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Freitag, 31.10.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Kulturpolitik

Brecht im Panzerschrank

Warum die Wiederentdeckung der Brecht-Fotos an einen Bibliothekskrimi erinnert

Von Siegfried Zagler

Ein Vierteljahrhundert nach ihrem Erwerb durch die Augsburger Staats- und Stadtbibliothek kamen Fotos eines gewissen Bertolt Brecht an das Licht der Öffentlichkeit. Um wie viele Fotos es sich handelt, lässt sich noch nicht sagen. Vor 25 Jahren wurde von „vielen Fotografien“ berichtet. Sicher ist derzeit nur, dass der neue Leiter der vom Freistaat übernommenen Bibliothek, Dr. Reinhard Laube, alle fotografischen Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich machen wird. Warum darauf 25 Jahre gepfiffen wurde, ist eine schrullige Geschichte, die noch nicht zu Ende erzählt ist. Die Fotos waren nur ein Teil eines „Brecht-Schatzes“, der von der Stadt mithilfe einer 100.000 Mark-Spende eines privaten Mäzens Ende der achtziger Jahre erworben wurde. Ob weitere Brecht-Materialien im schwer erreichbaren Dunkel eines sich im Keller der Bibliothek befindlichen Panzerschranks entdeckt wurden und somit zu verarbeiten wären, ist ebenfalls eine spannende Frage.

Als im Januar 1990 der ehemalige Leiter der Staats- und Stadtbibliothek, Dr. Helmut Gier, das frisch angekaufte Material der Presse vorstellte, war in der Augsburger Allgemeinen von 48 „bisher völlig unbekannten Briefen“ die Rede. 30 davon waren an Paula Banholzer („Bi“) adressiert. Diese Briefe sind von der Forschung verarbeitet und veröffentlicht worden. Andere Briefe aus diesem Ankauf ebenfalls: Brechtexperte Jan Knopf schreibt in seiner 2012 erschienen Brecht-Biografie von einem Beschwerdebrief der Arbeiter und Angestellten der Augsburger Papierfabrik (Haindl) an Klemens Haindl, in dem sich die Belegschaft im Jahre 1926 über Brechts Vater beschwerte, der in der Papierfabrik eine Direktorenstelle inne hatte. Es könne nicht sein, dass ein Mann an herausragender Stelle arbeite, der weiterhin zu „seinem moralisch verkommenen Sohn“ halte. Knopf schreibt darüber, als wäre dieser Brief eine Neuentdeckung. Dabei wurde aus diesem Brief bereits am 11. Januar 1990 von der Augsburger Allgemeinen zitiert.

Im gleichen Artikel heißt es, dass die Bibliothek das Material so belassen werde, wie es aus dem Nachlass von Walter Brecht erworben wurde, bis es ein Wissenschaftler aufarbeite. 1991 wurde ein Wissenschaftler (Brecht-Forscher) von der Stadt angestellt. Dr. Jürgen Hillesheim, der nun dem überraschenden Fund eine hohe wissenschaftliche Bedeutung zuspricht, während sein ehemaliger Chef, Dr. Helmut Gier, erklärt, dass „wir anderes im Augenmerk hatten.“ Ein wenig erinnert dieser „Bibliothekskrimi“ (unter umgekehrten Vorzeichen) an den ersten Romanerfolg von Umberto Eco: „Der Name der Rose“.

Am Sonntag, den 14. September, will Buchhändler Kurt Idrizovic das Thema im Brecht-Brunch (11 bis 12.30 Uhr im Brechthaus Auf dem Rain 7) „im milden Licht beleuchten“. Die Staats- und Stadtbibliothek hat der DAZ dankenswerterweise fünf Fotos aus dem unbeachteten Brechtalbum zur Verfügung gestellt.

Die Pose des entspannten Poeten

Alle Aufnahmen vom jungen Brecht wurden in Augsburg am selben Tag gemacht. Alle „Anzugsfotos“ sind wohl im Garten des Brecht-Jugendhauses gemacht worden. Foto: Staats- und Stadtbibliothek

Die Pose des starken Poeten

Brechts stilsichere Selbstinszenierungen sind ein Teil seines Mythos. Keine andere Figur der Weltliteratur konnte sich besser selbst darstellen als Brecht. Bereits in Augsburg probiert sich Brecht in der Pose des Poeten. Foto: Staats- und Stadtbibliothek

Pose des melancholischen Poeten

Intelligent aber nicht verspielt. Wach aber nicht überdreht. Selbstsicher aber nicht überheblich: Im Hintergrund das Wohnhaus der Brechts in der Bleichstraße. Foto: Staats- und Stadtbibliothek

Die Pose des ernsten Poeten

Ein Teil seiner Selbstinszenierungskunst bestand darin, dass er sich stehts in „sicherer Rüstung“ zeigte. Foto: Staats- und Stadtbibliothek

Die Badegesellschaft

Brecht sitzend ganz rechts außen. Wo könnte die Badegesellschaft sich zum Gruppenfoto versammelt haben? Am Lochbach womöglich? Handelt es sich um einen Klassenausflug? Foto: Staats- und Stadtbibliothek

Ob aus dieser Geschichte mehr als ein kurzatmiger Aufreger wird, hängt davon ab, ob sich weitere unbeachtete Dokumente mit ähnlicher Bedeutungshöhe im Panzerschrank der Staats- und Stadtbibliothek befanden.

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Brechtfestival: Wie geht es weiter?

Am Mittwoch, den 16. Juli, wurden Kulturreferent Thomas Weitzel und Theaterintendantin Juliane Votteler im Augsburger Presseclub auf der Plauder-Ebene von Michael Schreiner und Kurt Idrizovic zu ihren „Baustellen“ befragt. Thomas Weitzel ließ sich dabei ein wenig in die Karten blicken, wie er seinen Job definiert. Von Siegfried Zagler Weitzel versprach ergebnisoffene und differenzierte wie transparente […]

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Kulturausschuss besinnt sich auf seine Aufgaben

Am vergangenen Dienstag fand die erste Sitzung des Kulturausschusses nach der Kommunalwahl statt.
Es war eine verhältnismäßig kurze Sitzung im öffentlichen Teil. Der neue Kulturreferent Thomas Weitzel hielt eine Art Grundsatzrede. Bernd Kränzle versicherte dem parteilosen Kulturreferenten vollen Rückhalt der CSU, der SPD und der Grünen und betonte den gemeinsamen Auftrag, den der Kulturausschuss zu verfolgen habe. Anschließend stellten Peter Bommas (Junges Theater) und Sebastian Seidel (Sensemble Theater) ihre Programme und Pläne vor. […]

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CSU: Weitzel soll Kulturreferent werden, nur knappe Mehrheit für Erben

Der Bezirksvorstand der Augsburger CSU bestätigte die Verhandlungsergebnisse von Kurt Gribl, Johannes Hintersberger und Bernd Kränzle mit der SPD und den Grünen bezüglich der Bildung einer Stadtregierung. Strittig war nur die Teilhabe der Grünen. Mit sieben von 13 Stimmen sprach sich der CSU-Vorstand mit nur einer Stimme Mehrheit für eine Zusammenarbeit mit den Grünen aus. […]

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Kulturausschuss: „Vorhang zu und alle Fragen offen“

Am gestrigen Montag tagte der Kulturausschuss zum letzten Mal unter der Leitung des Kulturreferenten Peter Grab. Von Siegfried Zagler In der 49. und letzten Sitzung des Kulturausschusses in der Ära Grab wurde der Jahresabschluss, die Erfolgsübersicht und der Lagebericht für das Wirtschaftsjahr der Spielzeit 2012/13 des Augsburger Stadttheaters vorgestellt. Dabei handelte es sich um einen […]

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Kresslesmühle: Grüne kritisieren Verfahren

Die Grüne Stadtratsfraktion kritisiert einen Beschluss des Kulturausschusses am vergangenen Montag, nach dem es zur Beratung der zukünftigen Arbeit der Kresslesmühle einen Runden Tisch geben soll. Es sei unverständlich und im Sinne einer gut koordinierten Integrationsarbeit nicht zielführend, wenn die städtische Stelle für Frieden und Interkultur jetzt noch schnell besetzt wird. „Das ist aus unserer […]

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Nachtrag zum Brecht­festival: Dokumen­tation und Forschung in der Brechtstadt

Wissenschaftliche Vortragsreihe und Ausstellung als Kontrapunkt zur Kunst
Von Halrun Reinholz
Das diesjährige Brechtfestival konnte mit vielen künstlerischen Highlights aufwarten, doch gehört es auch zum „Programm“ des Festivalleiters Joachim Lang, die Brechtforschung mit einzubinden. […]

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Kulturgespräch mit allen OB-Kandidaten

Am morgigen Samstag findet im Foyer des Augsburger Stadttheaters eine Gesprächsrunde zur Kulturpolitik der Stadt Augsburg statt. Veranstalter ist  „Die Ständige Konferenz“, ein Zusammenschluss von Mitgliedern des Kulturnetzwerks, des Kulturrats und des Kulturbeirats. Es soll keine Bilanz bezüglich der Grab-Ära gezogen werden, sondern darüber diskutiert werden, wohin sich die Kulturstadt Augsburg in den kommenden sechs […]

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Neue Stadtbücherei: Kulturreferent Grab weist Kritik zurück

Kulturreferent Peter Grab wehrt sich gegen die Kritik der SPD bezüglich des Bibliothekskonzeptes der Neuen Stadtbücherei. Die Fraktion der SPD hatte die Auffassung vertreten, dass Grab die Steuerung nicht innehabe und er endlich zusehen solle, dass das „Motzko-Konzept“ umgesetzt werde. „Die Forderung der SPD-Fraktion, das Bibliothekskonzept unverzüglich umzusetzen, geht ins Leere. Das Konzept ist bereits […]

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Kulturpark West: Grüne tragen FW-Antrag nicht mit

Die Grüne Stadtratsfraktion hat am heutigen Montag klargestellt, dass sie den Antrag der Freien Wähler zur Zukunft des Kulturparks West nicht mitträgt. „Eine entsprechende Berichterstattung in der DAZ von heute trifft nicht zu“, wie es in einer Pressemitteilung der Grünen heißt. „Uns hat zwar eine entsprechende Anfrage, ob wir den Antrag mittragen wollen, am Freitag, […]

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