FCA
Markus Krapf neuer FCA-Vorstandsvorsitzender
116 Tage liegt es zurück, als Klaus Hofmann völlig überraschend von allen FCA-Ämtern zurücktrat. Seit dem 13. Mai 2022 war das Amt des Vorstandsvorsitzenden des Vereins vakant, doch nun steht nach einem fast viermonatigen Findungsprozess fest, welche Wahl der Aufsichtsrat des Vereins getroffen hat: Markus Krapf wird das Ruder übernehmen.
Von Siegfried Zagler
Krapf hat nicht lange überlegt, ließ sich aber lange Zeit, um in nicht weniger langen Gesprächen seine Vorstellungen eines demokratisch geführten Vereins mit dem Aufsichtsrat abzugleichen. Der 21.000 Mitglieder starke e.V. des FCA ist ein finanziell kerngesunder Verein mit Luft nach oben, der nun viel stärker als sozialer Faktor in die Stadtgesellschaft hinein wirken soll.
Unabhängig davon: Unpassender kann ein Zeitpunkt für den Start eines neuen “Präsidenten” kaum gewählt sein. Die Bundesligamannschaft des FCA hat einen Fehlstart mit katastrophalen Auftritten hingelegt und wurde am Sonntag nach der dritten Heimniederlage in Folge mit einem gellenden Pfeifkonzert vom eigenen Anhang verabschiedet. Bereits wenige Wochen nach dem Bundesligastart brennt beim FCA das Dach, Manager Stefan Reuter und Trainer Enno Maaßen stehen wegen der schwachen Auftritte der Bundesligamannschaft im Feuer. Krapf wird im Verbund mit seinem Führungsteam den Brand zu löschen versuchen und den FCA dorthin führen müssen, wo er noch nie war, seit er in den Profifußball zurückgekehrt ist, nämlich auf die Ebene eines Fußballklubs mit einer klaren Struktur und einer transparenten Kommunikation.
Mit Walther Seinsch dirigierte von 2000 bis 2014 ein respektabler Monarch den Verein, die GmbH & Co KGaA und die sogenannte Investorengruppe. Seinsch hatte mit seinem Invest sowie seinem autokratischen System Erfolg und gab das Zepter an Klaus Hofmann weiter, ebenfalls ein “Geldpräsident”, der nicht nur dem Verein vorsaß, sondern das herrschaftliche “System Seinsch” eins zu eins im Dezember 2014 übernahm.
Klaus Hofmann ist im Mai 2022 mehr über sich selbst gestolpert, als über die Mitglieder, die zuletzt starke Kritik an seinem autokratischen Führungsstil übten, aber keine Mehrheiten bei der letzten Jahreshauptversammlung fanden, als die Aufsichtsräte des Vereins mit Gegenkandidaten zu kämpfen hatten.
Die Wahl des Aufsichtsrats fiel wohl auf Markus Krapf, weil er als Persönlichkeit ziemlich genau das Gegenteil verkörpert, was Seinsch und Hofmann auszeichnete und mit ihm das 50+1 Konzept tatsächlich gelebt werden soll. Der Verein soll von nun an das Herz und der Verstand des FCA sein.
Krapf ist in Augsburg geboren (1971), ist in Augsburg zur Schule gegangen (Abitur/St. Stephan) und hat in Augsburg studiert (Lehramt Gymnasium) und dabei wohl nach dem ersten Staatsexamen erkannt, dass seine Talente nicht im Beamtenwesen liegen.
Nach zwei Jahren bei einer TV-Produktionsfirma wurde er unter Walther Seinsch Geschäftsführer des FCA (2002 bis 2006). Krapfs Arbeitsplatz befand sich noch an der Donauwörter Straße und der FCA stieg nach 23 Jahren Amateurfußball in die Zweite Liga auf. Nachdem Krapf von Andreas Rettig als Geschäftsführer abgelöst wurde, arbeitete er noch ein Jahr als Presse- und Geschäftsstellenleiter an der Donauwörter Straße, ehe er in der Innenstadt eine Fußballkneipe eröffnete, die bald Kultstatus hatte und als Location für TV-Übertragungen in der Fußballrepublik bekannt wurde.
Markus Krapf war nie weg vom FCA, sondern dürfte als Fan, als Geschäftsführer, als inoffizieller Repräsentant und als Graue Eminenz im Hintergrund wohl seit mehr als 20 Jahren im “Amt” sein. Auch in der lokalen Politik ist er seit Kurzem aufgeschlagen, indem er das Stadtmagazin “Neue Szene” in seiner Eigenschaft als Stellvertretender Chefredakteur “politischer” aufstellte. Markus Krapf war und ist nicht nur beim FCA “eine Nummer”, sondern auch in der Stadtgesellschaft bekannt und vernetzt.
Dass er nach 22 Jahren der erste Vorstandsvorsitzende des FCA ist, der nicht auch zugleich Investor ist, bedeutet einen Neuanfang für den Augsburger Bundesligisten. Ob Markus Krapf die kommunikative Kompetenz, die emotionale Intelligenz sowie den nötigen Fußballsachverstand mitbringt, um einen schwierigen Klub in schwierigen Zeiten zu führen, wird sich zeigen. Zu wünschen ist es ihm jedenfalls.