DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Montag, 28.04.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Kultur

Internationale Ballett- und Tanzgala im Martinipark

Seit Jahren bietet die Sparte Ballett des Augsburger Theaters den Freunden des Tanztheaters eine hochkarätige Gala mit Tänzerinnen und Tänzern aus aller Welt. Auch die Ballettgala 2025 erfreute das Publikum mit einer grandiosen Mischung aus Bewährtem und Innovativem.

Von Halrun Reinholz

Riva & Repele Dance Company: »Old Land«

„Nach der Ballettgala ist vor der Ballettgala“ – darauf weist Ballettdirektor Ricardo Fernando gleich zu Beginn seiner Moderation unmissverständlich hin. Ein solches Ereignis muss logistisch minuziös und mit langem Vorlauf geplant werden, denn die Terminkalender der Künstler sind oft Jahre im Voraus gefüllt. Alles nicht neu für das Augsburger Ballettpublikum, denn die Ballettgala ist bereits eine eingeführte Institution. Der frühere Ballettdirektor Robert Conn hatte damit begonnen. Zunächst war es als spielerisches Treffen von Tänzern gedacht: „Dance Among Friends“. Doch der Zuspruch war groß und irgendwann wurden es zwei Vorstellungen, die jeweils im Nu ausverkauft waren. Conns Nachfolger Ricardo Fernando dockte sofort an und setzte der Ballettgala seinen eigenen Stempel auf. Die Grundidee blieb: Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt sollten dem Augsburger Ballett-Publikum gemeinsam mit dem hauseigenen Ensemble die Vielfalt des Tanztheaters zeigen.

Karina Moreira & Norton Fantinel (Arles Youth Ballet Company), »Under my Skin«

Vielleicht liegt es auch daran, dass die Augsburger Theaterbesucher keine Berührungsängste mit dem Ballett haben. Ganz im Gegenteil, die Aufführungen des Tanztheaters sind oft schon vor der Premiere ausverkauft. Und die beiden Vorstellungen der Ballettgala im Martinipark waren es diesmal natürlich auch wieder – am Ostersonntag und Ostermontag, also zu nicht unbedingt familienfreundlichen Terminen.
Gleich zu Beginn stellte Ricardo Fernando die Gästegruppen (zumeist Paare) aus allen Himmelsrichtungen vor. Dass „Ballett und Unfälle nah beieinanderliegen“ musste er auch verkünden, denn vom Londoner Royal Ballet war nur Reece Clarke angereist, ein Vollblut-Tänzer, Jüngster von vier Brüdern, die alle Tänzer wurden, wie der Moderator mit Hochachtung zum Besten gab. Seine Partnerin fiel wegen einer Verletzung aus, doch Reece zeigte mit vollem Einsatz sein solistisches Können in „Dance oft he Blessed Spirits“ nach Musik von Gluck und im zweiten Teil in „La Bayadère“ von Ludwig Minkus. Ein Combi-Pack der Wiener und Pariser Oper bildete das großartige Paar Sae Yun Park und Denys Cherevychko, die im ersten Teil nach Musik von Ravel und im zweiten Teil hoch klassisch „Le Corsaire“ nach Petipa tanzten. Mackenzie Brown und Adhonai Soares da Silva vom Stuttgarter Ballett erfreuten das Publikum mit dem Tanz des Schwarzen Schwans aus Tschaikowskys Schwanensee mit bewährter Petipa-Choreografie, zeigten sich im zweiten Teil aber modern mit „A Dialog“ in der Choreografie von Roman Novitzky zu Musik von Nina Simone. Bianca Teixera und Lorenzo Alberti vom Ballett der Semperoper Dresden glänzten im ersten Teil mit PATH, einer Choreografie zu Musik von Antonio Vivaldi, um im zweiten Teil den „Black Swan“ aus Tschaikowskys Schwanensee in einer ganz ungewöhnlichen Choreografie von Marco Goecke zu präsentieren. Das junge Tänzerpaar Karina Moreira und Norton Fantinel war von der Arles Youth Ballet Company gekommen und zeigte zwei moderne Choreografien: „Love Fear Loss“ nach der Musik von Charles Dumont und „Under my Skin“ auf die Musik von Frank Sinatra. Ein außergewöhnliches Ensemble ist die „Riva & Repele Dance Company“: Sasha Riva aus Virginia und Simone Repele aus Turin studierten beide an der Ballettschule von John Neumeier in Hamburg und gründeten vor einigen Jahren ihre eigene Kompanie für außergewöhnliche kreative Produktionen. In Augsburg zeigten drei auf alt geschminkte und sich teilweise entsprechend bewegende Tanzpaare die Choreografie „Old Land“.

Schlussapplaus im Martinipark mit allen Beteiligten (Fotos: Jan-Pieter Fuhr)

Den Rahmen für die Darbietungen der Gäste bildete das komplette hauseigene Ensemble mit Kostproben aus aktuellen Produktionen. Dass sich Fernandos Tänzerinnen und Tänzer auf dem internationalen Parkett nicht verstecken müssen, wird auch bei dieser Gala-Vorstellung mehr als deutlich. Der Ballettdirektor wies aus diesem Anlass auch darauf hin, wie wichtig es ihm ist, den Tänzerinnen und Tänzern Perspektiven für die Zeit nach der (vergleichweise kurzen) aktiven Tanzlaufbahn zu eröffnen. Das Format „New Comer“ bietet in jeder Spielzeit drei Mitgliedern des Ensembles die Möglichkeit, selbst zu choreografieren. Von der aktuellen Produktion, die Ende März Premiere hatte, wurde je eine Kostprobe präsentiert. Aus der eigenen „Küche“ stammte auch der Pas de deux „State of Mind“ , Teil des Kammertanzabends „Made for Two. Reloaded“. Lucie Horna und Mateo Mirdita zeigten da eine Choreografie von Ricardo Fernando auf Musik von Max Richter. Bemerkenswert auch der solistische Auftritt von Fatima Lopez Garcia, ebenfalls Ensemblemitglied des Tanztheaters. Als Andalusierin beherrscht sie den Flamenco und führte mit „Raices“ eine Choreografie nach Musik von Santiago Lara vor, die Modern Dance und Flamenco kongenial verknüpfte. Zum Abschluss der Gala tanzte das Augsburger Ensemble „Bonds“, eine Choreografie von Andonis Foniadakis nach Musik von Ludovico Einaudi, die Teil eines weiteren bewährten Formats des Tanztheaters ist: „Dimensions of Dance“, mittlerweile bereits als „Nr. 5“ vorhanden, holt regelmäßig bekannte Choreografen mit kreativen Ideen auf die Augsburger Ballettbühne.

Der Applaus des Publikums zeigte: Es war wieder ein grandioses Tanzfest für alle Sinne. Fernando bedankte sich bei allen Mitwirkenden vor und hinter der Bühne, die für so eine Gala Unglaubliches leisten müssen. Und, ja, er konnte bereits den Termin für die Ballettgala 2026 verkünden, denn seine Assistentin Carla Silva und er sind längst wieder am Planen. Nach der Ballettgala ist eben vor der Ballettgala.

gesamten Beitrag lesen »



Weltwärts: Der Tod als Transmigrationsfeier

Kann man aus dem Thema „assistierter Suizid“ eine Komödie machen? Der amerikanische Theaterautor Noah Haidle versucht sich daran und David Ortmann gelingt eine stimmige Inszenierung mit dem Schauspielensemble des Augsburger Staatstheaters. Von Halrun Reinholz Anna (Marie Scharf), gerade mal Mitte 30, ist unheilbar krank und entschließt sich, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Nicht still […]

gesamten Beitrag lesen »



„Nora“ im Martinipark: Ken und Barbie im Puppenheim

Ibsens Stück „Nora“ das die starre bürgerliche Familie im 19. Jahrhundert aufs Korn nimmt, hat im Original den Titel „Ein Puppenheim“ (Et dukkehjem). Regisseurin Susanne Lietzow fokussiert konsequent darauf und inszeniert im Martinipark eine künstliche Ken-und-Barbie-Welt. Von Halrun Reinholz Alles ist für Weihnachten vorbereitet im perfekten Haus der Familie Helmer – Familienvater Torvald, der bald […]

gesamten Beitrag lesen »



„Cosi fan tutte“ im Martinipark

Regisseurin Nora Bussenius inszeniert die „Schule der Liebenden“ als Labor-Experiment mit KI-Touch – das hat seinen Reiz, ist aber nicht restlos überzeugend. Von Halrun Reinholz „Unglaublich schöne Musik“ fällt dem Augsburger GMD ein, wenn er an die Mozart-Oper „Cosi fan tutte“ denkt. Ein Grund, dieses Werk auf den Augsburger Spielplan zu nehmen. Die Handlung allerdings […]

gesamten Beitrag lesen »



3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

gesamten Beitrag lesen »



Die Erzählungen der Schattenfänger

In Erinnerung an DAZ-Gründer und Herausgeber Siegfried „Siggi“ Zagler, der vor einem Jahr, am 2. März 2024, gestorben ist, wiederholt die DAZ einen seiner Texte aus dem Jahr 2020 in gekürzter Form. Anlässlich eines Kunstprojektes am Oberhausener Gaskessel reflektierte Siggi damals die existenziellen Themen. Sinn und Unsinn, Licht und Schatten, Menschen und Götter. Reflexionen über […]

gesamten Beitrag lesen »



Leuchtturmprojekt Max59 – Alles Gute kommt von Unten

Während die Norma-Filiale in der Maximilianstraße 71 schloss und ein weiteres Geschäft in der Augsburger Prachtmeile kurz vor seinem letzten Ladenschluss steht, erstrahlt in der Maximilianstraße 59 völlig unverhofft ein vielversprechendes Leuchtturmprojekt. Von Udo Legner In der letzten Stadtratssitzung stand dieser Überraschungscoup bereits auf der Tagesordnung: die Sanierung, Entwicklung und Konzeption des ehemaligen Leopold Mozart-Konservatoriums […]

gesamten Beitrag lesen »



Mord im Orientexpress: Fake und Täuschung auf hohem Schauspiel-Niveau

Eine Premiere, die offenbar mit großer Spannung erwartet wurde, denn der große Saal im Martinipark war restlos ausverkauft. Kaum ein Krimi von Agatha Christie hat es zu so einer Berühmtheit gebracht, wie „Der Mord im Orient Express“, wo der schrullige Hercule Poirot mit Hilfe seiner grauen Zellen alle Täuschungsmanöver der potenziellen und reellen Mörder durchschaut. […]

gesamten Beitrag lesen »



„Mahagonny“ zum Brechtfestival: Der Sturm macht einen Bogen um Augsburg

„Where shall we go?“ – Wohin führt unser Weg? Diese Frage stellt sich am Ende der fast drei Stunden dauernden Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, eine Gemeinschaftsarbeit von Bertolt Brecht und Kurt Weill nach dem bewährten Muster der „Dreigroschenoper“. Keine Oper im klassischen Sinn, sondern ein Brecht’sches Lehrstück der Kapitalismuskritik mit der mitreißenden […]

gesamten Beitrag lesen »



„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit – Kino-Matinee am Sonntag, 2. Februar

Eine Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. in der Augsburger St.-Anna-Kirche erinnert an die nationalsozialistischen Verbrechen an Kindern mit Behinderung. Begleitend zeigt eine Kino-Matinee im Thalia die Lebensgeschichte von Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren von nationalsozialistischen Medizinern ermordet wurde. Vor etwa achtzig Jahren begannen die systematischen Tötungen von […]

gesamten Beitrag lesen »