Eiskanal im Klimawandel: Stadt vor neuen Aufgaben
Am Montag steht im Sportausschuss ein Bericht des Referenten Jürgen Enninger zum Kanu-Weltcup 2025 auf der Tagesordnung, der Anfang September in Augsburg stattgefunden hat. Im Hinblick auf die künftige Wasserversorgung des Eiskanals in Zeiten des Klimawandels kommen auf die Stadt erhebliche Aufgaben zu.
Von Bruno Stubenrauch
Halb leerer Eiskanal kurz vor dem Weltcup
Wie berichtet, fielen dem Niedrigwasser im Lech zwei Trainingstage und ein Wettkampftag des Kanu-Weltcups zum Opfer. Nur durch eine enge Abstimmung zwischen Sportverwaltung, Behörden und der Fa. Uniper, die das Kraftwerk an der Lechstaustufe 23 südlich von Augsburg betreibt, konnte wenigstens ein verkürzter Wettkampfbetrieb ermöglicht werden.
Rechtlich basiert der Betrieb des Eiskanals auf einem Bescheid von 2008 und hängt von einem Wasserzulauf im Lech von mindestens 50 m³/s (Kubikmeter pro Sekunde) am Messpunkt Haunstetten ab. Wird diese Wassermenge bei Niedrigwasser unterschritten, kann die Wasserzufuhr zum Eiskanal reduziert oder ganz eingestellt werden, um die Trinkwasserversorgung und die Restwassermenge im Lech und seinen Kanälen zu sichern. Über’s Jahr gemittelt führt der Lech 113 m³/s, bei Hochwasser über 500 m³/s, bei Niedrigwasser nur 33 m³/s. Der Eiskanal benötigt 10 m³ Wasser pro Sekunde.
Was die Stadt nun tun muss
Eine technische Machbarkeitsstudie prüft zurzeit bauliche Lösungen, um den Betrieb des Eiskanals auch bei Niedrigwasser dauerhaft zu sichern. Im Einzelnen kommen nun folgende Aufgaben auf die Stadt zu:
- Diese Machbarkeitsstudie umsetzen, d.h. Ergebnisse (Regulierbauwerke, Pumpen) prüfen und bauliche Maßnahmen vorbereiten;
- Übergangslösungen sichern: den Aufstau an der Staustufe 23 für Wettkämpfe bei Niedrigwasser nutzen;
- Abstimmung mit Uniper: Die Stadt hat zwar eine wasserrechtliche Erlaubnis zum Aufstauen und zeitversetzten Einleiten von Lechwasser an der Lechstaustufe 23, was aber nur von der Fa. Uniper Kraftwerke umgesetzt werden kann. Hierzu bestehen noch unterschiedliche rechtliche Auffassungen;
- Fördermittel prüfen: Finanzierungen für einen Leistungsstützpunkt und eine erneute Olympiabewerbung erschließen;
- Standort sichern: den Eiskanal als national und international relevante Trainings- und Wettkampfanlage erhalten.
Eigentlich ist der Lech Klimagewinner
Folgt man der Wissenschaft, werden bis zum Ende des Jahrhunderts klimawandelbedingt die Niederschläge im Winter zunehmen; im Sommer sollen sie etwa gleich bleiben. Meteorologen prognostizieren allerdings, dass zukünftig der Niederschlag im Sommer ungleichmäßiger fällt: längere Trockenperioden und Starkregenereignisse sollen sich abwechseln.
Starkregen versickert weniger gut im Boden, besonders wenn dieser ausgetrocknet ist; er fließt vermehrt oberflächlich ab. Gewinner sind die Oberflächengewässer, also auch der Lech und seine Staustufen.
Die Lechstaustufe 23 im Süden von Augsburg (Fotos: DAZ)
Insgesamt lässt sich sagen: Die Wassermenge im Lech wird klimawandelbedingt eher zunehmen, sowohl im Winter als auch im Sommer. Sie ist allerdings stärkeren Schwankungen unterworfen. Wasser, das genutzt werden soll – sei es für die Stromversorgung oder den Betrieb des Eiskanals – muss anders gemanagt werden. Hierbei ist Denken in größeren Dimensionen angesagt.
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Ob die Lechstaustufe 23 allein den Betrieb des Eiskanals sichern kann, lesen Sie in der heutigen Kolumne Ausgeleuchtet.