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Sonntag, 25.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Zwei Lesungen: Axel Hacke und Wladimir Kaminer im Parktheater

Von Frank Heindl

Die Pointen saßen wie in seinen Büchern – insofern war es durchaus berechenbar, was Wladimir Kaminer am Freitag auf der Bühne des Parktheaters zu bieten hatte. Wer allerdings den 41-jährigen, geboren in Moskau, seit 19 Jahren Berliner, noch nie live oder wenigstens in Rundfunk oder Fernsehen erlebt hatte, für den gab es doch eine Überraschung. Denn Kaminer zieht auch eingefleischte Fans immer wieder in seinen Bann nicht nur durch seine witzig-schrulligen Geschichten, sondern durch sein rundum sympathisches Auftreten. Trotz seines ihm weit vorauseilenden Ruhmes, trotz des großen „Hypes“ um die Person des Ex-Sowjetbürgers, der auch im Westen in vielerlei Suppen vielerlei Haare findet und der den Realsozialismus entgegen allen politisch korrekten Klischees gar nicht in allen Punkten so richtig schrecklich fand, trotz ungezählter TV-Interviews und Zeitungskolumnen hat sich Kaminer eine Bescheidenheit bewahrt, mit der er sofort für sich einnimmt.

Das hatte sich schon letzte Woche im DAZ-Interview gezeigt. Und auch auf der Parktheater-Bühne stand dann „einer wie du und ich“ und erzählte aus seinem aberwitzigen Alltag. Das Wichtigste aber, was ihn von uns gewöhnlichen Menschen unterscheidet, ist doch eigentlich „nur“, dass er die Absurditäten wahrnimmt, an die wir uns schon so lange gewöhnt haben, über die wir uns längst nicht mehr aufregen. Dass der kleine, kahle Park, an dem er in Berlin lebt, nicht mit Bäumen bepflanzt, aber selbstverständlich von Hunden bedüngt werden darf, ist eine dieser Wahrnehmungen, aber auch die tiefer schürfende, dass ein Betrogener immerhin mehr Spaß hat als das Opfer eines Überfalls, dass sich also Betrug als ein „Muster der zwischenmenschlichen Beziehungen“ darstellen lässt.

Bei Kaminers Geschichten kann man sich an der Pointe orientieren – in der Tat sind sie meistens satirisch-witzig. Doch wer sie auf das Schema „am Schluss darf gelacht werden“ reduziert, verpasst den Hauptteil: Was vor dem Schlussgag kommt, reicht oft tiefer als so mancher für den Tagesgebrauch fabrizierte Leitartikel, und nicht selten haben seine Beobachtungen auch eine richtig traurig-tragische Komponente. Eine der neuen, noch nicht veröffentlichten, die von Kaminers Sparkassenberater handelt („er ist eigentlich kein Berater, sondern ein Abrater“) müsste man zynisch nennen, wäre sie nicht vom Mitgefühl geprägt für jenen Berliner Rentner, der seinen Erben einen letzten Streich spielen will – doch selbst dieser misslingt, weil Kinder und Enkel sich auch nach seinem Tod nicht für ihn interessieren.

Axel Hacke - Foto: Harald H. Schröde

Axel Hacke - Foto: Harald H. Schröde


Das war am Montag zuvor ein bisschen anders gewesen: Axel Hackes Fangemeinde ist schon deshalb größer, weil er seit vielen Jahren eine Kolumne im Wochenendmagazin der „Süddeutschen Zeitung“ hat. Halb Deutschland kennt seine Frau, seine Kinder und sogar seinen Kühlschrank mit Namen. Auch Hacke geht es um die Absurditäten des Alltags, doch bei ihm ist die Orientierung am Gag, am Gelächter deutlich wichtiger. Was beileibe keine Kritik sein soll – Lachen macht Spaß, erst recht, wenn es intelligente Gründe hat. Zudem ist auch bei Hacke das Gelächter subversiv, auch er weiß deutlich zu machen, dass harmlose Versprecher nicht nur mit Freudschen Erklärungsmodellen, sondern auch mit kulturellen Zuständen zu erklären sind. Nicht in jedem Fall allerdings: Wenn auf einer griechischen Speisekarte die Zwiebelringe zunächst korrekt in englische „onion rings“, von dort aber gänzlich unzutreffend in „Zwiebel ruft an“ übersetzt werden, so darf darüber glücklicherweise ohne jeden Hintergedanken einfach laut gelacht werden.

Dass ein Firmenschalter in einem Verwaltungsgebäude mit dem Schild „Personalverkauf“ versehen ist, kann einem schon mehr zu denken geben. „Früher“, so Hacke, „wurden die Leute noch einfach entlassen.“ Und es mag auch relativ harmlos erscheinen, wenn ein Simultandolmetscher aus George Lucas‘ „Krieg der Sterne“-Motto „May the force be with you“ („Die Macht möge mit euch sein“) ein banales „Am vierten Mai bin ich wieder bei euch“ macht. Typisch Hacke ist, dass er den Gedanken weiter denkt und die Konsequenzen bedenkt: Was, wenn Dolmetscher bei wichtigen politischen Konferenzen ähnlich daneben liegen? Geschieht so etwas möglicherweise tagtäglich? Entscheiden Versprecher und geistige Aussetzer unser aller Schicksal? Ist womöglich auf diese Weise die Finanzkrise entstanden? Nein, so genau wollen wir das alles lieber gar nicht wissen!

» Interview Wladimir Kaminer: „Der Sinn dieser Gesellschaft ist die Gier“

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Trinkwasser: Ehemaliger Schießplatz ist keine Gefahr

Entwarnung: Die Altlasten des ehemaligen Schießplatzes im Siebentischwald haben nach Aussage der Stadtwerke Augsburg keine Auswirkungen auf das Augsburger Trinkwasser. Wie die Stadtwerke gestern mitteilten, befinden sich im Bereich des ehemaligen Schießplatzes selbst keine Brunnen. Bereits seit 1995 werden vorsichtshalber Grundwasser-Messungen an Trinkwasserbrunnen im Abstrom des Schießplatzes durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass die Werte für die möglichen Schadstoffe im Grund- und folglich Trinkwasser unter der Nachweisgrenze lagen. Am Wochenende waren noch [...]

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Augsburg nimmt Irak-Flüchtlinge auf

In Hannover sind die ersten Irak-Flüchtlinge bereits eingetroffen. Auch in Augsburg rechnet man täglich damit. Rund 75 Personen aus dem UNHCR-Resettlement-Programm sollen hier dauerhaft eine Bleibe finden. Mit "United Nations High Commissioner for Refugees" (UNHCR) wird das Hochkommissariat der Vereinten Nationen bezeichnet, das mit dem weltweiten Schutz von Flüchtlingen und Vertriebenen beauftragt ist. Da den Vereinten Nationen das Geld fehlt, um schutzbedürftige Flüchtlinge selbst zu versorgen, versucht das UNHCR seine Mitgliedsländer [...]

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ÖPNV: Arbeitgeber lenken ein

Streik bis zur erneuten Urabstimmung ausgesetzt Kurz nach der heutigen Kundgebung auf dem Moritzplatz kam die große Überraschung: Aus München wurde mitgeteilt, dass es ein neues Angebot der Arbeitgeber gibt, das von der Tarifkommission als positiv bewertet wurde. Überrascht und trotzdem zufrieden zeigte sich der Streikführer von ver.di Augsburg, Hans Blöchl. Bereits am Nachmittag hatte die Tarifkommission von ver.di das Angebot gebilligt. Damit war die Weiterführung des Streiks über den Sonntag [...]

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Kein Rad dreht sich mehr im Nahverkehr

Sehr zufrieden zeigt sich Hans Blöchl, Streikführer der Gewerkschaft ver.di, mit dem ersten Streiktag in Augsburg. „Ein Auftakt der Mut macht und motiviert“, meint der Gewerkschafter. Fast 400 Beschäftigte der AVG und der Verkehrs GmbH hatten die Arbeit niedergelegt. Es fuhr kein Bus und keine Straßenbahn und auch in den Werkstätten wurde nicht gearbeitet. Selbst […]

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Barfüßig-bayerischer Balkan-Beat

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KUKA-Halle wird Stadtteilbücherei und Literaturhaus

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Was kommt, was bleibt, was vergeht

Silvia Kotzur und Jochem Ebert im Atelier Evasion Von Frank Heindl „There is a storm coming“, heißt eines der großformatigeren Bilder von Silvia Kotzur, die derzeit im Atelier Evasion in der Augsburger Altstadt zu sehen sind. Noch dominieren im Bildzentrum die helleren Farben von Gischt und der langsam verschwindenden Sonne, doch im Vordergrund ist das […]

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Neues Wohngeldgesetz: 1.100 Augsburger Haushalte profitieren

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Nahverkehr: Ab Freitag unbefristete Streiks

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Kurznachrichten

Gedenkjahr 1525: Das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum widmet sich dem „Bauernkrieg“



Halb Deutschland gedenkt der Revolution von 1525. Landesausstellungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Reinland-Pfalz und Baden-Württemberg verleihen dem bedeutenden Ereignis prominenten Raum und auch das Land Bayern hat ihm eine eigene Ausstellung in Memmingen gewidmet. Nur in Augsburg scheint man sich schwer zu tun mit dem gemeinen Volk und dem Krieg. Obwohl Augsburgs Jakob Fugger durch seine […]

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3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

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Schulterschluss für Demokratie Vielfalt und Menschenwürde: Internationale Wochen gegen Rassismus in Augsburg 2025

Seit 2021 beteiligt sich die Stadt Augsburg an diesem deutschlandweiten Projekt, das bereits seit 2008 besteht und um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, unter der Schirmherrschaft der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus ausgerichtet wird. Das Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg hat in Kooperation mit zahlreichen Organisationen und Initiativen […]

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“Let’s Talk Bundestagswahlen“ – eine Podiumsdiskussion von jungen Menschen für junge Menschen



Am Dienstag, den 18.02.2025, veranstalten Schülerinnen der Q12 des Stetten-Gymnasiums in Kooperation mit dem Maria-Theresia-Gymnasium eine Podiumsdiskussion zu den bevorstehenden Bundestagswahlen. Auf dem Podium diskutieren Teilnehmende von insgesamt fünf Jugendorganisationen: Laura Sameit (Jusos Augsburg) Maren Dörr (Grüne Jugend Augsburg) Paul Schwendrat (Julis Augsburg) Etienne Dankelmann (Junge Union Augsburg) und eine Vertretung der Linksjugend Augsburg. Drei […]

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„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit



Eine Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. in der Augsburger St.-Anna-Kirche erinnert an die nationalsozialistischen Verbrechen an Kindern mit Behinderung. Begleitend zeigt eine Kino-Matinee im Thalia die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren von nationalsozialistischen Medizinern ermordet wurde. Vor etwa achtzig Jahren begannen die systematischen Tötungen von […]

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