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Donnerstag, 02.05.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Das 1. Sinfoniekonzert der neuen Spielzeit im Zeichen der frisch renovierten Steinmeyer-Orgel

Ein festliches Programm gab es zur Einweihung der renovierten Steinmeyer-Orgel in der Augsburger Kongresshalle – fast unter normalen Bedingungen.

Von Halrun Reinholz

Augsburger Philharmoniker vor der Steinmeyer-Orgel im Kongress am Park
©Jan-Pieter Fuhr

Fast schon Normalität in der Kongresshalle beim ersten Sinfoniekonzert am Montag Abend. Die Garderobe funktioniert wieder, die Massen strömen, denn es dürfen wieder alle Plätze besetzt werden. Nur die Masken erinnern daran, dass doch noch nicht alles wie früher ist. Und die Glasscheiben an den Stehtischen. Aber immerhin gibt es nun wieder eine Pause und Pausengetränke. Im Saal kaum ein leerer Platz zu sehen. Denn es ist nicht nur das erste „normale“ Konzert nach langer Zeit, das unter fast regulären Bedingungen stattfinden kann, es ist ein „Momentum“ im Zeichen der frisch renovierten Steinmeyer-Orgel, die an diesem Abend zum ersten Mal nach einer zehnjährigen Renovierungszeit wieder zu hören ist.

Und deutlich zu sehen: Ihre Pfeifen erstrecken sich über die ganze Breite der Bühne. Der GMD hat für diese Konzertsaison die Orgel in den Fokus genommen, konsequenterweise ist der neue „artist in residence“ ein Organist, Christian Schmitt, der die Saison mit dem ersten Konzert eröffnete.

Die Freude über die renovierte Orgel vermittelte sowohl Intendant Andre Bücker, der als Erster vor das Mikrofon trat, als auch Oberbürgermeisterin Eva Weber, die in einer launigen Ansprache daran erinnerte, dass die erzwungene Kongresshallensanierung in einer finanziell schwierigen Zeit, als damalige Finanzreferentin weiß sie das nur zu gut, über die Stadt „hereinbrach“ und die Orgelsanierung nicht in die Förderung mit Landes- und Bundesmitteln fiel. Dass sie dennoch in Angriff genommen wurde, ist dem Engagement der Philharmonischen Gesellschaft Augsburg zu verdanken.

Mit ihrem Vorsitzenden, dem im Orchester sitzenden Cellisten Jakob Janeschitz-Kriegl, setzte sie alle Hebel in Bewegung, das 360.000 Euro teure Sanierungsprojekt auf die Beine zu stellen. 46 Benefizkonzerte, Pfeifenpatenschaften und großzügige Einzelspenden trugen dazu bei, dass die nunmehr bayernweit einzige Großorgel in einem Konzertsaal mit ihren 65 Registern und 4337 einzelnen Pfeifen wieder bespielbar ist.

Für die Einweihung dieses mächtigen Instruments hat sich Domonkos Héja ein besonders festliches Programm ausgedacht. Auch das Orchester konnte nämlich wieder aus dem Vollen schöpfen. Unter dem Sammeltitel „Prophetie“ waren Werke zu hören, in denen sich die Philharmoniker endlich mal wieder abstandslos mit vollem Einsatz präsentieren konnten. Zum Einstieg Wagners Tannhäuser-Ouvertüre in der Dresdner Fassung, gefolgt von dem zentralen Programmpunkt des Abends: „Ad nos, ad salutarem undam“ von Franz Liszt, die monumentale Fantasie und Fuge über den Choral der Wiedertäufer aus Giacomo Meyerbeers Oper „Le Prophète“ in der Orchesterfassung von Marcel Dupré.

Überzeugend trat Christian Schmitt den Beweis dafür an, einer der  virtuosesten Konzertorganisten der Gegenwart zu sein. Da die Orgel auf der offenen Bühne stand, konnte das Publikum fasziniert beobachten, wie er in akrobatischer Manier über die Pedale tänzelte, während seine Hände auf den Tastaturen beschäftigt waren. Die kongeniale Orchesterbegleitung dazu ermöglichte den Zuhörern die Teilhabe an einem atemberaubenden Gesamtkunstwerk, das aus praktischen Gründen wohl eher selten aufgeführt werden kann.

Der begeisterte Applaus entlockte Christian Schmitt noch eine „zarte“ Zugabe als Kontrastprogramm – „Abendstimmung“ nach dem Motiv aus „Der Mond ist aufgegangen“. Damit zeigte der „artist in residence“ auch seine lyrische Facette. Auf mehr Beweise seiner Vielseitigkeit freut sich das Augsburger Konzertpublikum jetzt schon.

Auch im zweiten Teil des Konzertprogramms war das Orchester mit all seiner Komplexität und Vielfalt gefordert. Auf dem Programm stand die Tondichtung mit sinfonischen Dimensionen  „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss. Bläser, Schlagwerk, zwei Harfen und Orgel kamen in dem durch Gäste verstärkten Ensemble reichlich zum Einsatz. Die Musiker zeigten, ebenso wie Dirigent Héja, fast übermütige Spielfreude. Einzeln und gruppenweise stellten sie sich danach dem heftig applaudierenden Publikum. Ganz im Einklang mit dem Motto der Spielzeit: Endlich!