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Dienstag, 04.03.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Bad Boys: Max und Moritz 2.0 in der Brechtbühne

„Ach, was muss man oft von bösen/Kindern hören oder lesen./Wie zum Beispiel hier von diesen/welche Max und Moritz hießen.“

Von Halrun Reinholz



Bis heute gibt es kaum ein Kind, das nicht mit diesen Versen von Wilhelm Busch aufgewachsen ist. Die beiden bösen Buben Max und Moritz mischen die selbstgefällige Erwachsenenwelt des späten 19. Jahrhunderts gehörig auf und erleiden schließlich, wie könnte es anders sein, ihre gerechte Strafe nach sieben Streichen. Ob ein derartiges Buch mit den heutigen Erziehungsidealen noch kompatibel ist, dies steht wohl als grundsätzliche Fragestellung bei einem Projekt wie „Bad Boys“, das derzeit in der Augsburger Brechtbühne aufgeführt wird.

Florian Innerebner und Helene Blechinger sind Max und Moritz. Doch sie werden flankiert von 40 Kindern und Jugendlichen, die das Geschehen auf der Bühne mitgestalten. „Bad Boys“ ist nicht nur die Wiedergabe der Streiche von Max und Moritz. Vor dieser Folie wird aber der Stellenwert der Kindheit heute thematisiert. Die Berliner Initiative Rapucation und das Freiburger Aktionstheater PAN.OPTIKUM stehen hinter der Aktion, wo Jugendliche aller Schularten aus unterschiedlichen Stadtteilen über Workshops einbezogen werden in die Präsentation der Kindheitserfahrung. Der Regisseurin Sigrun Fritsch ist es gelungen, das für viele recht verstaubt wirkende Stück von Max und Moritz, das in diesem Jahr 150 Jahre alt wurde, in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Im Gegensatz zu dem noch 20 Jahre älteren Struwwelpeter, der betont moralisierend daherkommt, wirkt Max und Moritz doch eher relativierend. Zwar lässt Wilhelm Busch die beiden bösen Buben ungehemmt unschuldige Leute schädigen, wofür sie konsequent am Schluss grausam bestraft werden, doch steht auch die selbstgefällige Erwachsenenwelt nicht durchwegs positiv da. Diese Ambivalenz zieht sich durch alle Eltern- und Kindergenerationen bis heute und genau darum geht es in den Texten und Raps, die Robin Haefs von Rapucation . Keine Zeitspanne des Lebens ist so prägend wie die Kindheit und die Auseinandersetzung mit der Elterngeneration, daran hat sich seit Wilhelm Busch offenbar nicht viel geändert.

Für die Zuschauer boten die Jugendlichen mit den beiden Schauspielern das Ergebnis ihrer Erfahrungen mit Spaß, Präzision und Können. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Theater sich nicht im Elfenbeinturm abspielt, sondern die Lebensrealität mit einbeziehen kann.