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Donnerstag, 25.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Würde Lucien Favre zum FCA passen?

Dass für die FCA-Krise der Trainer verantwortlich ist, kann nicht ausgeschlossen werden

Kommentar von Siegfried Zagler

Gellendes Pfeifkonzert zur Pause. 15 Minuten vor Spielende verlassen Tausende Zuschauer das Stadion. Pfiffe nach dem Schlusspfiff. Die Krise des FCA ist bis in die letzte Reihe der Tribünen angekommen. Das Spiel gegen Darmstadt glich einem Offenbarungseid. Die Krise des FCA wird langsam unheimlich. Nach einem Spiel wie gegen Darmstadt ist festzuhalten, dass der FCA gegen beide Aufsteiger zu Hause schlecht aussah und beide Spiele zurecht verlor. Der FCA steht nach neun Spieltagen am Tabellenende und wird diese Position sehr wahrscheinlich in Dortmund noch stärker dramatisieren.

Plausible Erklärungen wie “mentale Erschöpfung durch Doppelbelastung wegen Europa League” oder “Verletzungsmisere” gibt es nicht. Bleibt noch ein anderes klassisches Erklärungsmuster: Der Trainer läuft bei der Mannschaft ins Leere.

In allen Spielen des FCA zeigen sich die gleichen Negativ-Muster, die sich bereits in der Rückrunde der Vorsaison andeuteten. Die Führungsspieler halten die Bälle zu lange, es entsteht nach vorne kein Tempo und kein Spielfluss. Eine Offensivstrategie ist nicht zu erkennen. Die beiden Spitzen der Lilien liefen ununterbrochen die ballführenden Spieler des FCA an und wurden dabei von zwei bis drei Mittelfeldspielern wirkungsvoll unterstützt. Es ist schmerzvoll zu erkennen, dass eben beim FCA genau das fehlt, was die beiden Aufsteiger so eindrucksvoll beherrschen.

Vorne fehlt nicht nur gegen den Ball Qualität. Mit dem Ball fehlt Qualität, weil Matavz keine Bande zur Mannschaft findet und Ji grundsätzlich keine Stoßstürmerqualitäten hat, die möglicherweise Nikola Djurdjic hätte. Djurdjic, neben Matavz die zweite Sturmhoffnung der Augsburger, wurde nach Malmö ausgeliehen. Bei Halil Altintop werden die ersten drei Buchstaben seines Nachnamens im größer und die letzten drei immer kleiner und über Sascha Mölders muss man ohnehin kein Wort mehr verlieren. Raul Bobadilla ist zur sehr auf sich allein gestellt und neigt ebenfalls dazu, den Ball einen Moment zu lange zu halten. Alexander Esswein ist rechts außen ein Häufchen Elend.

Koo, Baier und Kohr sind ein beinahe unsichtbares Mittelfeld, wenn es gegen den Ball geht und auf der linken Verteidigerposition gibt es ein Besetzungsproblem, weil a) falsch eingekauft wurde und b) Trainer Weinzierl nicht sehen will, dass Markus Feulner auf dieser Position bisher die besten Leistungen brachte. – Jeder Spieler des FCA bildet eine Insel. Die Mannschaft funktioniert nicht mehr. Dynamik und Wille nach vorne sind verschwunden wie die Sonne nach einem langen Sommer.

Was für Jürgen Klopp und Lucien Favre gilt, gilt auch für Markus Weinzierl: Trainer-Ikonen verlieren schnell ihre Aura, wenn ihre Mannschaften keine Ergebnisse bringen. FCA-Präsiedent Klaus Hoffmann wird sich rückblickend wohl in den Hintern beißen. Er hätte Weinzierl “auf” Schalke ziehen lassen sollen und Breitenreiter nach Augsburg holen sollen. Hinterher ist man immer schlauer. Falls der FCA in der kommenden Woche in Alkmaar auseinanderfällt wie gegen Darmstadt und in Dortmund wieder ohne Mittelfeld (wie in Leverkusen) spielen sollte, dann sollte der FCA die Reißleine ziehen, bevor es zu spät ist. Dortmund und Gladbach kamen in die Erfolgsspur zurück, als sie ihre Ikonen ziehen ließen. Vermutlich würde Lucien Favre gut zum FCA passen.