DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Dienstag, 09.12.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Sozialpolitik

Juristisches Tauziehen um St. Johannes

Suchthilfe wird zum Wahlkampfthema

Die geplante Verlegung des Süchtigen­treffs der Drogenhilfe Schwaben in die Räumlich­keiten der St. Johannes-Kirche in Oberhausen hat eine komplexe juristische Auseinander­setzung ausgelöst, die nun unmittelbar in den Kommunal­wahlkampf hineinwirkt. Anwohner klagen gegen das Vorhaben, dessen geplanter Start im Frühjahr 2026 damit auf den Prüfstand kommt.

Von Bruno Stubenrauch

Flächennutzungsplan 1995-200N (Ausrisse) – Quelle: Stadt Augsburg; Montage: DAZ

Die Vorgeschichte: Nach­dem der ur­sprüng­liche „beTreff“ am Helmut-Haller-Platz seine Ka­pa­zi­täts­grenze er­reicht hatte, iden­ti­fi­­zierte die Stadt das Areal St. Jo­hannes als favo­ri­sier­ten Er­satz­stand­ort. Gegen diese Ent­schei­dung for­mierte sich ab An­fang 2024 massi­ver An­woh­ner­pro­test, der sich in Demos und der Samm­lung Tau­sen­der Unter­schrif­ten mani­fe­stierte. Der Augs­burger Stadt­rat be­schloss im Juli 2024 trotz­dem die Um­set­zung des Projekts – mit deut­licher Mehr­heit.

Kernkonflikt fehlende Bau­ge­neh­mi­gung

Der zentrale Konflikt dreht sich um die Frage einer ge­neh­mi­gungs­pflich­tigen Nut­zungs­ände­rung:

Die Position der Stadt: Die Verwaltung argu­mentiert, das Kirchen­gebäude besitze bereits eine Genehmigung für kirchliche, kulturelle, soziale und gesund­heit­liche Nutzungen, unter die auch die Versorgung Sucht­kranker falle. Eine neue Geneh­migung sei daher entbehrlich – eine Haltung, die auch von der Rechts­auf­sichts­behörde, der Regierung von Schwaben, nach Prüfung des Projekts geteilt wird.

Die Position der Anwohner: Klagende Immo­bilien­eigner aus Oberhausen halten dem entgegen, dass die Umwidmung einer Kirche in ein Drogen­hilfe­zentrum in einem Wohngebiet eine „massive Nutzungs­änderung“ darstelle, die zwingend ein ordnungs­gemäßes Geneh­migungs­verfahren erfordert hätte.

Die Anwohner treiben dabei konkrete Sorgen an: Sie befürchten Wert­verluste ihrer Immo­bilien, drohende Miet­kürzungen und den Auszug von Mietern. Zudem äußern sie Ängste vor offenem Drogen­konsum in Haus­eingängen und halten den familien­sensiblen Standort für grund­sätzlich unge­eignet – obgleich sie die Not­wendig­keit besserer Suchthilfe anerkennen.

Politische Schärfe im Wahlkampf

Die Klage hat nun politischen Akteure auf den Plan gerufen: Jürgen Marks, Stadt­rats­kandidat der Freien Wähler, sieht in dem Verfahren bereits die nächste juristi­sche Nieder­lage für die Stadt­verwaltung herauf­ziehen, ähnlich früheren Konflikten (verkehrs­freie Maxstraße, Theater­archi­tekten-Streit). Er spekulierte am Sonntag auf Facebook, dass die Stadt einer Nieder­lage nur durch eine teure Einigung mit den Eigen­tümern, die deren Wert­verluste ausgleiche, entgehen könne.

Die gemeinsame OB-Kandidatin von FDP und Pro Augsburg, Iris Steiner, reagierte umgehend und kriti­sierte Marks‘ Äuße­rungen scharf als Versuch der „politi­schen Stimmungs­mache“. Sie betonte, solche Vorab­urteile dienten der Verun­sicherung, miss­achteten die Unab­hängigkeit der Gerichte und stellten die Professio­nalität städtischer Mit­arbeiter infrage. Steiner hob hervor, dass der Stadtrat das Projekt mit über­wälti­gender Mehrheit beschlossen habe, um eine wohnort­nahe Versorgung Betrof­fener zu gewähr­leisten, die ohnehin bereits in der Umgebung lebten. Die Ent­scheidung des Gerichts sei abzuwarten.

Flächennutzungsplan als Schiedsrichter?

Die juristische Beurteilung dürfte nun von einer Auslegung des Flächen­nutzungs­plans 1995-200N abhängen, da für das Areal St. Johannes kein Bebauungs­plan existiert. Der Plan weist das Gebiet als „Fläche für Gemeinbedarf“ mit der Zweck­bestimmung „Religion“ (R) aus.

Die entscheidende Frage: Kann die Nutzung als Süchtigen­treff unter einen reli­giösen Ver­wendungs­zweck subsumiert werden? Eine Bejahung nach biblisch-karitativen Gesichts­punkten muss nicht unbedingt konform mit der bau­ordnungs­recht­lichen Ein­ordnung gehen.

Gerichtstermin wenige Wochen vor der Wahl

Sollte das Gericht die Notwendigkeit eines Antrags auf Nutzungs­änderung bejahen, müsste das Bau­ordnungs­amt eine Genehmigung erteilen. Als nicht weisungs­gebundene Behörde müsste es in diesem Verfahren unabhängig prüfen, ob die nachbar­lichen Belange durch den Süchtigen­treff so stark beein­trächtigt werden, dass die Geneh­migung zu versagen wäre.

Mit der Anfang Februar 2026 angesetzten mündlichen Gerichts­verhandlung wird der Rechts­streit – anders als der vertagte Streit um das Honorar des gekün­digten Theater­archi­tekten – unmittelbar in die heiße Phase des Kommunal­wahl­kampfs hineinwirken.

gesamten Beitrag lesen »



Neuer Mietspiegel in Kraft

Der Augsburger Stadtrat hat am 27. November 2025 den neuen qualifi­zierten Mietspiegel wie von der Verwaltung vorge­schlagen beschlossen. Er gilt ab dem 1. Dezember. Damit liegt nun die rechts­sichere Grundlage für Miet­erhöhungen und Neu­ver­mietungen bis Ende 2027 vor. Von Bruno Stubenrauch Für Augsburg als Gebiet mit ange­spanntem Wohnungs­markt gilt eine gesetz­liche Miet­preis­bremse: Neu­ver­mietungen dürfen nicht um mehr […]

gesamten Beitrag lesen »



Stadtteilbücherei Lechhausen öffnet jetzt auch sonntags

Erweiterung des Open-Library-Angebots Genau fünf Jahre nach ihrer Eröffnung erweitert die Stadt­teil­bücherei Lechhausen ihren Open-Library-Betrieb: Ab Sonntag, 16. November, können Besucher die Bücherei auch sonntags von 13 bis 18 Uhr selbstständig nutzen. Von Bruno Stubenrauch Während der sogenannten Open-Library-Zeiten ist kein Personal vor Ort – Medien können aber aus­geliehen, zurück­gegeben oder vor­ge­merkte Titel abgeholt werden. Auch das Lesecafé […]

gesamten Beitrag lesen »



Schwarz-Grün prüft „Nachtcrew“ für sicheres Nachtleben in Augsburg

CSU und Grüne setzen sich für das Projekt „Nachtcrew“ ein: Ehren­amtliche sollen an Wochen­enden in der Innen­stadt präsent sein, bei Kon­flikten helfen und das sub­jektive Sicher­heits­gefühl stärken. Von Bruno Stubenrauch Peter Rauscher, Fraktions­vorsitzender der Grünen, betont, dass vor allem vulne­rable Gruppen von neutraler Unter­stützung profi­tieren. Inspi­riert von erfolg­reichen Modellen in Erfurt („Nacht­eulen“) und Wien („AwA […]

gesamten Beitrag lesen »



Chatkontrolle: FDP warnt vor „Dammbruch für digitale Grundrechte“

Die FDP hat eine Petition gestartet, um gegen die geplanten EU-weiten Regelungen zur soge­nannten Chat­kontrolle zu protestieren. Die Liberalen sehen darin eine massive Bedrohung der digitalen Privat­sphäre und der Freiheit aller Bürger. Messenger-Dienste wie WhatsApp und Signal sollen ver­pflichtet werden, Nach­richten vor dem ver­schlüs­selten Versenden auf verdächtige Inhalte zu scannen. Von Bruno Stubenrauch Screenshot Petitionsseite, […]

gesamten Beitrag lesen »



Tag der älteren Generation: Augsburg setzt auf Teilhabe und Begegnung

Von vielen unbeachtet wurde am 1. Oktober der „Tag der älteren Generation“ begangen. Die Stadt Augsburg nahm dies zum Anlass, auf ihr vielfältiges Angebot für Senioren hinzuweisen. Von Bruno Stubenrauch Cover (Screenshot Stadt Augsburg) Hatten Sie schon diesen Moment: Als treuer Hörer dritter Radio­pro­gramme wie Bayern 3, SWR 3 und Ö3 stellten sie plötzlich fest, das […]

gesamten Beitrag lesen »



Forum St. Johannes liegt im Zeitplan – Eröffnung Anfang 2026

Das Hilfeprojekt für Menschen mit Sucht­erkrankungen in Augsburg-Oberhausen schreitet planmäßig voran: Die Eröffnung ist für das erste Quartal 2026 vorgesehen. Dies teilte die Stadt am heutigen Donnerstag mit. Noch vor der Sommerpause tagte der Einrich­tungs­beirat, bestehend aus Anwohnenden, Vereinen, sozialen Trägern und Fachleuten, zum zweiten Mal. Zentral ist neben den eigentlichen Umbauten ein Maßnahmen­paket für […]

gesamten Beitrag lesen »



„Stadtteilpower“: Stadtentwicklung zum Anfassen

Mit der Aktion „Stadtteilpower“ findet quasi eine Augsburger Bürgerbeteiligung vor der Haustür statt. Zurzeit informiert die Stadt Augsburg über laufende und geplante Projekte in den Stadtteilen Firnhaberau und Hammerschmiede. Von Bruno Stubenrauch Mit der vor einem Jahr als Beteiligungs­format ins Leben gerufenen Aktion will die Stadt ihre Bürger über stadtteil­bezogene Projekte informieren, zur Mitgestaltung motivieren […]

gesamten Beitrag lesen »



Mietspiegel 2025: Stadt Augsburg startet verpflichtende Mieterbefragung

Ab Mitte Juli führt die Stadt Augsburg eine umfassende Befragung zur Erstellung des qualifizierten Mietspiegels 2025 durch. Rund 10.000 Mieter werden vom EMA-Institut für empirische Marktanalysen angeschrieben. Von Bruno Stubenrauch Die Teilnahme ist gesetzlich verpflichtend – bei Nichtauskunft droht sogar ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro. Abgefragt werden u.a. Wohnungsgröße, Baujahr, Ausstattung, Lage und […]

gesamten Beitrag lesen »



Integrationsbeirat lädt ein zum Sommerfest

Am Samstag, den 28. Juni 2025, lädt der Integrationsbeirat der Stadt Augsburg herzlich zum großen Sommerfest auf dem Rathausplatz ein. Von 11:00 bis 18:30 Uhr wird die Innenstadt zu einem lebendigen Treffpunkt, an dem sich alles um Begegnung, Austausch und kulturelle Vielfalt dreht – ein Fest, das sich Besucherinnen und Besucher nicht entgehen lassen sollten. […]

gesamten Beitrag lesen »