DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Montag, 25.08.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Theater

Premiere: Mietspiegel mit Gesang

Der Liederabend „Fliegende Bauten“ überzeugt als dritte Premiere am Staatstheater

Von Halrun Reinholz

Slapstick auf dem Amt: Fliegende Bauten könnte ein Publikumsrenner werden Foto © Jan-Pieter Fuhr

„Fliegende Neubauten“ – erst im Laufe des Abends erschließt sich dem Publikum, dass es tatsächlich um Wohnungen geht, um das „Zuhause“, wie Daniel Schreiber in einem Essay im Programmheft präzisiert: „Zuhause ist ein Dach über dem Kopf“. Der verbindende Strang der vier Darsteller auf der Bühne ist ein Amt, nicht gleich als Wohnungsamt (oder sowas ähnliches) erkennbar. Nacheinander trudeln vom Regen durchnässte Menschen ein, unterschiedliche Typen, sprechen nicht, ziehen eine Nummer, mustern einander. Diese Anfangsszene lebt mehr als alle anderen vom darstellerischen Können der Schauspieler. Gesprochen wird nicht, der komödiantische Effekt kommt durch gekonnten, nicht überzeichneten Slapstick.

Komödiantisch geht es auch weiter, immer mehr kommt Musik ins Spiel. Bekannte Songs von Heinz Erhard bis Peter Fox erscheinen (teilweise abgewandelt) mit Statements zum Wohnungsmarkt. Dabei geschieht auch mit den Protagonisten eine Verwandlung: Die „grauen Mäuschen“, die ohne viel Hoffnung ihre Formulare ausfüllen und am Schalter abgeben, verwandeln sich durch die Musik zu Persönlichkeiten, die ihre Träume leben: als dralle Meerjungfrau, Playboy-Häschen, Muskelmann oder gar mit Tutu über den Männerbeinen. Instrumente werden wie von Geisterhand in den Raum gereicht, das Ganze gipfelt schließlich in dem Song vom „Mietspiegel“ der Band MCNZI, der zur Freude des Premierenpublikums noch einmal als Zugabe gebracht wird.

Dass ein solcher Spannungsbogen von der Leistung der Darsteller getragen wird, ist selbstverständlich. Die drei Ensemblemitglieder Anatol Käbisch, Julius Kuhn und Paul Langemann werden dabei flankiert von Marina Lötschert als Gast. Als gebürtige Augsburgerin und freie Schauspielerin hat sie es, wie die Presse im Vorfeld verkündete, nach jahrelangen Versuchen endlich geschafft, einmal im Augsburger (Staats-)theater zu spielen. Damit scheint dieses Haus ein ehernes Gesetz durchbrochen zu haben, wonach aus Augsburg stammenden Schauspielern gar nicht erst die Chance gegeben wird, sich vor heimischem Publikum zu präsentieren. Marina Lötscherts bemerkenswertes komödiantisches Talent konnte allerdings die im Vergleich zu den Kollegen doch sehr Stütze vermissende Gesangsstimme nicht kompensieren, im Saal anwesende Fans zeigten jedoch ihre Verbundenheit.

Herausragend, sowohl darstellerisch als auch bei der  Gesangsperformance, erwies sich Anatol Käbisch mit seiner Metamorphose vom Durchschnitts-Anzugsträger zum silbernen Playboy-Häschen. Die musikalische „Leitung“ hatte der Münchner Musiker Enik inne, der als der „Büro-Mann“ vom Amt die Fäden zog.

Die Idee der thematischen Liederabende ruft sofort Assoziationen zu den legendären abendfüllenden Programmen von Franz Wittenbrink hervor. Ein Vergleich damit wäre bei dieser Produktion vermessen, dennoch hat die Regisseurin Elsa Vortisch gemeinsam mit ihrem Ausstatter-Team Veronika Bleffert und Julia Ströder einen vergnüglichen Theater- und Liederabend geschaffen, der das Zeug zum Publikumsrenner hat. Wegen der Infektionsschutzverordnung blieben bei der Premiere allerdings viele Plätze in der Brecht-Bühne am Gaswerk frei. Die Anwesenden versuchten dennoch, mit Applaus in den Beat von der Bühne einzufallen und die gebotene Stimmung zu verbreiten.

gesamten Beitrag lesen »



Irrwitz als Realität

Das Staatstheater Augsburg zeigt Dürrenmatts Komödie „Die Physiker“ im Martinipark Von Halrun Reinholz Ausgewählte Besucher werden von der freundlichen Oberschwester Marta Boll (als solche stellt sie sich vor) im Foyer des Martiniparks empfangen und durch das Haus geführt: „Park Martini“ wird als ein „ehemaliges Theater“ präsentiert, das gerade zum Sanatorium umgebaut wird. Orchester-Probenräume seien erhalten […]

gesamten Beitrag lesen »



Starke Schauspielpremiere: Nacht ohne Sterne

Beim ersten Theaterversuch des Augsburger Staatstheaters in Zeiten von Corona ist Distanz Programm der Inszenierung Von Halrun Reinholz Theater unter Corona-Bedingungen bringt Herausforderungen, denen sich auch die Akteure des Augsburger Staatstheaters nun schon seit einigen Monaten stellen müssen. Fieberhaft wurde in den Theaterferien an einem Konzept gearbeitet, das allen Vorgaben und Einschränkungen gerecht wird und […]

gesamten Beitrag lesen »



Theatersanierung: Bürgerliche Mitte will Kommunalen Prüfungsverband einschalten

Die Fraktion Bürgerliche Mitte verlangt im Augsburger Stadtrat mehr Transparenz über die Kosten der Theatersanierung. In einem Dringlichkeitsantrag fordert nun die Fraktion, die bisherige Planung dem Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband vorzulegen. Für den Fall, dass der Stadtrat erneut einen Kostenrahmen beschließen sollte, der absehbar nicht eingehalten werden könne, befürchtet die Fraktion Bürgerliche Mitte, dass die Förderung […]

gesamten Beitrag lesen »



Schritt für Schritt zur Bühnen-Normalität

The Show Must Go On – Die Musical Gala auf der Freilichtbühne Was für ein Fest! Premiere auf der Freilichtbühne! Na ja, nicht „Kiss Me Kate“, wie eigentlich vorgesehen. Aber immerhin wird eine Musical Gala ohne szenische Aktion angekündigt. Zum Glück  ist die Freilichtbühne groß genug, dass die 15 Darsteller nebeneinander mit dem gebotenen Abstand […]

gesamten Beitrag lesen »



Neustart: Open-Air auf Kunstrasen und Freilichtbühne mit den Augsburgern Philharmonikern

Die Augsburger Philharmoniker laden im Juni und Juli zu Konzerterlebnissen unter freiem Himmel ein, die man nach den langen Wochen der Corona-Stille nicht verpassen sollte: Im martini-Park, wo derzeit der »Kunstrasen« ausgerollt ist, und auf der Freilichtbühne am Roten Tor. Folgende musikalische Highlights werden geboten: „Beethovens Donnerwetter“: Ein Musiktheaterstück für die ganze Familie von Jörg […]

gesamten Beitrag lesen »



Staatstheater: Endlich wieder spielen

Mit einer Samstag-Abend-Show präsentiert das Staatstheater seine Pläne für die nächste Spielzeit Von Halrun Reinholz André Bücker ist nicht Thomas Gottschalk, das hat man sich schon vorher denken können. Mit einem „Wetten dass … wir spielen“- Livestream wandte sich das Theater direkt an das Publikum, um das Spielzeitprogramm für die (hoffentlich) kommende Saison anzukündigen. Das […]

gesamten Beitrag lesen »



Coronakrise: Staatstheater streamt

Mit der dritten Folge von »ananas@home« bietet das Staatstheater Augsburg am Samstag, den 2.5.20 um 20:15 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Künstler*innen im Live-Stream an. Moderiert wird die Sendung dieses Mal von Schauspieler Julius Kuhn. Im Nachhinein nicht mehr aufrufbar, ist auch diese Episode so einmalig wie es eigentlich nur ein Theaterabend sein kann. […]

gesamten Beitrag lesen »



Na dann, auf ins virtuelle Theater! Zwischen VR-Brille, Live-Stream und Musikervideos – Ein Erfahrungsbericht!

Der zweite Versuch, Theater mittels Live-Stream ins Wohnzimmer zu bringen, stand leider technisch unter keinem guten Stern. Nicht nur bei mir blieb das Bild immer wieder stehen, gab es Aussetzer und Unterbrechungen. Auch in den Chats wurde Entsprechendes moniert. Von Halrun Reinholz Und ehrlich gesagt, die Chats am Rande sind bei diesen Live Streams mindestens […]

gesamten Beitrag lesen »



Polit-Thriller auf der Brechtbühne

Mit der Uraufführung des Recherchestückes „Auf dem Paseo del Prado mittags Don Klaus“ bringt das Staatstheater Augsburg ein spannendes Stück Dokumentationstheater auf die Bühne Von Halrun Reinholz Der Titel ist sperrig und macht zunächst nicht viel Lust, sich auf den (über drei Stunden dauernden) Theaterabend einzulassen. Doch bei näherem Hinsehen wird die Neugierde geweckt. Klaus […]

gesamten Beitrag lesen »