Bundesliga
Kane war ihr Schicksal – Und was das mit dem FCA zu tun hat – Kommentar zum Bundesligastart
Die Bundesliga ist gestern Abend mit neuem Glanz gestartet: Superstar Harry Kane ist ein erwähnenswertes Ereignis in der Hochfinanz der europäischen Spitzenligen, zu denen die Bundesliga nur wegen des FC Bayern München zählt.
Von Siegfried Zagler
Eine Vorlage und ein Tor steuerte Kane zum ziemlich souveränen 4:0-Sieg des FC Bayern bei – gegen ein starkes Werder Bremen, das das Spiel lange offen hielt, trotz eines frühen Rückstands in der dritten Minute. Harry Kane steht (100 Millionen Ablöse hin oder her) für ein bescheidenes wie großartiges Auftreten auf und neben dem Feld.
Dazu passen die beiden anderen Neuzugänge der Münchner, wenn auch eine halbe Nummer kleiner, nämlich Min-jae Kim und Konrad Laimer. Mit Kingsley Coman, Mathis Tel, Matthijs de Ligt, Jamal Musiala, Leon Goretzka, Josuha Kimmich, Paul Wanner und Thomas Müller, Manuel Neuer und einigen Unerwähnten haben die Münchner nun zahlreiche Kicker in ihren Reihen, deren Frisuren über eine Saison hinaus bestand haben sollten und deren Arme und andere Körperteile kaum zugestochen sind. Letzteres ist zwar Geschmacksache, doch irgendwie scheint der jahrelang andauernde Tattoo-Trend sich einem Ende zuzuneigen und als das erkannt zu werden, was er war und ist: lächerlich.
“Die Caine war ihr Schicksal” gehört zu den herausragenden Filmproduktionen des Nachkriegshollywood. Humphrey Bogart erhielt für Darstellung des unfähigen und despotischen Kapitäns Philip Francis Queeg eine Oscarnominierung. Das Kammerspiel sollte man allen Trainern der Bundesliga als lehrreichen Filmessay nahelegen. Herman Wouks Roman wie der Film verweisen nämlich auf eine tiefe Einsicht, die selbst in militärischen Befehl-und-Gehorsam-Hierarchien wirkt, dass man nämlich nur im Team zum Erfolg kommt. Ego-Shooter, Alleingänge und nicht dynamisierte Ordnung (“Ballbesitz pour Ballbesitz”) sind auf Dauer nicht nur langweilig, sondern Gift für die Grundidee des Fußballsports. Dass sich die Bayern darin bis zur Blindheit verrannt hatten, gehört zu den Besonderheiten der vergangenen Saison.
Ein Thema jedenfalls, mit dem es sich auseinanderzusetzen lohnt: Räumen nun Thomas Tuchel und der FC Bayern mit dem selbstgefälligen “Mia san Mia” auf und ersetzen es mit einer modernen Teamphilosophie, die eher zu Harry Kane als zu Uli Hoeneß passt? Möglich wäre es immerhin: Der Ball soll mit Tempo und Präzision nach vorne. Fertig. Hinten wird abgeräumt. Fertig. Nur Kimmich hat es noch nicht ganz begriffen.
Die Überschrift bezieht sich also – ein wenig Kalauern sollte erlaubt sein – nicht auf die Gegner des neuen FC Bayern, sondern auf die Frisurenträger und Gucci-Fußballer, also auf jene, die ihre Fähigkeiten, gut kicken zu können, in der Hauptsache zur Selbstinszenierung verwenden. Harry Kane ist der neue Musterprofi und nicht Serge Gnabry. Zu hoffen ist jedenfalls, dass diese Stilprägung Schule macht.
Womit wir endlich beim FC Augsburg wären. Ego-Shooter und provozierende Schlauberger sollten sich ebenfalls auf dem Abstellgleis befinden. Ohne Ex-Präsident Hofmann kommt der gesamte Klub bereits viel sympathischer rüber. Das trifft auch auf diverse Spieler zu, die den Klub bereits verlassen haben oder noch verlassen werden. Spieler, die hier nicht genannt werden sollen. Es mag anmaßend klingen, aber der Prozess der Selbstreinigung scheint im bayerischen Süden der Bundesliga nicht nur in München zu laufen.
Während bei Bayern gefragt wird, ob diese Mannschaft mit der neuen sportlichen Leitung und dem neuen Trainer die Champions League gewinnt, geht es beim FCA darum, ob sich diese Mannschaft mit der neuen sportlichen Leitung und dem neuen Trainer Mainz, Köln, Hoffenheim oder Gladbach annähern kann, oder sich mit Bochum, Darmstadt und Heidenheim herumschlagen muss.
Worin sich der FC Bayern und der FCA bei ihren Revolutionen natürlich gewaltig unterscheiden (neben der Kaderqualität), ist die Trainerqualität. Während Tuchels Fähigkeiten bei Fans wie bei der Vereinsführung unumstritten sind, ist das bei Maaßen genau umgekehrt. Bei Enrico Maaßen entscheidet der FCA in dieser Saison über sein Schicksal. Sollte er den FCA verlassen müssen, gilt für ihn wohl das Gleiche wie für alle bisherigen Bundesligatrainer des FCA (sechs an der Zahl): In der Bundesliga wird das nichts mehr.
Auf den Trainerbühnen der Bundesliga schließt sich der Vorhang für Ex-Augsburger Trainer für immer. Noch nie wurde vom FCA ein gestandener Bundesligatrainer verpflichtet. Bei der wichtigsten Position eines Profiklubs wurde beim FCA stets sparsam geschlaubergert. Damit sollte nun Schluss sein. Neben einem fähigen Manager und mindestens einem fähigen Außenverteidiger fehlt dem FCA nämlich in der Hauptsache ein fähiger Trainer.