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Samstag, 27.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

CFS-Debakel: Ehrenpräsident Neumann läuft Amok und entschuldigt sich dafür

Kommentar von Siegfried Zagler

Gottfried Neumann, in Personalunion viele Jahre Sponsor und Präsident des in der Vergangenheit nicht selten krisengebeutelten Augsburger Eislaufvereins, hat viel Gutes für den AEV bewirkt und als Emissär in Sachen CFS-Sanierung hätte er wirkungsvoll und dauerhaft das größte Kapital der Panther GmbH zur vollen Entfaltung bringen können: die Augsburger Eishockeyfans. Doch mit seinem zweiten Offenen Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl hat sich Neumann am 2. Dezember als inoffizieller Unterhändler der Fan-Interessen aus der Debatte gekegelt.

Hat sich die AGS zu einem Risiko-Satelliten entwickelt, den man wieder in den passenden Orbit zurückholen muss?

Verplante Südtribüne: Zufall oder Methode?

Verplante Südtribüne: Zufall oder Methode?


Auch ohne Neumann wird der Ausgang der Debatte, wie man das verplante CFS zu sanieren habe, die Augsburger Stadtgeschichte in hohem Maße prägen. Die Frage, ob die Stadt die Fehlplanungen auf ihrer Baustelle ohne Gewürge und ohne faule Kompromisse zu reparieren in der Lage ist, ist eine Frage, an der viel mehr hängt als C-Werte und Sichtlinienrabulistik. Die Sanierung des verpfuschten CFS wird als Antwort auf eine grundsätzliche Frage verstanden werden müssen: Sind die Fehlplanungen am CFS dem Zufall geschuldet, oder steckt dahinter Methode, ein System, das mit “strukturell gewachsener Verfilzung” und “speziellen Verflechtungen” zu umschreiben wäre? Kann man der Stadt in Zukunft weiterhin die hauseigene Immobilienentwicklung in dieser Form überlassen, oder hat sich die städtische Bau-Tochter AGS in den letzten Jahren zu einem aufgeblähten Risiko-Satelliten entwickelt, den man wieder in den passenden Orbit zurück holen muss?

Neumann ist für die Panther zur Belastung geworden

Gottfried Neumann scheint die Antwort bereits zu kennen und hat in seinem zweiten Offenen Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl vor wenigen Tagen einen unsäglichen Kommentar verfasst, der sich inhaltlich und formal wenig von dem Allerwelts-Dilettantismus sowie den üblichen Pauschalisierungen und Unterstellungen der lokalen Internetforen unterscheidet. Eine kleine Kostprobe gefällig? Gerne:

  • “Das Erscheinungsbild der nach gewonnener Rathauswahl handverlesen rekrutierter Referenten-Riege ist erbärmlich. Oder zum Stichwort Königsplatz: Wohl einmalig in Augsburgs Geschichte, dass ein OB einen gigantischen Wahlkampf gegen sein eigenes, wichtigstes Wahlversprechen geführt hat! Das ist toll !!! So gewinnt man Vertrauen – was kann man Ihnen noch glauben.”

Am Ende des Schreibens empfiehlt Neumann beinahe drohend OB Gribl den Wegzug aus Augsburg, damit er wieder in Ruhe leben könne. Mit diesem Amoklauf hat sich Neumann nicht nur als Emissär verbrannt, sondern sich auch als ernst zu nehmende Figur aus der Augsburger Stadtgesellschaft geschossen. Die Panther-Geschäftsführung geht inzwischen deutlich auf Distanz und dementiert ohne Wenn und Aber eine Zusammenarbeit mit Neumann. Sigl/Fedra, die zur Besonnenheit aufrufen: guter AEV. Neumann, der die Fans und die Medien aufwiegelt: böser AEV. Ein abgesprochenes Spielchen? – “Nein!”, versicherten die Panther-Verantwortlichen am Freitagabend glaubwürdig. Man hätte Neumann gerne mitgenommen – seitens der Stadt und seitens der Panther – das ist nun nicht mehr möglich. Neumann ist für die Panther zur Belastung geworden und zur “persona non grata” für die Stadtregierung.

Um weiteren Flurschaden zu vermeiden, hat Neumann am gestrigen Sonntag im “inoffiziellen aev-forum” ein Entschuldigungsschreiben als “Presseinformation” hinterlegt, da er sich im Ton vergriffen habe, wie Neumann einräumt. Mit der “Tonlage des Briefes” sei er der Vorbildfunktion des Ehrenamtes nicht gerecht geworden. Neumann legte aus diesem Grund gestern sein Amt als Ehrenpräsident des AEV nieder. Eine richtige Entscheidung, die Herr Neumann – so ist für alle Beteiligte zu hoffen – zu einer Tugend führt, die er als Emissär so krachledern vermissen ließ: Schweigsamkeit.