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Samstag, 24.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

„Mein Grün, dein Grün“

Der Stadtrat zeigt großen Willen, die Umsetzung der Ergebnisse des Ideenwettbewerbs Innenstadt auf den Weg zu bringen. Einstimmig wurde in der gestrigen Sitzung ein entsprechender Antrag der SPD angenommen.

Was noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen wäre, schafften die Stadträte gestern nach dreistündiger Debatte: eine interfraktionelle Formulierung zur Umsetzung der künftigen Augsburger Stadt- und Verkehrsentwicklung.

Rolf Rieblinger (CSU) hatte das muntere Reüssieren mit einem Satz eröffnet, der den Kern des politischen Zwists herausschälte und die Opposition in Rage brachte: „Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs haben nichts damit zu tun, was der Regenbogen wollte“. „Jetzt haben wir, was wir immer wollten“, schwärmte er vom Siegerentwurf.

Eva Leipprand (Die Grünen) schien auf diesen Fehdehandschuh nur gewartet zu haben: „Dass ich das noch erleben darf. Was haben wir dafür gekämpft und uns für Verkehrsberuhigung in der Innenstadt eingesetzt. Was Herr Rieblinger jetzt gesagt hat, hätte ich früher nie sagen dürfen. Warum haben wir damals nicht damit angefangen? Ihr Erkenntnisprozess hat uns viel Zeit gekostet!“ Frau Leipprand betonte, dass die von der ehemaligen Regenbogenregierung geplante Mobilitätsdrehscheibe von allen Siegerentwürfen anerkannt worden sei. Nicht städtebauliche Neuschöpfung sei die damalige Intention gewesen, sondern verkehrliche Neuordnung. „Was hätte es damals für ein Geschrei gegeben, wenn wir die Unterbrechung der Konrad-Adenauer-Allee gewollt hätten?“

Die Grünen, so Eva Leipprand werden sich darauf konzentrieren, dass die Bürgerschaft die Mobilitätsdrehscheibe bekomme. Es wäre auch falsch, Stadtwerke-Chef Norbert Walter aus seinem Amt zu kegeln. „Das würde der Umsetzung des Projekts nur schaden.“

Norbert Walter in der Kritik

Oberbürgermeister Kurt Gribl konterte sofort und resolut. Er wies darauf hin, dass es eine klare Vorgabe gebe, wie dieser Ideenwettbewerb umzusetzen sei. Die Mobilitätsdrehscheibe sei zwar die zu erweiternde Basis der Siegerentwürfe, aber Herr Walter wolle zuerst die Mobilitätsdrehscheibe umsetzen und danach erweitern. Das werde er nicht zulassen, so Gribl.

Finanzreferent Hermann Weber nutzte die Absenz von Bernd Kränzle, um den Bürgern die Verkehrspolitik der CSU zu erklären: „Die Bürger wollten kein Gestöpsel am KÖ.“ Der Regenbogen sei genau darüber gestolpert. „Für uns war ein Tunnel logisch, weil wir uns die Brechung der Konrad-Adenauer-Allee nicht vorstellen konnten“. Und an die Opposition gewandt: „Sie konnten uns nicht mit dem KÖ-Realisierungswettbewerb überzeugen, später konnten Sie damit die Bürger nicht mitnehmen.“ Außerdem sei das Ergebnis des Ideenwettbewerbs Bestandteil des Wahlprogramms der CSU, so Weber, deshalb werde die CSU die Ergebnisse umsetzen.

Baureferent Merkle unterstrich die Notwendigkeit des Bürgerentscheids: „Der Ideenwettbewerb hat uns einen Korridor gezeigt. Ohne die Notbremse Bürgerentscheid hätten wir heute eine unveränderliche Situation.“

„Es war ein politischer Wettbewerb“

Stefan Quarg, SPD-Stadtrat und Architekt, versuchte mit einem bemerkenswerten Vortrag das parteipolitische Ränkespiel, wer wann was gewollt habe, als schädliches Polittheater zu entlarven. „Mein Grün, dein Grün“ sei nicht im Sinne der Stadt. Man müsse endlich davon absehen, aufeinander einzuhacken. Die CSU habe zwar einen Paradigmenwechsel vollzogen. „Aber auch wir müssen lernen, zugeben zu können, dass wir geirrt haben.“

Gegenüber der DAZ relativierte Quarg die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs: „Insgesamt sind die Entwürfe überzeugend, aber es war ein politischer Wettbewerb“. Völlig neu sei nur die Brechung der Konrad-Adenauer-Allee, damit bekomme man für den Theodor-Heuss-Platz wichtige zusätzliche Möglichkeiten. Diesen Wettbewerb konnten nur Augsburger Architekten gewinnen, da sie den politischen Kontext kannten. Man müsste nur einen Parameter verändern, so Quarg zur DAZ, dann bekäme man 25 andere preiswürdige Entwürfe.

Stefan Quarg bestätigte auf Nachfrage, dass er das parteipolitische Gezänk schwer ertrage. „Das hat nichts mit Augsburg zu tun, aber viel mit der Scheinheiligkeit der Parteien.“ Für Querdenker Quarg hätte sich der Regenbogen mehr Zeit für die Mobilitätsdrehscheibe nehmen müssen: „Wir haben die Verkehrsthematik unterschätzt. Komplexe Dinge brauchen eben Zeit.“

Der Antrag der SPD-Fraktion im Wortlaut



Die Verwaltung der Stadt Augsburg wird beauftragt, auf der Grundlage der Empfehlungen des Preisgerichts des Ideenwettbewerbs Innenstadt folgende Schritte in die Wege zu leiten:

  1. Zum Zweck der schnellstmöglichen Umsetzung der Ergebnisse des Ideenwettbewerbs für die vertieften Untersuchungsgebiete – Hauptbahnhof und Königsplatz – zeigt die Verwaltung die notwendigen Einzelmaßnahmen auf.
  2. Die Verwaltung zeigt dabei die zeitlichen Abläufe der notwendigen Einzelschritte im Hinblick auf die bekannte Zuschussproblematik sowie den dringend anstehenden Bahnhofsumbau auf.
  3. Die Verwaltung führt umgehend die notwendigen Einzelmaßnahmen wie etwa Verkehrszählungen durch (so weit dies noch nicht geschehen ist), um die schnellstmögliche Umsetzbarkeit eines autofreien Königsplatzes (Konrad-Adenauer-Allee/ Fuggerstraße) zu überprüfen.
  4. Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs und das weitere Vorgehen werden neben den Beratungen im Stadtrat auch mit der Bürgerschaft im Rahmen geeigneter Veranstaltungen diskutiert.
  5. Im Zuge einer größtmöglichen Bürgerbeteiligung ist ein begleitendes Beratungsgremium einzurichten, welches die vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit überprüft.
  6. Auf dieser Grundlage möge der Stadtrat schnellstmöglich die konkrete Planung für die Neuordnung der innerstädtischen Verkehrsbeziehungen beschließen und das Planfeststellungsverfahren für die vertieften Untersuchungsgebiete einleiten bzw. abschließen.

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Gestaltungswettbewerb Elias-Holl-Platz entschieden

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Kommentar: Zielverkehr tabu?

"Die Grünen zeigen sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Ideenwettbewerbs Innenstadt Augsburg". "Mit der gestrigen Entscheidung der Jury zur Neugestaltung des Elias-Holl-Platzes zeigen sich die Grünen sehr zufrieden". Zwei Wettbewerbe in einer Woche, zwei Pressemitteilungen, zweimal heile grüne Welt. So scheint es. Weiterlesen fördert allerdings eine zutiefst ambivalente grüne Haltung zum motorisierten Individualverkehr zutage. Fokus Elias-Holl-Platz: dort werden die 14 Parkplätze, die in der Ausschreibung verlangt waren, als "störend" empfunden. [...]

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Urteil: Loeb geht in Revision

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Kommentar: Die Akte Gribl/Loeb

Am Dienstag, den 17. Februar beginnt um 13:30 Uhr im Strafjustizgebäude in der Gögginger Straße 101 ein Prozess mit politischer Dimension (die DAZ berichtete). Gegenstand der Verhandlung ist Arno Loebs Widerspruch gegen den Strafbescheid der Staatsanwaltschaft in Höhe von 2400 Euro wegen übler Nachrede im Zusammenhang mit den Gerüchten um uneheliche Kinder von Oberbürgermeister Kurt […]

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Managerverantwortung und Managervergütung

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Wie der Visionär zum Helden wird

Philipp Löhles „Die Kaperer“ im Hoffmann-Keller Von Frank Heindl Man muss den Schildern zur Verwaltung folgen, wenn man in den Hoffmann-Keller des Augsburger Stadttheaters will – irgendjemand scheint das Gefühl zu haben, es gebe da was zu verstecken. Damit aber sind schon alle ärgerlichen (!) Aspekte abgehakt: Die Inszenierung von Philipp Löhles „Die Kaperer“ auf […]

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In einem Offenen Brief an OB Kurt Gribl hat sich die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Augsburg e.V. (ANA) zum Ideenwettbewerb „Innenstadt Augsburg“ geäußert. Die ANA begrüßt darin die stadtverträgliche Lösung des Nahverkehrs im Siegerentwurf. Bereits im Herbst 2007 hatte die ANA im Haus St. Ulrich mit einer Videodokumentation und einer Computersimulation nachgewiesen, dass ein erweiterter Straßenbahnbetrieb mit […]

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Brecht medial

Das Augsburger Festival „Brecht 111“, das gestern startete und bis 22. Februar läuft, wird nicht nur vom Publikum, sondern auch vom überregionalen Funk und Fernsehen aufmerksam verfolgt. Zum 111. Geburtstag von Bertolt Brecht drehen das Bayerische Fernsehen und das ZDF Beiträge über die Stars der „Brecht-Nacht“, die heute abend im Theater Augsburg stattfindet. Das Bayerische […]

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Unerwartet großes Bürgerinteresse fand gestern abend die Informationsveranstaltung der Stadt zum Ideenwettbewerb „Innenstadt Augsburg“. Baureferent Gerd Merkle sowie Vertreter des Preisgerichts und des ersten Preisträgers präsentierten den Siegerentwurf und stellten sich den Fragen der Besucher. 350 Gäste waren gekommen, aber nur 150 fanden einen Sitzplatz in der Toskanischen Säulenhalle. Und auch das erst, als das […]

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Kurznachrichten

Gedenkjahr 1525: Das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum widmet sich dem „Bauernkrieg“



Halb Deutschland gedenkt der Revolution von 1525. Landesausstellungen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Reinland-Pfalz und Baden-Württemberg verleihen dem bedeutenden Ereignis prominenten Raum und auch das Land Bayern hat ihm eine eigene Ausstellung in Memmingen gewidmet. Nur in Augsburg scheint man sich schwer zu tun mit dem gemeinen Volk und dem Krieg. Obwohl Augsburgs Jakob Fugger durch seine […]

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3. Vielfalt Film Festival

Auch in diesem Jahr flimmert zum Abschluss der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Kooperation mit dem Augsburger Filmbüro das Vielfalt Film Festival über die Leinwand. Die acht Festivalfilme (30. März – 4. April) werden von verschiedenen Kooperationspartnern präsentiert, die nach den Vorstellungen zu Filmgesprächen einladen. Der Flyer:

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Schulterschluss für Demokratie Vielfalt und Menschenwürde: Internationale Wochen gegen Rassismus in Augsburg 2025

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“Let’s Talk Bundestagswahlen“ – eine Podiumsdiskussion von jungen Menschen für junge Menschen



Am Dienstag, den 18.02.2025, veranstalten Schülerinnen der Q12 des Stetten-Gymnasiums in Kooperation mit dem Maria-Theresia-Gymnasium eine Podiumsdiskussion zu den bevorstehenden Bundestagswahlen. Auf dem Podium diskutieren Teilnehmende von insgesamt fünf Jugendorganisationen: Laura Sameit (Jusos Augsburg) Maren Dörr (Grüne Jugend Augsburg) Paul Schwendrat (Julis Augsburg) Etienne Dankelmann (Junge Union Augsburg) und eine Vertretung der Linksjugend Augsburg. Drei […]

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„Im Gedenken der Kinder“ – Ausstellung zu den Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit



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