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Dienstag, 02.12.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Politik

Vom Gefängnis zum Geschichtsort: Das Römische Museum findet seinen Platz

Am gestrigen Montag, den 1. Dezember, tagte der – bisweilen wegen seines geringen Publikums­interesses als „Blümchen­ausschuss“ titulierte – Kultur­ausschuss vor ungewöhn­lich vollen Zuhörer­reihen. Auf der Tages­ordnung stand die zentrale Frage nach dem künftigen Standort eines neuen Römischen Museums.

Von Bruno Stubenrauch

 

Römisches Museum – Symbolbild

Der Beschlussvorschlag in Kürze: Die Stadt verfolgt – auf Basis der vor­liegen­den Mach­bar­keits­studie – den Standort Karmeliten­gasse/ ehemalige JVA weiter. Die Verwaltung erhält den Auftrag, alle nötigen Schritte einzu­leiten, darunter Gespräche mit dem Freistaat Bayern über Finan­zierung und Erbbau­recht sowie Verhand­lungen zur Planung, zum Bau und zum 30-jährigen Betrieb des Museums­gebäudes durch einen General­unter­nehmer.

Identität und Hartnäckigkeit

Kulturreferent Jürgen K. Enninger führte einfühlsam in das Thema ein: „Die römische Vergangen­heit ist Kern unserer Augs­burger Stadt­identität. Wir wurden schon als Stadt gedacht, als wir geboren wurden.“

Stadtdirektor Thomas Schmidt-Tancredi schilderte den Aus­gangs­punkt: Die Aussage von Minister­präsi­dent Markus Söder am 5. Dezember 2023, er wünsche sich die Wieder­belebung eines Römischen Museums in Augsburg, habe die Stadt sofort veranlasst, Kontakt aufzunehmen, „und diese Aussage möglichst schnell mit Leben zu erfüllen“. Man habe mit einem von Dr. Sebastian Gairhos, Leiter der Stadt­archäo­logie, erstellten Raum­programm rasch konkreti­siert, was man wolle – und zugleich um Unter­stützung bei der Grund­stücks­frage gebeten. Dank der Hart­näckig­keit von OB Eva Weber in vielen Gesprächen sei dies schließlich gelungen.

Richtiger Standort zu leistbaren Kosten

Im Anschluss stellte die Kultur- und Strate­gie­beratung actori ihre Machbar­keits­studie vor (DAZ berichtete inhaltlich). Als Favorit präsen­tierte actori den Standort Karmeliten­gasse: zentral im historischen Stadtkern gelegen – ein Vorteil, den kein anderer Standort bieten könne.

Zu den Kosten übernahm erneut Schmidt-Tancredi: Die erste Ein­schätzung liege deutlich über 70 Millionen Euro. Nun müsse man gemeinsam auf das Bau­volumen blicken. „60 Millionen könnten wir uns aber leisten“, so der Stadt­jurist. Die WBG-Ent­wicklungs­gesell­schaft solle als General­unter­nehmer (GU) auf­treten und wäre damit 30 Jahre für den Betrieb der Liegen­schaft verant­wort­lich (DAZ berichtete). Der Museums­betrieb selbst wäre Aufgabe der Stadt.

Einhellige Begeisterung

Die elf anwesenden Stadträte (fehlend: Dr. Friedrich Baur, AfD, und Lisa McQueen, Die Partei) zeigten sich geschlossen begeistert. Einige Auszüge:

  • Bernd Kränzle, CSU: „Das ist ein exzellenter Vorschlag, eine Punktlandung.“
  • Matthias Fink, CSU: „Augsburg braucht dieses Museum. Die Karmeliten­gasse ist der Ort, der sich aufdrängt; da gehört das Museum hin. Die Beschluss­vorlage ist seriös, da ist alles drin. Das Museum wird etwas Neues sein, nicht das, was 2012 geschlossen hat. Ich freue mich darauf.“
  • Meinolf Krüger, Grüne: „Das Interim im Zeughaus war eine schöne Lösung, aber es hat immer etwas gefehlt. Die Karmeliten­gasse ist der Standort, der uns allen, glaube ich, am besten gefällt. Die Kosten sind vor­stellbar, es könnte Realität werden. Bedanken möchte ich mich bei Eva Weber, die dem Minister­präsi­denten so tief in die Augen geschaut hat, dass er nicht mehr anders konnte. Wir sollten diesen Weg weitergehen.“
  • Dr. Pia Haertinger, Grüne: „Ich bin begeistert, dass aus der Justiz­vollzugs­anstalt jetzt ein Kulturort werden soll. Ich hoffe, ich erlebe die Fertig­stellung noch, vielleicht zusammen mit dem Staats­theater? Dann bewerben wir uns als Kultur­hauptstadt.“
  • Christine Wilholm, SPD: „Ein Römisches Museum ist wichtiger als ein Staats­theater oder die Kahnfahrt. Es geht nämlich um unsere Herkunft.“
  • Regina Stuber-Schneider, Freie Wähler: „Mich fasziniert dieser Standort. Er hat auch eine Vor­geschichte: Alexander Süßmair von den Linken hatte ihn in der ver­gangenen Legis­latur bereits ins Spiel gebracht. Aber damals war halt nicht die Zeit, sonst wären wir heute viel­leicht schon weiter. Das Modell mit dem GU beruhigt mich, das ist tat­sächlich eine Super­lösung, nicht so wie beim Staats­theater.“
  • Sieglinde Wisniewski, SPD: „Ich wünsche mir, dass Augsburgs römische Identität positiv dar­gestellt wird. Wir müssen die Bürger mitnehmen, brauchen Publicity für’s Römische Museum. Nicht dass es dann heißt, ‚jetzt fangen sie das nächste Millionen­grab an‘.“
  • Andreas Jäckel, CSU: „Wir dürfen vor Groß­projekten keine Angst haben, sonst bringen wir nichts mehr hin. Bei uns darf es nicht so laufen wie in Frank­reich, wo sich alles in der Hauptstadt Paris konzen­triert. Wir müssen auch in der Fläche was machen. Es ist eine ideale Symbiose, dass hier Freistaat und Stadt zusammen­arbeiten. Es ist wichtig, dass wir diesen Gleich­klang bewahren.“

Stadtdirektor Schmidt-Tancredi hielt auf Nachfrage eine Fertig­stellung Ende 2032 oder Mitte 2033 für realistisch – voraus­gesetzt, die politi­schen Beschlüsse folgen rasch. Der Kultur­aus­schuss ver­ab­schiedete die Beschluss­vorlage zum Standort Karmeliten­gasse schließlich einstimmig. Die end­gültige Ent­scheidung fällt am 11. Dezember im Stadtrat.

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