DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kulturausschuss: „Vorhang zu und alle Fragen offen“

Am gestrigen Montag tagte der Kulturausschuss zum letzten Mal unter der Leitung des Kulturreferenten Peter Grab.

Von Siegfried Zagler

Der Kulturausschuss der Stadt Augsburg im Januar 2011

Der Kulturausschuss der Stadt Augsburg im Januar 2011


In der 49. und letzten Sitzung des Kulturausschusses in der Ära Grab wurde der Jahresabschluss, die Erfolgsübersicht und der Lagebericht für das Wirtschaftsjahr der Spielzeit 2012/13 des Augsburger Stadttheaters vorgestellt. Dabei handelte es sich um einen fundierten Bericht zur voraussichtlichen Entwicklung des Stadttheaters, zu dessen Chancen und Risiken. Die Stadträte des Kulturausschusses nahmen ihn schweigend zur Kenntnis. Anschließend stellten das komplette Führungsteam des Stadttheaters das Programm der neuen Spielzeit vor. Die Stadträte des Kulturausschusses nahmen es gleichgültig zur Kenntnis. Theaterintendantin Juliane Votteler dankte dem Kulturausschuss für die gute Zusammenarbeit. „Wir haben viel erlebt miteinander. Vielen Dank für alles, vielen Dank für die Brecht-Bühne“, so Votteler, die ein wenig generös und mit einem zarten Hauch des Triumphs den aktuellen Kulturausschuss verabschiedete. Neun Ausschussmitglieder werden demnächst aus dem Stadtrat ausscheiden. Andreas Jäckel, Bernd Kränzle (beide CSU) und Verena von Mutius (Grüne) werden wohl im neuen Kulturausschuss weiterhin vertreten sein.

Grab: “Ein großartiges Brechtfestival”

Schließlich stellte Eva-Maria Fürstenberger (Bechtbüro) in Vertretung von Joachim Lang die Erfolgsbilanz des Brechtfestivals 2014 vor. Im Gegensatz zu Joachim Lang beherrscht Frau Fürstenberger eine Kunst, die ohnehin im gesamten Ausschuss in den vergangenen Jahren selten zum Tragen kam: die Kunst der Zusammenfassung. Gute Zuschauerzahlen (14.000! So viel wie noch nie.). Das Festival sei deutschlandweit wahrgenommen worden. Der Pressespiegel sei noch nicht fertig, weil die Resonanz so überwältigend gewesen sei. Punkt. Die Stadträte nahmen es mit Interesse zur Kenntnis und lobten das diesjährige Festival sowie die zurück liegenden in höchsten Tönen – oder schwiegen. Karl-Heinz Schneider konnte es sich in seiner letzten Sitzung nicht verkneifen, eine Empfehlung an den kommenden Stadtrat zu geben: „Man sollte mit Lang weitermachen.“

Verena von Mutius fiel das Schweigen schwer. Sie zog es vor, die Augen zu verdrehen. Dimitrios Tsantilas (CSM) nutzte seinen letzten Auftritt dazu, Peter Grab für das Festival zu danken. „Er hat das alles initiiert.“ Schließlich ergriff der gepriesene Kulturreferent höchstpersönlich das Wort: „Ein großartiges Brechtfestival.“ Erst recht jetzt, so Grab, da es endlich beim Theater sei. „Da haben wir lange hingearbeitet.“ Bernd Kränzle schwieg und lächelte hämisch.

Am Ende hielt Andreas Jäckel (CSU) den Abgesang und erwähnte dabei lobend jedes Ausschussmitglied. Im Publikum saß Thomas Weitzel, der kommende Kulturreferent, der sich unmerklich über das letzte Wort des Noch-Referenten amüsierte. Grab verabschiedete sich mit einer verdrehten Wiedergabe eines Brecht-Zitates angemessen aus dem Amt: „Alle Fragen offen, Vorhang zu.“