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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Barbara Brecht-Schall ist tot

Die jüngste Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall verstarb am Montag mit 84 Jahren in Berlin.

Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall mit Mäzenen Rolf Settelmeier und Kurt Viermetz (v.l.)

Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall mit Mäzenen Rolf Settelmeier und Kurt Viermetz (v.l.)


Barbara Brecht-Schall wurde am 28. Oktober 1930 als Tochter von Bertolt Brecht und dessen zweiter Ehefrau, Helene Weigel, geboren. Den größten Teil ihrer Kindheit verbrachte sie mit den Eltern und Bruder Stefan im Exil. Nach der Rückkehr nach Berlin und der Gründung des Berliner Ensembles 1949 arbeitete sie im BE als Schauspielerin unter dem Künstlernamen Barbara Berg. Brecht-Schall gehörte lange dem Berliner Ensemble an und war Nachlassverwalterin ihres Vaters. In dieser Eigenschaft wachte sie streng über die werktreue Verwendung der Bühnentexte Bertolt Brechts – und war aus diesem Grund in der Theaterszene “umstritten”. Mit großer Anteilnahme und Trauer reagierte das Berliner Ensemble auf den Tod von Barbara Brecht-Schall. “Ihre Härte und Unerbittlichkeit, aber auch ihr Herz waren berühmt-berüchtigt”, so BE-Direktor Claus Peymann, der noch anmerkte, dass “Barbara Brecht-Schall  – eine wahre Jeanne d’Arc des Theaters – das Werk ihres Vaters schützte und verteidigte.” 1961 heiratete sie Ekkehard Schall, einen der bedeutendsten Schauspieler des Berliner Ensembles. Zwei Töchter sollten folgen: Schauspielerin und Regisseurin Johanna Schall und Kostümbildnerin Jenny Schall, die nun im Besitz der Urheberrechte des gesamten Brecht-Werks sind.

Als Vertreterin der Brecht-Erben gehörte Barbara Brecht-Schall auch der Jury zur Vergabe des Augsburger Bertolt-Brecht-Preises an, der zu den bedeutenden Literaturpreisen Deutschlands zählt. Zudem war sie in Augsburg bei den jährlich stattfindenden Brecht-Festivals ein beredter und gern gesehener Gast.

Mit Bedauern hat Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel die Nachricht vom Tod von Barbara Brecht-Schall zur Kenntnis genommen. Noch gut erinnert sich Weitzel an die „herzlichen Begegnungen mit Barbara Brecht-Schall in ihrer Berliner Wohnung. Es war bei den Vorbereitungen des ersten Brecht-Festivals, das die Stadt Augsburg 2006 zusammen mit Albert Ostermaier veranstaltet hat. Damals lernte ich sie als eine ebenso engagierte wie ideelle Wegbereiterin kennen. Und natürlich wird uns Barbara Brecht-Schall auch durch ihre regelmäßigen Besuche in Augsburg zu den Brecht-Festivals in bester Erinnerung bleiben“, so Thomas Weitzel.