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Freitag, 07.03.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Mozarthaus: In-sich-Geschäft zwischen Stadt und Mozart-Gesellschaft?

Die Höhmannhaus-Affäre scheint der Stadt auf die Füße zu fallen. Während sich das OB-Referat um die Abwicklung des Disziplinarverfahrens gegen den Leiter der Städtischen Kunstsammlungen bemüht – und während Kulturreferent Thomas Weitzel die Abgleichung des vermeintlichen Schadens abzuarbeiten hat, steht Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel plötzlich selbst im Zwielicht.

Von Siegfried Zagler

Kulturreferent Thomas Weitzel unter Druck © DAZ

Thomas Weitzel wurde im Mai 2014 vom Augsburger Stadtrat zum Augsburger Kulturreferenten gewählt. Seit 2010 ist er Präsident der Deutschen Mozart-Gesellschaft, die seit 1996 im Mozarthaus residiert. Besitzerin des Mozarthauses ist die Stadt Augsburg, die mit der Deutschen Mozart-Gesellschaft einen Mietvertrag unterhält. Der Mietzins beträgt nach Informationen der DAZ für 27 Quadratmeter 3,05 Euro pro Quadratmeter. Im städtischen Mietspiegel werden in dieser Lage für Wohn- und Büroräume dieser Größenordnung 9,72 Euro aufgerufen. Die Verwaltung des Mozarthauses obliegt dem Kulturreferat, dessen Chef Thomas Weitzel ist.

Thomas Weitzel hat sich nach seiner Wahl zum Kulturreferenten nicht um eine Auflösung des Mietverhältnisses zwischen der Stadt und der Deutschen Mozart-Gesellschaft bemüht. Eine Gesellschaft, der er immerhin vorsitzt. Auch hat er nach seiner Wahl zum Kulturreferenten nicht den Ausstieg aus der Leitung der Deutschen Mozart-Gesellschaft angestrebt, eine Gesellschaft, die von Geldern der öffentlichen Hand gefördert wird.

Brisante Verhältnisse, die von Thomas Weitzel wohl verdrängt wurden. Die Frage, ob ein Kulturreferent einer Kultureinrichtung vorsitzen darf, die von der öffentlichen Hand gefördert wird, wurde weder von Weitzel noch von der Stadt behandelt. – Die Frage dagegen, ob es sich bei diesem Mietverhältnis zwischen Stadt und Mozart-Gesellschaft um ein rechtswidriges In-sich-Geschäft handelt, werde derzeit von der Rechtsabteilung der Stadt geprüft, wie aus informierten Kreisen zu erfahren war. Der Mietvertrag zwischen Stadt/Mozarthaus und der Deutschen Mozart-Gesellschaft soll ohnehin gekündigt werden, da in der Mozarthaus-Neukonzeption die Räumlichkeiten nicht mehr vermietet werden sollen.

© DAZ

Weitzel steht in Sachen Mozarthaus aber nicht nur wegen des möglicherweise rechtswidrigen In-sich-Geschäfts in der Kritik. Die Sanierung des Mozarthauses werde von ihm zwar bevorzugt behandelt, wie es heißt, wurde aber für das Mozart-Jubiläumsjahr zu spät gestartet. 2019 jährt sich der 300. Geburtstag von Leopold Mozart, den die Stadt mit einem breit angelegten Veranstaltungsreigen begeht, aber mit einem geschlossenen Mozarthaus. Im Herbst 2019 soll das Mozarthaus rechtzeitig zu Leopold Mozarts Geburtstag (14. November) laut Stadt wieder geöffnet werden. Dass dieser Zeitplan nicht einzuhalten sei, wird in den Fluren der Verwaltung vermutet.

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Die Deutsche Mozart-Gesellschaft (DMG) wurde 1951 in Augsburg, der Geburtsstadt Leopold Mozarts, gegründet. Ihr gehören 13 regionale Mozartvereinigungen in ganz Deutschland sowie zahlreiche Einzelmitglieder in aller Welt an.

Die DMG widmet sich nach ihrer Satzung der praktischen und wissenschaftlichen Pflege des Werkes von Wolfgang Amadé Mozart, der Erforschung des Lebens und Schaffens des Meisters und seiner Familie und der Erhaltung und Förderung der Mozart-Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere des Geburtshauses von Leopold Mozart in Augsburg. Vorstehend geschilderte Aktivitäten werden ermöglicht durch Mitgliedsbeiträge, durch eine Förderung der öffentlichen Hand und durch private Spender, Sponsoren und Mäzene. (Quelle: Deutsche Mozart-Gesellschaft)