DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Montag, 03.11.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Baukultur

Geht die Staatsbibliothek an den Freistaat?

OB Gribl verhandelt über hundertprozentige Übernahme

Von Frank Heindl

In die Verhandlungen um die Finanzierung der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek ist Bewegung gekommen. Während Kulturreferent Peter Grab, Finanzreferent Hermann Weber und Bibliotheksleiter Dr. Helmut Gier gestern in München in einer eigens gegründeten Kommission mit dem Freistaat um Zuschüsse verhandelten, präsentierte OB Kurt Gribl in Augsburg in Zusammenarbeit mit Georg Winter, dem Vorsitzenden des Haushaltsausschusses der Staatsregierung, den Medien einen deutlich weiter gehenden Vorschlag.

Die Staats- und Stadtbibliothek in der Schaezlerstraße

Noch unter städtischer Regie: die Staats- und Stadtbibliothek in der Schaezlerstraße


Das Modell der Münchener Kommission sieht eine Kostenreduzierung für Augsburg vor. Ihrem Vorschlag zufolge würden sich Freistaat und Stadt zukünftig den Aufwand teilen – ungefähr 500.000 Euro pro Jahr für jeden der Partner, mithin eine jährliche Ersparnis für Augsburg in derselben Höhe. Bisher hatte der Freistaat einen geradezu lächerlichen Kostenanteil von 18.900 Euro übernommen. Haken an dieser Lösung: Der Bauunterhalt des Gebäudes an der Schaezlerstraße bleibt bei der Stadt, und was dort an Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen ansteht, ist mit einer halben Million pro Jahr nicht zu finanzieren. Für die Institution selbst wäre diese Lösung trotzdem ein Gewinn. Georg Winter geht davon aus, dass aus der geteilten Trägerschaft eine bessere Vernetzung der Bibliothek – beispielsweise mit der Universität – resultieren würde, auch ein verbesserter „virtueller Zugang“ könnte angegangen werden.

Deutlich mehr hätten Stadt und Bibliothek von der Idee, die Winter und der OB – unter Einbeziehung der CSU-Landtagsabgeordneten Bernd Kränzle und Johannes Hintersberger – sich ausgedacht haben: Sie arbeiten an einer hundertprozentigen Übernahme der Staats- und Stadtbibliothek durch den Freistaat. Gribl sieht diese Initiative als Reaktion auf „eine Art Aufschrei“, mit dem die Stadtregierung auf die „Missverhältnisse bei der Kostenbelastung“ aufmerksam gemacht habe. Eine etwas subjektive Interpretation, kam doch der laute Aufschrei vor einem knappen Jahr vor allem aus der Öffentlichkeit, die die Pläne der Stadtregierung mit blankem Entsetzen aufnahm, die Bibliothek aufzuteilen und das Gebäude zu verkaufen. Der Hintergrund: Augsburg ist in ganz Bayern die einzige Stadt, die für die Kosten ihrer regionalen staatlichen Bibliothek selbst aufkommen muss. Das hat historische Gründe: Aus Misstrauen gegenüber der Zentralgewalt in München hatte man dereinst gefürchtet, der bayerische Staat würde sich der wertvollen Archivalien bemächtigen wollen – und behielt deshalb die Bibliothek unter eigener Regie. Ein diesbezüglicher Vertrag aus dem Jahr 1898 besiegelte die Verhältnisse und gilt noch heute.

4,3 Millionen Euro sind der Stadt zu viel – kommen sie nun vom Freistaat?

Georg Winter, Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Bayerischen Landtag und Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl am Dienstag bei ihrer Pressekonferenz zur Zukunft der Staats- und Stadtbibliothek.

Georg Winter, Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Bayerischen Landtag und Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl am Dienstag bei ihrer Pressekonferenz zur Zukunft der Staats- und Stadtbibliothek.


Seither hat sich allerdings das Verhältnis zwischen Stadt- und Staatsregierung grundlegend geändert. Niemand befürchtet mehr einen Abzug der historischen Archivbestände von kaum zu bezifferndem Wert, stattdessen leiden die Kommunen unter knappen Kassen. Für OB Gribl hat die Idee der staatlichen Übernahme viel Charme: „Wir geben nichts aus Augsburg weg, der Freistaat würde sich dann sogar um die kommunalen Archivbestände kümmern.“ Der Kommissionsvorschlag, sich lediglich die Betriebskosten zu teilen, ließe dagegen viele Probleme ungelöst. Bis September, wünscht sich Georg Winter, möge die Stadt eine Stellungnahme abgeben und einen entsprechenden Antrag stellen, dann könne man eventuelle Wünsche in die Haushaltsberatungen einbringen. So lange wird man über diesen Vorschlag in Augsburg nicht nachdenken müssen. Denn das Gebäude der Staats- und Stadtbibliothek ist, so Winter, „dringend sanierungsbedürftig“: Die klimatischen Bedingungen sind nicht optimal für das Archivmaterial, außerdem leiden die Akten unter zu viel Lichteinwirkung. Und schließlich ist der ganze Bau marode: Die Statik hält dem Gewicht abertausender Bücher nicht mehr stand, 50.000 sind bereits ausgelagert, ein Ausbau des Dachgeschosses ist nur möglich, wenn grundsaniert wird. Geschätzte Kosten: 4,3 Millionen Euro. Zuviel für die Stadt – und für den Freistaat?

Zum Jubiläum eine Zukunftsperspektive

Georg Winter gilt wegen seines Amtes als einer der wichtigsten Leute der Staatsregierung. Wenn er nach Augsburg kommt, um mit dem OB zusammen Pläne zu verkünden, darf man davon ausgehen, dass die Chancen für deren Verwirklichung nicht ganz schlecht stehen. Trotzdem dämpft der Vorsitzende des Haushaltsausschusses die Erwartungen: Die notwendigen Mittel müssten aus dem Wissenschaftsministerium kommen, wo sie ebenfalls zunächst noch nicht vorhanden seien – Minister Heubisch bräuchte einen Nachschlag. „Es wird nicht einfach werden“, meint Winter.

Für Augsburg aber würde es sich lohnen: Die Stadt hätte keine laufenden Kosten, keine Bauinvestitionen und keinen Bauunterhalt mehr zu tragen und müsste sich trotzdem nicht von einer Institution trennen, die die Geschichte Augsburgs wie keine andere bewahrt. Der Einstieg des Freistaates würde nach den Plänen von Winter/Gribl „in Stufen“ erfolgen, könnte aber schon 2013 abgeschlossen sein. 2012, wenn die Staats- und Stadtbibliothek ihr 475-jähriges Jubiläum feiert, könnte der Plan schon „in trockenen Tüchern“ sein, und Bibliotheksleiter Dr. Helmut Gier, der dann seinen Abschied nimmt, könnte seinem Nachfolger ein Haus mit guter Zukunftsperspektive übergeben.

Sollte alles so klappen, hätte man allerdings möglicherweise an anderer Stelle das Nachsehen: Dass Kulturreferent Grab derzeit in München auch mit dem Ansinnen vorstellig wird, sein Stadttheater zum Staatstheater zu machen und damit auch dessen Kosten dem Freistaat aufzubürden, mag Winter zwar nicht als Problem sehen („auch andere äußern viele Wünsche“), gibt aber zu, in Augsburg liefen „aktuell zu viele Dinge gleichzeitig auf“ – Winter erwähnt in diesem Zusammenhang auch das Zentralklinikum. Die Stadt stehe unter „extremer Belastung“, wichtig sei daher eine „vorsichtige Abwägung, wo man Augsburg helfen kann.“ Dafür wird es noch vielerlei Möglichkeiten geben.

gesamten Beitrag lesen »



Maximilianstraße: Bebauungsplan 470 auf der Zielgeraden

Der Bauausschuss gab gestern ein einstimmiges Votum für den Bebauungsplan Nr. 470 „Beiderseits der Maximilianstraße“ ab. Bebauungsplanentwurf: Gestaltungskonzept Teilbereich Ulrichsplatz Genau zwei Jahre nach dem Beschluss der Neugestaltung der historischen Prachtstraße auf Grundlage des „Kaisermeilen“-Konzeptes ist damit der Weg frei für den Satzungsbeschluss in der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause am 28. Juli. Der Bebauungsplan, […]

gesamten Beitrag lesen »



St. Anna-Kirche: Sanierungszuschuss vom Bund

Wie vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann zu erfahren war, bekommt die St. Anna Kirche auch im laufenden Jahr im Rahmen des Denkmalpflegeprogramms „National wertvolle Kulturdenkmäler“ 189.000 Euro bewilligt. „Die St. Anna-Kirche ist ein Augsburger Kulturdenkmal von europäischem Rang mit großer Bedeutung für die Religionsgeschichte. Daher freut es mich sehr, […]

gesamten Beitrag lesen »



Manzù-Brunnen weicht dem Kö-Umbau

Mit großer Sorgfalt wird ab kommender Woche der Manzù-Brunnen am Königsplatz abgebaut, um dem „Manzù-Bogen“ Platz zu machen, einer provisorischen Gleisverbindung für die Verkehrsführung der Straßenbahnen im Zuge des Kö-Umbaus. Die Stadt Augsburg sucht derzeit zusammen mit der IHK nach einem neuen Standort in der Innenstadt. Die Brunnenfigur selbst soll bis zum Wiederaufbau des Brunnens […]

gesamten Beitrag lesen »



Der Schornstein am Glaspalast fällt nicht

Der Schornstein des Kesselhauses beim Glaspalast wird für rund 210.000 Euro dauerhaft saniert. Dies beschloss der Liegenschaftsausschuss der Stadt am gestrigen Montag einstimmig. Damit revidierte der Ausschuss seinen Beschluss vom Mai 2010, wonach der „Weg des Abbruchs“ für das 65 Meter hohe Industriedenkmal gegangen werden sollte (DAZ berichtete exklusiv). Dass beim Schornstein Handlungsbedarf besteht, stellte […]

gesamten Beitrag lesen »



Halbzeit bei der Sanierung der Kongresshalle

Seit dem 1. Mai 2010 ist die Augsburger Kongresshalle aufgrund umfangreicher Renovierungsarbeiten geschlossen, in knapp einem Jahr ist die Wiedereröffnung geplant. Erste Veranstaltung: der Bayerische Apothekertag im Mai 2012. Kleeblatt-Film war zur Halbzeit der 20-Millionen-Sanierung vor Ort. Neben aktuellen Baustellenbildern zeigt der dritte Kongresshallen-Film des DAZ-Medienpartners Interviews mit der designierten Wirtschaftsreferentin Eva Weber und AGS-Geschäftsführer […]

gesamten Beitrag lesen »



Regio-Abendführung: Wenn die Schatten länger werden

Am Samstag, den 4. Juni veranstaltet die Regio Augsburg Tourismus GmbH eine abendliche Stadtführung. Der Spaziergang, der unter dem Motto „Wenn die Schatten länger werden“ steht, führt mit amüsanten Geschichten durch die Gassen der Altstadt. Im Mittelpunkt der Abendführung steht der Perlachturm. Mit spannenden Geschichten rund um den Perlachturm geht es abschließend hoch hinauf. Mit […]

gesamten Beitrag lesen »



Kulturpark West: Game over in der Reese-Kaserne

Die Entscheidung, wie es auf dem Gelände in der Reese-Kaserne weitergehen wird, ist noch nicht gefallen, aber auf einen breiten Weg gebracht worden. Der Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WBG unter dem Vorsitz von OB Kurt Gribl will in Kriegshaber den Westpark privatwirtschaftlich weiterführen. Als Vorbild soll dabei das Erfolgsmodell Sheridan-Kaserne dienen. Der Vertrag mit der […]

gesamten Beitrag lesen »



Maximilianstraße: Baukunstbeirat verzichtet auf konkrete Vorschläge

Für den Beirat gibt es kein alle Einzelinteressen gleichermaßen befriedigendes Ergebnis Der Ulrichsplatz – Gestaltungskonzept Stand November 2010 Der Baukunstbeirat der Stadt Augsburg berät den Stadtrat in städtebaulichen und baukünstlerischen Fragen, die für die Erhaltung oder weitere Gestaltung des Augsburger Stadtbilds von Bedeutung sind. Das 20-köpfige Gremium aus Architekten und bildenden Künstlern hat sich nun […]

gesamten Beitrag lesen »



Wassertürme öffnen wieder

Auch in diesem Jahr bietet die Regio Augsburg Tourismus GmbH von Mai bis Oktober öffentliche Führungen in den Wassertürmen am Roten Tor an. Die ersten Termine sind am Sonntag, den 1. Mai um 10.00 Uhr, um 11.30 Uhr, um 14.00 Uhr und um 15.30 Uhr. Bei den einstündigen Besichtigungen werden den Besuchern der kleine und […]

gesamten Beitrag lesen »