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Freitag, 16.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Brechtbühne: Der Schlager als Rettung des Kunstlieds

Warum stirbt das Kunstlied aus? Weil die Texte so langweilig sind? Die Ballermann-Schlager sind dagegen erfolgreich. Da hilft nur eins: Kunstlieder mit Ballermann-Texten! Die spaßige Idee eines Musikdozenten landete nun als Stückentwicklung „Exportschlager“ in Uraufführung auf der Brechtbühne. Ein musikalischer Spaß, der es in sich hat.

Von Halrun Reinholz

Wiard Witholt, Luise von Garnier, Natalya Boeva und Claudio Zazzaro (v.l.) retten das Kunstlied im Malle-Look – Foto: Jan-Pieter Fuhr

Das Premierenpublikum wird schon beim Eintreten in den Saal mit Stimmungsschlagern konfrontiert, die aus einem altmodischen Radiogerät tönen, während ein Hausmeister stoisch den Boden fegt. Doch dann tritt „Frau Fluth, die Tasten-Fee“ (Annalena Hösel) in Aktion bzw. an den Flügel und überlegt gemeinsam mit der Gesangsprofessorin „Elira Ebbe-Sand“ (Elke Kottmair), wie das vermeintlich zum Aussterben verurteilte Kunstlied als immaterielles UNESCO-Welterbe gerettet werden kann. Um die Jury zu überzeugen, bestellt die Professorin vier ihrer besten ehemaligen Studentinnen und Studenten ein und lässt sie Kunstlieder auf Texte populärer Ballermann-Schlager zum Besten geben. Nach anfänglichem Widerwillen lassen sich alle darauf ein. Da sind vor allem die beiden temperamentvollen, wenn auch zickigen Diven „Frau Weinberger“ (Luise von Garnier) und „Frau Wellenstein“ (Natalya Boeva), die sich offenbar schon zu Studienzeiten nicht leiden konnten. Bei den Männern steht „Signore Rossi“ (Claudio Zazzaro als schmalziger italienischer Heldentenor) dem linkisch-steifen „Herrn Jansen“ (Wiard Witholt mit nordischer Zurückhaltung und klangvollem Bariton) gegenüber. Geduldig und souverän überzeugt die „Professorin“ ihre Schützlinge von der Ernsthaftigkeit ihres Anliegens und zur Freude des Publikums ertönen Ballermann-Hits wie „Ich bin ein Döner“ im italienischen Arien-Stil oder „Saufen, morgens, mittags, abends“ in barocker Komplexität. Sogar die beiden Damen singen einträchtig im Duett von den „20 Zentimeter“, die sie dem „kleinen Peter“ nicht abnehmen.

Das Singspiel, das auf der Augsburger Brechtbühne in der Inszenierung von Else Vortisch seine Uraufführung hatte, geht auf eine Idee des Musikdozenten Andreas Hillger zurück, der sich die witzige musikalische Umwidmung von Schlagertexten für die Gehörbildung seiner Studenten einfallen ließ. Er lud sie auf YouTube hoch und war überrascht, wie schnell sie viral gingen. Um dem Ganzen einen inhaltlichen Rahmen zu geben, hat Andreas Hillger, den das Augsburger Publikum schon als Urheber des „Fugger-Musicals“ kennt, sich einen roten Faden ausgedacht – nämlich den von der Rettung des Kunstlieds als immaterielles UNESCO-Welterbe.

Mit großem Vergnügen genoss das Premierenpublikum die vorgeblich ernsthafte Arbeit am richtigen Ansatz für „Du hast den schönsten Arsch der Welt“, die Besorgnis über „Zehn nackte Friseusen“ oder die Aufforderung zum Schöntrinken „Geh mal Bier hol`n.“ Selbstverständlich musste der erwarteten UNESCO-„Jury“ ein adäquates Bühnenbild präsentiert werden: eine wie von Geisterhand dahingleitende Palmeninsel, Bar-Cocktails und auch der berüchtigte Malle-Eimer zum kollektiven Sauferlebnis dienten als Requisiten. Die anfangs steife Kleidung der vier wich schnell dem flotten Glitzer-Look, garniert mit Badetierchen wie einem rosa Flamingo oder einer blauen Krake. Malle-kompatible Künstlernamen sorgten für den nötigen Pepp: „Venus Berg“ und „die allwissende Muschel“ agierten mit „Caramello“ und „Alex Pilsprins“.

Spaß hatten dabei offenbar auch die einsatzfreudigen und Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne, die auf hohem sängerischen Niveau und mit großer komischer Kompetenz sichtlich vergnügt „die Sau rauslassen“ konnten oder sich an den „Superhupen“ erfreuen. „Wir sind alle gestört, aber geil“ – ein Fazit, das Laune macht in diesen Zeiten der besorgten Ernsthaftigkeit.



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