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Donnerstag, 28.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Wengenroth muss weg!

Warum Wengenroths Fall zum „Fall Weitzel“ wird

Kommentar von Siegfried Zagler

Bazon Brock beharre auf monolithischer Diskussionsverweigerung und es sei zu überlegen, ob das ein Problem von alten Menschen ist, per se. Wengenroths Angriff auf das Alter entblößt den künstlerischen Leiter des Augsburger Brechtfestivals als einen Schwätzer, der Vermutungen darüber anstellt, ob ältere Menschen noch wissen, wie Kommunikation stattzufinden habe – auch wenn „Bazon“ griechisch für „Schwätzer“ steht, ist das Geschwätz nicht bei Herrn Brock auszumachen, sondern bei Patrick Wengenroth, der nicht nur pauschal ältere Menschen diskriminiert, sondern auch im Besonderen einen geladenen Gast des Festivals verunglimpft, wenn er ihm „Wissens-Chauvinismus“ unterstellt. – Als würde das nicht reichen, geht Wengenroth noch einen Schritt weiter, indem er davon ausgeht, dass eben „Wissens-Chauvinismus“ bestimmten Leuten gefallen würde. Vermutlich meint Wengenroth damit Personen, die seine persönliche Demarkationslinie überschritten haben und alt sind.

Nach dem Interview mit dem Deutschlandfunk muss man über Patrick Wengenroth kein Wort mehr verlieren, zumal unter seiner Leitung das Brechtfestival von einem Festival, das es unter der Ägide Lang immerhin war, zu langweiligen Brecht-Tagen verwandelt wurde. Zwei bis drei Gastspiele, eine Produktion des Augsburger Stadttheaters und das übliche Gedöns der Augsburger Kulturschaffenden mit einer Reihe von Palaver-Veranstaltungen zusammenzukleben, ergibt noch kein Festival oder zumindest eine Brecht-Veranstaltungsreihe, die über die Stadtgrenzen hinaus Interesse wecken könnte.

Der eigentliche Skandal besteht also nicht in dem belanglosen und bedeutungslosen Geschwätz von Wengenroth, sondern darin, dass ein Witz von einem Festival von den verantwortlichen Kulturpolitikern der Stadt goutiert wird. Steuergelder werden dafür ausgegeben, dass man sich an Brecht auf niedrigem Niveau erprobt. Das ist nicht hinzunehmen und müsste sofort unterbunden werden. Mit Wengenroth geht nämlich nicht nur das Brechtfestival den Bach hinunter, sondern auch die Kulturstadt Augsburg.

Und schon ist Kulturreferent Thomas Weitzel im Fokus, der Wengenroth nach Augsburg geholt hat – und nun dafür zu sorgen hätte, dass er wieder verschwindet. Doch damit ist nicht zu rechnen. Thomas Weitzel wird vermutlich nichts unternehmen, nichts zurechtrücken oder Wengenroth in die Wüste schicken, denn Weitzel ist ein ängstlicher Kulturreferent, der als „Gutachter-Referent“ in die Stadtgeschichte eingehen wird und politisch bestenfalls als ewiges Greenhorn einzuordnen ist.

Weitzel hat das Desaster namens Wengenroth politisch zu verantworten. Sollte er Wengenroth schützen wollen, hätte Augsburg einen erstklassigen kulturpolitischen Skandal abzuarbeiten. Seit Sonntag, den 25. Februar 23.17 Uhr, als sich Wengenroth im Deutschlandfunk als Diskriminierer und Nachtreter outete, sind nun fast 93 Stunden vergangen, ohne dass die Stadt sich zu diesen unsäglichen Aussagen positioniert hat. Das ist beschämend und ein weiteres Indiz dafür, wie niedrig in Augsburg die Sonne der Kulturpolitik steht.