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Dienstag, 09.12.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Kultur

Viel Spaß mit den Lustigen Weibern von Windsor

Farbe, Slapstick, gute Laune und eingängige Musik: Otto Nicolais Oper im Martini­park kommt beim Publikum gut an, auch wenn ein bisschen mehr Tiefgang nicht gestört hätte.

Von Halrun Reinholz

Anna (Olena Sloia) hat sich für Fenton (Claudio Zazzaro) ent­schieden, die Neben­buhler Spärlich (Oliver Huttel, links) und Dr. Cajus (Markus Hauser) gehen leer aus.

Was man bei der erst kürz­lich erfolg­ten Carmen-Pre­miere im Mar­tini­park ver­misst hatte, bei Otto Nicolais „Lusti­gen Wei­bern von Windsor“ ist es reich­lich vor­handen: Farbe, Spaß und Irrwitz. Genau wie Shake­speares Ko­mö­die zeigt Nicolai mit seiner komi­schen Oper die Albern­heit und Selbst­ge­fällig­keit einer ver­meint­lich „ge­ord­neten“ Gesell­schaft in ihren Wider­sprüchen.

Shakespeares für die Volks­bühne geschrie­bene Vor­lage hat da schon einiges in petto. Sir John Falstaff, ein von seinem um­werfen­den Charme über­zeugter Möchte­gern-Verführer (ideal besetzt mit dem opu­lenten Bass­bariton Avtandil Kasperli), schreibt gleich zwei gleich­lautende Briefe an die verhei­rateten Frauen „Frau Fluth“ (Sally duRandt) und „Frau Reich“ (Kate Allen) und verabredet sich mit ihnen zum Schäfer­stünd­chen. Blöd nur, dass die Frauen gut befreundet sind und einander von den Avancen erzählen. Da bietet es sich doch förmlich an, dem Lackaffen einen Streich zu spielen. Auch um den Preis der Eifersucht der beiden Ehe­männer (Wiard Withold und Shin Yeo), die das Spiel natürlich nicht durch­schauen und sich auf den Schlips getreten fühlen. Und da ist auch noch die Tochter der Fluths (grazil-mädchen­haft ver­körpert von Olena Sloia), deren Eltern sie gern unter die Haube bringen wollen – sich dabei aller­dings nicht einig sind: der Vater bevorzugt den Junker Spärlich (Oliver Huttel), die Mutter hätte dagegen lieber Dr. Cajus (Markus Hauser) als Schwieger­sohn. Anna selbst hat sich allerdings schon für Fenton (Claudio Zazzaro) ent­schieden, den sie bis zuletzt natürlich auch bekommt.

Der Möchtegern-Verführer Falstaff (Avtandil Kasperli) wird beim Sommernachtsfest im Käfig vorgeführt. Fotos: Jan-Pieter Fuhr

Regisseur Christian Poewe ist mit Otto Nicolais Oper zum ersten Mal in Augs­burg tätig. Vor einem zu­nächst eher er­nüch­tern­den Bühnen­bild im grün­lichen OP-Look kontra­stieren farben­frohe Ko­stüme, vor allem des Falstaff, der ent­fernt an einen leicht orien­ta­lisch ange­hauch­ten Papa­geno aus der Zauber­flöte erinnert. Die bürger­lich-gelang­weilten Frauen tragen zwar auf­fällige gelbe Kleider, aber deren Schnitt kari­kiert eher die bie­dere Zeit der 50er und 60er Jahre. In diese Kerbe schlägt auch die selbst­ge­fällige Eifer­sucht der Ehe­männer und die plumpe Anmache der beiden Galane um Anna, die sich dabei gegen­seitig über­trumpfen, während der lachende (und aus­erwählte) Dritte lachend im Busch sitzt. Wie im Sommer­nachts­traum löst sich schließ­lich alles in einer irrealen, farben­frohen nächt­lichen Zwischen­welt in Wohl­gefallen auf. Für ständige Bewegung auf der Bühne sorgt auch der Chor und die sechs „Hunde der Fluths“, eine Art Butler mit Hunde­masken, deren Funktion sich nicht so ganz erschließt.

Die Assoziation zum Sommer­nachts­traum und noch einigen anderen Musik­werken ist nicht zu weit her­geholt, denn Nicolai verwendet ganz bewusst musi­kali­sche Zitate und Anklänge mit Er­kennungs­wert für das (damalige) Publikum. Domonkos Héja und die Augs­burger Phil­har­moniker zeigen Spiel­freude und Präzision in der schwie­rigen Martini­park-Situation ohne Orchester­graben. Die Dar­stelle­rinnen und Darsteller auf der Bühne sind, wie bei Komödien üblich, nicht nur musi­kalisch, sondern auch dar­stelle­risch gefragt, was unter­schied­lich, aber insgesamt recht stimmig gelingt. Ein beson­derer Gag des Regisseurs ist, dass bei den Dialogen jeweils die eigene Mutter­sprache der Sängerin oder des Sängers einge­setzt wird. Das Kauder­welsch aus Koreanisch, Georgisch, Nieder­ländisch, Ameri­kanisch, Italie­nisch, Ukrai­nisch, Bairisch usw. scheint auf der Bühne zu keinerlei Miss­ver­ständ­nissen zu führen und sorgt im Publikum für große Heiter­keit (obwohl die Dialoge leider nicht über­titelt werden).

Wer allerdings ein bisschen mehr Tiefsinn und Differen­ziert­heit in der Hand­lungs- und Personen­führung erwartet hat, dürfte ent­täuscht worden sein. Das kann man bei der Insze­nie­rung, wenn man will, wohl als verpasste Chance verbuchen. Aber Dank der doch sehr pro­fessio­nellen, präzisen und lust­vollen Aus­führung steht sie ins­gesamt durchaus in der Tradi­tion des Shake­speare­schen Volks­theaters: „Nun eilt herbei, Witz, heitre Laune, die tollsten Schwänke, List und Übermut!“ Eine Produk­tion, wie gemacht für den Silvester­abend. Das Theater hatte da wohl andere Priori­täten, aber auch an jedem anderen Abend können die lustigen Weiber für gute Laune sorgen.

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