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Dienstag, 08.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Stadtplanung von unten: ein Trauerspiel

Der Augsburger Kulturrat lud am vergangenen Montag zu einer Veranstaltung ein, deren Titel “Wem gehört die Stadt – Stadtplanung von unten” einen spannenden Abend versprach. Es sollte ganz anders kommen.

Von Siegfried Zagler

v.l.n.r.: Christian Z. Müller, Ulrike Bührlen, Prof. Dr. Silvia Serena Tschopp, Eva Leipprand, Dr. Sebastian Schipper, Peter Bommas.

Wenn man tatsächlich wissen wollte, wem die Stadt gehört – auch wenn die Frage einer Diskussionsveranstaltung des Augsburger Kulturrates am vergangenen Montag („Wem gehört die Stadt? – Stadtplanung von unten“) nur als rhetorische Einstiegsdroge für die Freunde einer irgendwie anderen Stadtplanung zu verstehen war –  müsste man nur ins Grundbuch schauen. Schnell käme man darauf, dass mit Abstand der größte Grund- und Immobilienbesitzer die Kirche ist. Also genau jene alte und mächtige wie fragwürdige Institution, mit der die erfahrenen Zwischennutzungsaktivisten des Grandhotels Cosmopolis so erfolgreich zusammen arbeiten. Vor 65 Zuhörern in einer leerstehenden Raumzeile des Schwabencenters wurde die materielle und geistige Präsenz der Kirchen nicht problematisiert, dafür aber die Vormachtstellung der Augsburger Allgemeinen, der im geistig-kulturellen Sinn die Stadt gehöre. „Und solange sich das nicht ändere, werde sich in Augsburg nie etwas verändern“, so ein Zwischenruf von Künstlerin Antonia Pöhlmann. Dafür gab es zustimmenden Applaus.

Halbherzig im lauwarmen Zwischendrin

„Die Aktivisten dieser Stadt“, so Professorin Tschopp, „müssen sich darüber klar werden, ob sie Nischen besetzen, oder ob sie sich nachhaltig einmischen wollen.“ – Womit im Grunde das Dilemma einer Szene beschrieben ist, die sich ohnmächtig und halbherzig im lauwarmen „Zwischendrin“ aufreibt und in larmoyant gehaltenen Rückblickszenarien aus ihrer Sicht schief gelaufene Stadtentwicklung bedauert. (Eva Leipprand war dabei, also ging es um die Schleifenstraße.). Aktuell wird das ehemalige Hasenbräu-Gelände abgerissen, ein riesiges Industrie-Areal im Stadtzentrum in eine schmucke Wohnanlage verwandelt. Davon kein Wort. „Stadtplanung von unten“ ist in Augsburg bereits im Vorfeld der Diskursphase ein Trauerspiel.