DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Montag, 03.11.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Baukultur

Altes Stadtbad: „Es gibt eigentlich keinen Grund“

Stadtrat Rainer Schönberg hat sich 2004 mit großem Aufwand gegen das Ansinnen der Regenbogenregierung gewehrt, ein Becken des Familienbades zu schließen und genießt seitdem den Ruf des „Bäderretters“. Kurz vor dem Start des Bürgerbegehrens signalisiert Schönberg den Initiatoren seine Solidarität und den Verkaufsplänen der Stadtregierung ein qualifiziertes „Nein“.

Zur Frage „Sind Sie dafür, dass das ‚Alte Stadtbad‘ weiterhin in städtischer Verantwortung die bisherigen Leistungen wie Schul- und Gesundheitsschwimmen, Sauna, Dampfbad, Wellness, Cafe sozialverträglich erbringt und deshalb weder verkauft noch geschlossen werden darf?“ gab der für die Freien Wähler im Stadrat sitzende Schönberg gestern der DAZ ein Interview.

Rainer Schönberg: Die Fragestellung ist korrekt

Rainer Schönberg: Die Fragestellung ist korrekt


DAZ: Herr Schönberg, am heutigen Samstag startet das Bürgerbegehren gegen den Verkauf des Alten Stadtbades. Sie gelten als Spezialist für zulässige Fragestellungen bei Bürgerbegehren. Finden Sie die oben zitierte Fragestellung des Begehrens korrekt?

Schönberg: Ich finde die Fragestellung korrekt. Damit wird insbesondere auch vermieden, dass sich die Stadt eines Dritten für den weiteren Betrieb des Stadtbades bedient und ihn dafür mit wirtschaftlichen Vorteilen bedenkt. Dies könnte z. B. durch den „Mit-Verkauf“ des Ölhöfles (=Parkplatz beim Stadtbad) geschehen, bei dem es sich um hochwertige und bebaubare Grundstücksflächen handelt.

DAZ: Das hört sich ja so an als würden Sie das Bürgerbegehren begrüßen?

Schönberg: Ich finde es gut, wenn die Bürger den Weg des Bürgerbegehrens wählen, um der Stadtregierung die Ernsthaftigkeit Ihres Anliegens klar zu machen. Dass sie bislang nicht wirklich ernst genommen wurden, darf man nicht den Bürgern anlasten, sondern der fehlenden Sensibilität von CSU und Pro Augsburg.

DAZ: Sie halten es also nicht für richtig das Bad zu verkaufen, weil die Haushaltslage schlecht ist?

Schönberg: In der Tat! Die Stadt erhält vom Freistaat Zuwendungen gerade dafür, um zwangsläufig defizitäre Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie z.B. das Alte Stadtbad im Interesse der Bürger zu betreiben. Es ist in der momentanen Haushaltssituation Mode geworden, jede einzelne Aktivität der Stadt auf ihre Profitorientierung zu untersuchen und für den Fall eines Defizits sich so rasch als möglich davon zu trennen. Abgesehen davon, dass man hierbei in Einzelfällen fast von einer moralischen Veruntreuung von letztlich Steuergeldern sprechen könnte, ist es nur logisch, dass es als erstes Einrichtungen wie Bäder trifft. Wobei sich beim Alten Stadtbad schon konkret die Frage stellt, warum ein privater Dritter das Bad weniger defizitär betreiben können sollte. Schlimmstenfalls wird das Ölhöfle gewinnträchtig für den Dritten verwertet, währenddessen das Alte Stadtbad immer weiter herunterkommt. Wir kennen doch das Sprichwort: „Privatisiert die Gewinne und sozialisiert die Verluste“.

DAZ: In der Augsburger Allgemeinen war zu lesen, dass Sie im Finanzausschuss dem weiteren Verkaufsverlauf zugestimmt haben, und dabei liegt uns ein Antrag von Kranzfelder-Poth und Ihnen vor, der genau in die andere Richtung geht, also dem Verkauf entgegenwirkt. Wer soll daraus noch schlau werden?

Schönberg: Im Finanzausschuss wurde die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob sich überhaupt Interessenten für einen Erwerb des Alten Stadtbades finden ließen und wenn ja, zu welchen Konditionen. Ich habe ausdrücklich zu Protokoll gegeben, dass ich dies lediglich zur Abklärung der Gesamt-Bäder-Situation akzeptieren würde und habe auch ganz konkret auf unseren von Ihnen zitierten Antrag verwiesen, in welchem wir von der Stadt verlangen, das Ölhöfle selbst wirtschaftlich zu nutzen und mit dem Ertrag hieraus das Stadtbad zu unterhalten und zu sanieren. Ich habe auch klar gestellt, dass ich einem Vorschlag der Verwaltung zum Verkauf des Alten Stadtbades nicht zustimmen werde.

DAZ: Es ist nach unserem Kenntnisstand auch merkwürdig, ausgerechnet das Alte Stadtbad aus dem Pool der zehn städtischen Bäder nehmen zu wollen. Der Gesamtzustand des 100jährigen Bades ist teilweise besser als der Zustand einiger Bäder, die in den 60ern gebaut wurden. Außerdem wurde vor gar nicht langer Zeit mit Zuschüssen vom Freistaat das Alte Stadtbad aufwändig renoviert. Wie hoch waren damals eigentlich die Sanierungskosten insgesamt?

Ein Geschenk der Industriellenfamilie Forster aus dem Jahr 1895: das Stadtbad

Ein Geschenk der Industriellenfamilie Forster aus dem Jahr 1895: das Stadtbad


Schönberg: Nach meiner Kenntnis waren es damals rund 24 Mio. DM, das heißt jetzt 12 Mio. Euro. Dabei kamen 5 Mio. Euro aus Mitteln der Städtebauförderung vom Freistaat Bayern, das heißt im alten Stadtbad stecken aktuell neben den seinerzeitigen Stiftungsmitteln der Familie Forster auch 5 Mio. Euro Steuermittel. Im Übrigen passt ihre Frage zu der vorherigen: Es wird sich nämlich bei der geplanten Gesamtbäderkonzeption sicherlich herausstellen, dass für andere Bäder noch erheblich höhere Investitionen erforderlich sein werden als für das Alte Stadtbad und sein angedachter Verkauf keine Vorteile bringt.

DAZ: Warum also, wenn man schon ein Bad aus dem Haushalt rausnehmen will, ausgerechnet das Alte Stadtbad?

Schönberg: Es gibt eigentlich keinen guten Grund: Alle Augsburger Bäder sind durch die Bürger, die Schulen und Vereine weitestgehend ausgelastet und notwendig. Ich vermute, dass sich dem Kämmerer und dem Herrn Oberbürgermeister diese Liegenschaft wegen des angrenzenden Ölhöfles als einzig „verwertbare“ Einrichtung aufgedrängt hat, Genaueres weiß ich aber nicht.

DAZ: Haben Sie ein Konzept in petto, wie man in städtischer Verantwortung das Alte Stadtbad wirtschaftlich betreiben könnte?

Schönberg: Aber klar: Alle – Bürger und Einzelhandel – klagen über zu hohe Parkgebühren der privat betriebenen Parkhäuser. Die Lage des Ölhöfles – fußläufig 3 Minuten zum Stadtzentrum – wäre ideal für ein kommunales Parkhaus mit günstigeren Parkgebühren, welches z. B. von einem zu gründenden Eigenbetrieb betrieben werden könnte. 200 Stellplätze kosten ca. 3 Mio. Euro an Investitionen, mehr als 3 Mio. Euro liegen in der Parkraumrücklage im städtischen Haushalt und dürfen ausschließlich für die Verbesserung der Parksituation in der Innenstadt ausgegeben werden. Da das Grundstück der Stadt gehört, fallen auch keine Grunderwerbskosten an, d. h. ohne jegliche Belastung des städtischen Haushalts könnte die Stadt aus dem Stand mit dem Betrieb des Parkhauses äußerst vorsichtig – von Fachleuten! – gerechnet ca. 550.000 Euro pro Jahr erwirtschaften und gezielt für den Unterhalt des Alten Stadtbades verwenden. Wenn auf das Parkdeck z. B. von der WBG im Auftrag der Stadt noch Wohnungen gebaut würden, würde der Ertrag hieraus locker auch für die Sanierung des Alten Stadtbades ausreichen, welche derzeit insgesamt gerechnet unter Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes auf ca. 1 Mio. Euro kommen dürfte.

DAZ:Herr Schönberg, vielen Dank für das Gespräch.

—————

Das Interview führte Siegfried Zagler.

gesamten Beitrag lesen »



Altes Stadtbad: Bürgerbegehren startet am Samstag

Das von der Stadtregierung anvisierte Vorhaben das Alte Stadtbad zu verkaufen, hat ein Bürgerbegehren zur Folge. Der Startschuss ist am kommenden Samstag, 10 Uhr vor dem Alten Stadtbad. Die Fragestellung des Begehrens ist kurzfristig leicht verändert worden und liegt der DAZ in der modifizierten Fassung noch nicht vor. Die bereits 4.500 geleisteten Unterschriften können für […]

gesamten Beitrag lesen »



Augsburger Fassadenpreis für vorbildlichen Denkmalschutz

Auch in diesem Jahr zeichnet die Stadt Augsburg wieder besonders gelungene Erneuerungen denkmalgeschützter Fassaden aus. Am kommenden Montag überreicht Baureferent Gerd Merkle bei einem Empfang im Rathaus den Eigentümern der 15 prämierten Objekte ihre Urkunden. Gleichzeitig werden Fördermittel aus dem „Friedrich-Prinz-Fonds“ übergeben. Aus dem Prinz-Fonds werden in Augsburg traditionell Fassadenerneuerungen gefördert. Mit unter den Preisträgern […]

gesamten Beitrag lesen »



Verkauf des Alten Stadtbades kann 1,8 Millionen kosten

Die Arbeit des Stadtkämmerers hat die Grüne Landtagsabgeordnete Christine Kamm mit einer Anfrage an das Bayerische Finanzministerium erledigt. Seit gestern ist geklärt, ob und wieviel frühere Landeszuschüsse bei einem Verkauf des Alten Stadtbades zurückbezahlt werden müssten. 1,5 Millionen Euro hatte die Stadt aus Mitteln des kommunalen Finanzausgleichs und weitere vier Millionen aus Mitteln der Städtebauförderung […]

gesamten Beitrag lesen »



Kulturpark-West: „Krad-Halle“ ist fertig

Ab sofort steht die schon lange erwartete „Krad-Halle“ im Kulturpark-West für Veranstaltungen aller Art zur Verfügung. Damit ist das letzte der Haus für die Umnutzung realisiert und die Umbaumaßnahmen im Kulturpark-West wurden damit abgeschlossen. Die „Krad-Halle“ wird in erster Linie für private Anlässe sowie für Konzerte, Tanzveranstaltungen, Theater und Ausstellungen vergeben. „Vor allem die günstigen […]

gesamten Beitrag lesen »



„Denkmalsanierung“ am Gallusberg in der Kritik

Von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt hat Architekt Jörg Hilbich, Sohn des Heimatpflegers Prof. Hilbich, das historische Freudenhäuschen an der Stadtmauer von der Stadt Augsburg erworben und es offensichtlich mit Einverständnis der Stadtverwaltung zur Eigennutzung saniert. Der Vorgang wurde vom Augsburger Architekturforum in aller Schärfe kritisiert und sorgt nun in der Augsburger Lokalpolitik für Wirbel. „Ich […]

gesamten Beitrag lesen »



Haushalt 2010: ÖDP Augsburg schlägt Kurtaxe vor

„Um den klammen Finanzen der Stadt Augsburg etwas abzuhelfen, schlägt die ÖDP Augsburg die Einführung einer Kurtaxe vor“, so die Augsburger ÖDP in ihrer gestrigen Presseerklärung. Der zunächst abwegig klingende Vorschlag ist jedoch weniger als Faschingsscherz denn als Speerspitze gegen die Mehrwertsteuersenkung für Hotelübernachtung gedacht. „Kein Wirtschafts- oder Steuerexperte kann eine überzeugende Begründung für diese […]

gesamten Beitrag lesen »



OB Dr. Gribl will Stadtbad für die Allgemeinheit erhalten

Bisher gibt es keine Entscheidung über den Verkauf des Stadtbades. Dies erklärte OB Dr. Kurt Gribl anlässlich der Übergabe von rund 4.500 Unterschriften gegen die Freigabe des Stadtbades zum Verkauf. Wörtlich erklärte der OB, seine oberste Zielsetzung sei, „alle Möglichkeiten zu prüfen, den Badebetrieb – unter welcher Trägerschaft auch immer – fortzuführen und damit das […]

gesamten Beitrag lesen »



Begleitführungen zur Ausstellung „Häusergeschichte(n)“

Die GeschichtsWerkstatt Augsburg e.V. veranstaltet als Begleitprogramm zur Ausstellung „Häusergeschichte(n) – Augsburger Häuser und ihre Bewohner“ zwei Führungen. „Vom Schaezlerpalais zum Königsplatz“ und „Vom Bahnhofsviertel nach Pfersee“ lauten die Titel der beiden Führungen, die je zweimal angeboten werden. Die Ausstellung selbst wird noch bis 28.2.2010 im Architekturmuseum Schwaben gezeigt. Die erste Führung findet am kommenden […]

gesamten Beitrag lesen »



Der deutsche „Bau der Woche“ steht in Augsburg

Augsburg hat es in eines der anspruchsvollsten eMagazine geschafft: das Architektur-Magazin german-architects.com. Das Fachmagazin vermittelt seit 2005 Wissenswertes aus Architektur, Stadtplanung und Bautechnik und hat den Marktbrunnenplatz des Stadtmarkts zum „Bau der Woche“ gekürt. Kein spektakulärer Großbau wie die Neue Stadtbibliothek oder das Textilmuseum war es, was das Team von german-architects in Augsburg faszinierte, sondern […]

gesamten Beitrag lesen »