen die bisher vorgeschlagenen Nachbesserungen nämlich werden.

» Animation Sichtlinienveränderung bei Eis- und Sitzflächenanhebung




Ergebnisse des Gutachtens Nixdorf



C-Werte-Verbesserung durch die Eisanhebung um einen Meter



Osttribüne: 0,5 / 5,5-15,5

Westtribüne: 1,2-2,0 / 9,5-15,5

Nordtribüne: 5,5-7,5 / 12,0-16,5

Südtribüne: negativ / 2,5-5,5



(Werte vorher / nachher)

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