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Mittwoch, 10.09.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Lokalpolitik

Strauß ein Spion?

Kein Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde widerspüchlicher bewertet als Franz Josef Strauß, der im Oktober 1988 an den Folgen eines Herzinfarkts starb. „Rechtzeitig“ zu seinem 100. Geburtstag wurden Recherchen veröffentlicht, die den Schluss zulassen, dass Strauß als Spion für das amerikanische Militär aktiv war.

Von Siegfried Zagler

Am gestrigen Sonntag wäre Franz Josef Strauß 100 Jahre alt geworden. Strauß gilt als Erfinder einer „modernen CSU“, die in Europa als letzte Volkspartei gilt, die das Volk tatsächlich noch hinter sich hat. Obwohl er nie Bundeskanzler war, gehört er neben Konrad Adenauer, Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl zu den großen politischen Figuren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Für die einen war er ein unberechenbarer Machtmensch mit zweifelhaftem Charakter, dem die Kultur der Korruption nachgesagt wurde. Für die anderen war er ein konservativer Visionär, der ein Bundesland aus dem Armenhaus heraus zu einem modernen Industriestaat formte. Eine weitere große Leistung seines politischen Wirkens bestand darin, dass sich zu seinen Lebzeiten rechts von der CSU nichts bewegen konnte.

Rudolf Augstein soll noch sehr verkatert gewesen sein, als er am Montag, den 11. März 1957 in der Spiegelredaktion einen Kreuzzeug gegen Franz Josef Strauß ausrief. Tags zuvor war der damalige Verteidigungsminister Strauß zu Gast im Haus des Spiegel-Verlegers. Und wie meist, wenn Strauß dem Alkohol zusprach, zog er „vaterländisch“ vom Leder. Er sei ein kalter Krieger, der niemals die Geschicke dieses Landes bestimmen dürfe, so Rudolf Augstein. Der SPIEGEL, der u.a. zum Leitmedium des deutschen Journalismus wurde, weil Strauß als Verteidigungsminister die Spiegelaffäre auslöste und darüber stürzte, setzte Strauß  mit akribischen Recherchen sogar noch über den Tod hinaus schwer zu. Mit Augstein sollte Strauß dennoch sein Leben lang einen von Respekt und Ironie geprägten Briefwechsel pflegen.

Von Martin Walser stammt das Wort, dass es in der deutschen Politik offenbar nur noch darauf ankomme, ob man erster Klasse fliege oder nicht. Walser hatte in der Lobby eines Hotels Augstein und Strauß in einem langen wie heiteren Gespräch an der Bar erlebt. – Strauß war die widersprüchlichste Figur, die das politische Deutschland je auszuhalten hatte. Als Strauß 1982 auf ein Ministeramt in der Regierung Kohl verzichtet, um sich als Bayerischer Ministerpräsident nur noch der Landespolitik zu widmen, war er bereits 67 Jahre alt. Rudolf Augstein konnte sich einreden, Strauß als Kanzler verhindert zu haben. In seiner Zeit als Bayerischer Ministerpräsident erfand die CSU, deren Erfolgsgeschichte von der DNA des Franz Josef Strauß´geprägt ist, den Begriff des „Landesvaters“. Als „Landesvater“ kreierte Strauß ein „Amigo-System“, das man in Bayern heute noch euphemistisch als „Spezlwirtschaft“ bezeichnet.

Doch damit nicht genug. Laut Stasi-Akten hat Strauß im Zweiten Weltkrieg für die US-Militärs spioniert.

Entdeckt hat diese Aktenlage, die eine Agententätigkeit annehmen lässt, der Forscher Enrico Brissa. Strauß solle im Oktober 1944 geheime Unterlagen zur Luftverteidigung süddeutscher Städte, darunter Würzburg, an amerikanische Agenten übergeben haben. Die britische Royal Air Force hatte Würzburg im März 1945 aus der Luft angegriffen. Strauß‘ Kontakt mit dem Office of Strategic Services (OSS) solle im Schweizer Grenzort St. Margarethen stattgefunden haben. Die Behauptungen lassen sich laut Brissa aber „weder beweisen noch entkräften“.

Eine Geschichte mit geringerer Bedeutung – aber dafür beweiskräftiger und bisher genauso unbekannt – soll an dieser Stelle erzählt werden: Als ihm eine Mutter von drei unehelichen Kindern erzählte, dass deren Vater nur unregelmäßig Alimente überwies, versprach Strauß, dass sich das ändern werde. Strauß hielt sein Versprechen, ohne dass er eine für ihn nicht untypische Aktion (Legislative beeinflusst Exekutive) angestrengt hätte. Strauß nahm sich den zahlungsunwilligen Vater direkt zur Brust und musste dafür nicht weit gehen. Es handelte sich nämlich um einen verheirateten Oppositionspolitiker im Landtag, der fortan pünktlich überwies.

Das Foto von Bernhard Leitenmaier zeigt Franz Josef Strauß am 15. November 1980 in Lauingen zum 700. Todestag von Albertus Magnus. Im Hintergrund ist Ehefrau Marianne Strauß zu sehen. Neben Strauß steht Arno Löb, der damals als  Journalist für das Monatsmagazin Lueginsland tätig war.

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