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Freitag, 07.03.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Humtata – wunderbar!

Wie’s im „Parkhäusl“ mal richtig bayrisch zuging

Von Frank Heindl

Eigentlich machen auch DAZ-Redakteure mal den Laden dicht. Hängen am Wochenende in der heimischen Hängematte ab oder steigen im Allgäu auf den Bergen rum. Springen in eine kühlen See – oder peilen am Nachmittag einen nahen Biergarten an. Letzteres geschah au am gestrigen Sonntag mal wieder. An den Beruf wollte man mal nicht denken, stattdessen mit der Gemahlin ein Bier zischen (sie nahm aber dann doch einen „Spritz“).

Humtata ...

Humtata ...


Aus der berufsfernen Erholung ist nix geworden, und schuld dran sind irgendwie der Markus Geierhos und die Maria Cierro. Denn seit die beiden Geschäftsführer der „Goldenen Gans“ das „Parkhäusl“ im Siebentischpark übernommen haben, ist es eine ums vielfache gesteigerte Freude, dort einzukehren. Den Kulturredakteur freut vor allem, dass die beiden dort einmal im Monat am Sonntagnachmittag Musik stattfinden lassen (vom frischen Bier und den allesamt lecker zubereiteten Speisen wollen wir für dieses Mal einfach schweigen). Wir haben dort zum Beispiel schon „Swing de Paris“ gehört. Das ist die Band, in der Bernhard Gierstl zeigt, dass er nicht nur als Organisator des „Django Reinhard Memorial“ etwas von „Zigeunerjazz“ versteht, sondern auch selbst in diesem Genre Beachtliches an der Gitarre vorzuweisen hat. Wir waren traurig, als vor ein paar Wochen das Konzert von „Mo‘ Acid“ gnadenlos dem schlechten Wetter zum Opfer fiel. Und gestern, gestern waren wir endlich soweit einzusehen, dass über die Musik im „Parkhäusl mal was geschrieben werden muss.

... und hollerido ...

... und hollerido ...


Grund dafür ist die „Lechrain Blech Danzl Musik“. Das sind sechs Musiker aus dem Lechrain, die eine ganz bodenständige Blasmusik machen. Das mag nicht jeder, und auch der Verfasser dieser Zeilen würde sich keineswegs als bedingungslosen Verteidiger bayerischen Brauchtums im Allgemeinen und volkstümlicher Musik im Speziellen bezeichnen. Aber gestern – da hat’s einfach Spaß gemacht. Die standesgemäß lederhosig gekleideten sowie auch mit entsprechend gamsbärtigem Kopfschmuck ausgestatteten Herren machten nämlich mit Hilfe zweier Basstrompeten, einer Tuba, einer Gitarre sowie eines Flügelhorns und der steirischen Ziehharmonika eine astrein bayerische Musik, sangen angelegentlich allerzümpftigst dazu und boten insgesamt ein Bild, wie es in keinem oberbayerischen Tourismusprospekt fehlen darf.

... die famose "Lechrain Blech Danzl Musik" traf im "Parkhäusl" auf günstigste atmosphärische Bedingungen (Fotos: Frank Heindl)

... die famose "Lechrain Blech Danzl Musik" traf im "Parkhäusl" auf günstigste atmosphärische Bedingungen (Fotos: Frank Heindl)


Hier aber mischte kein preußischer Grafikdesigner mit, hier war alles echt: Das Nachmittagslicht fiel schräg durch die Bäume, die, dem Klischee harsch widersprechend, mehrenteils keine Kastanien sind; die kleinen Kinder machten Lärm im unteren Dezibelbereich und verharrten zwischendurch erstaunt vor der noch stimmkräftigeren „Mussig“; die Älteren und Alten verzehrten entspannt ihre Speisen und genossen genüsslich ihre Getränke; und das „Humtata“ war nicht irgendein Geschrammel, sondern von den Lechrainern entweder fürs Sextett arrangiert oder sogar höchstselbst komponiert – sowie dann auch noch weitgehend fehlerfrei und intonationssicher umgesetzt. Kurz gesagt war die Musik gut, am Besten aber war die Stimmung: Es war sonnig, es war bayerisch und das Schwäbische war atmosphärisch nicht vorherrschend. Den angekündigten, aber nicht stattgefunden habenden Gewittern aber konnte man zutiefst dankbar sein: Hatten sie einen doch von Ausflügen ins Oberland abgehalten und einem dafür die Erfahrung ermöglicht, dass das Bayerische durchaus auch mal in Augsburg stattzufinden in der Lage ist.

Das „Parkhäusl“ im Siebentischpark arbeitet musikalisch mit der „Kulperhütte“ am Wertachufer zusammen. Informationen und das Programm für den restlichen Biergartensommer:

www.kulperhuette.de sowie www.parkhaeusl.de