Debatte um die Zukunft des Augsburger Zoos
Die Grüne Jugend Augsburg hat am 28. August mit einer Pressemitteilung eine weitreichende Diskussion über die Zukunft des Augsburger Zoos angestoßen – und damit ein breites Echo in der Parteienlandschaft ausgelöst. Schlagzeilen wie „Grüne Jugend will Augsburger Zoo schließen“ greifen dabei allerdings zu kurz.
Von Bruno Stubenrauch
Breitmaulnashörner im Augsburger Zoo – Foto: DAZ
Die Forderungen der Grünen Jugend fallen differenzierter aus: Bis spätestens 2040 soll der Zoo in ein Tierbildungszentrum überführt und die Haltung von Wildtieren schrittweise beendet werden. Den Anfang muss ein sofortiger Stopp von Nachzuchten und Neuaufnahmen machen. Statt weiter Millionen in Gehege zu investieren, soll die Stadt gemeinsam mit Fachleuten bis 2028 einen konkreten Transformationsplan erarbeiten. Die Tiere sollen in Auffangstationen, Reservaten oder Lebenshöfen untergebracht werden.
Augsburg als Vorreiter?
Nach Auffassung der Grünen Jugend sind Zoos ein Relikt des 19. Jahrhunderts, die Bildung und Artenschutz nur unzureichend erfüllen. Deutlich wirksamer sei der direkte Schutz von Lebensräumen. Augsburg könne, so die Argumentation, mit einem Ausstieg bundesweit Vorreiter für einen modernen, zeitgemäßen Tierschutz werden.
Bereits am Folgetag – als die ersten zugespitzten Überschriften durch die überregionalen Medien geisterten – versuchte der Stadtverband der Grünen, seine Jugendorganisation etwas einzufangen und distanzierte sich von der Forderung nach einem Ende des Zoos. Man erkenne dessen Bedeutung als Bildungsort ausdrücklich an. Man verlange jedoch Verbesserungen in der Tierhaltung und eine stärkere Fokussierung auf Artenschutz. Besonders die Schimpansenhaltung bleibe ein Kritikpunkt. Perspektivisch setzen die Grünen auf ein vernetztes Konzept von Zoo, Umweltbildungszentrum, Botanischem Garten und Forstmuseum.
Klare Fronten in der Parteienlandschaft
Über’s Wochenende bezogen dann weitere Parteien Stellung: Die Augsburger CSU-Fraktion stellte sich geschlossen hinter den Zoo und verwies auf seine mehr als 700.000 Besucher jährlich. Er sei ein unverzichtbarer Lernort, an dem Kinder Tiere unmittelbar erleben könnten. Mit dem neuen Zoodirektor Dr. Philipp Wagner solle der Weg hin zu noch stärkerem Artenschutz fortgesetzt werden.
Die SPD bezeichnete den Zoo als zentrale Bildungs- und Kultureinrichtung und betonte seine Rolle in internationalen Artenschutzprogrammen. Zugleich forderte sie vom grünen Umweltreferenten ein klares Bekenntnis zum Fortbestand.
ÖDP-Politiker Christian Pettinger warnte vor populistischen Schnellschüssen. Eine vollständige Abgabe aller Tiere sei unrealistisch. Der Zoo brauche vielmehr Unterstützung und eine solide Finanzierung, um sich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.
Ganz anders positionierte sich die V-Partei³. Sie begrüßte die Forderung der Grünen Jugend ausdrücklich, verwies aber gleichzeitig auf ihre eigene Pionierrolle in Sachen Tierethik. Noch vor der Stadtratswahl wolle man ein alternatives Konzept vorlegen, das Tierwürde und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt.
Ein Baustein der städtischen Umweltbildung
Am Ende liegt die Entscheidung über die zukünftige Entwicklung des Zoos jedoch bei der Stadt und ihren Gremien. Umweltreferent Reiner Erben, zugleich Vorsitzender des Zoo-Aufsichtsrats, verwies am 3. September auf den grundlegenden Wandel, den Zoos in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen hätten: Heute stünden Umweltbildung, Arterhaltung und Biodiversität im Zentrum.
Der Augsburger Zoo sei ein integraler Bestandteil des städtischen Umweltbildungskonzepts, das auch den Botanischen Garten und das Umweltbildungszentrum einschließe. Mit Investitionen in Millionenhöhe habe der Zoo bereits Lebensräume bedrohter Arten gesichert und tausende Kinder in der Zooschule erreicht. „Für viele Kinder ist es das erste Mal, dass sie lebendige Tiere erleben – das ist durch nichts zu ersetzen“, betonte Erben.
Tradition und Wandel
Eines ist klar: Der Augsburger Zoo steht zwischen Tradition und Wandel. Ob er in Zukunft als Tierpark, Bildungszentrum oder in einer Mischform bestehen wird, entscheidet sich nicht von heute auf morgen – aber die Debatte darüber hat jetzt begonnen.