DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Montag, 25.08.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Theater

Operettenglanz im Martinipark

Das Hallen-Flair des Martiniparks wurde am Rosenmontag schon zum zweiten Mal zur Glitzerkulisse der BR-Gala mit Verleihung des  Operettenpreises

Von Halrun Reinholz

Bildquelle: BR/Nadia Weber

Die wilden 20er“ waren das Motto der Operettengala, die der Bayerische Rundfunk im Martinipark zelebrierte. Die Operette – ein totes Genre? Den Eindruck hatte man nicht, wenn auch das zahlreich anwesende Publikum doch noch einen Tick ergrauter schien als sonst. Immerhin hatten einige der anwesenden Damen sich dem Motto gemäß mit Federboas und Kopfschmuck ausgestattet. Auch die Moderatoren des Abends waren entsprechend ausstaffiert: Franziska Stürz mit goldglitzerndem Charleston-Kleid und Stefan Frey mit Knickerbocker und Schiebermütze. Die Augsburger Philharmoniker saßen unter Kronleuchtern, flankiert vom Opernchor. Ein gut gelaunter Ivan Demidov dirigierte im ersten Teil Melodien von Franz Lehár, dessen 150. Geburtstag man in diesem Jahr feiert und dessen „Lustige Witwe“ derzeit in Augsburg auf dem Spielplan steht. 

Olena Sloia und Roman Poboinyi überzeugten in den Solopartien oder Duetten. Für heitere Schauspiel-Intermezzi sorgte mit schmelzendem Charme Sebastian Baumgart als „Danilo“, dem leichtlebigen Grafen aus der „Lustigen Witwe“. Im zweiten Teil kam mit Jacques Offenbach und Hervé eine französische Komponente ins Spiel. Gleichzeitig stellten die Moderatoren die Gewinner des jeweils monatlichen „Frosch“ vor – dieser Preis (benannt nach dem berühmten Gefängniswärter in der „Fledermaus“) wird von der BR-Klassik-Sendung „Operettenboulevard“ jeden Monat an besondere, zeitgemäße und/oder innovative  Operetteninszenierungen verliehen. Aus den zwölf „Monatsfröschen“ wurde dann der „Frosch“ des Jahres 2019 gekürt, in dem Fall die „Palazzetto Bru Zane“  Stiftung für  Tourneetheater-Produktionen für die Produktion „Yes“. 

Ein weiterer  Programmpunkt des Abends war die Verleihung der „Orpheus-Nadel“  des gleichnamigen Opernmagazins. Sie geht alljährlich an Personen, die sich um die zeitgemäße Pflege der Operette verdient gemacht haben. Gekürt wurde diesmal der Intendant des Münchner Gärtnerplatztheaters Ernst Köpplinger, der in dieser Spielzeit mit einer aufsehenerregenden Inszenierung von „Drei Männer im Schnee“ bereits einen der monatlichen „Frösche“ zugesprochen bekommen hatte. Zur Gala hat er Camille Schnoor mitgebracht, die als Gast die Arie “Vilja, oh Vilja“ aus der Lustigen Witwe sang. 

Die Laudatio hielt Orpheus-Chefredakteurin Iris Steiner, deren Augsburger Herkunft und Vernetzung wohl die Gala im Martinipark zu verdanken ist. Tatsächlich ist es für das Augsburger Staatstheater eine bemerkenswerte Präsentation nach außen. Nicht nur unter den Zuschauern waren offenbar viele Auswärtige, der Mitschnitt der Gala wurde vielmehr traditionell am Faschingsdienstag in BR Klassik übertragen. Es schadet auf jeden Fall nicht, wenn die doch sehr vorzeigbare musikalische Qualität des Augsburger Theaters auch über den schwäbischen Tellerrand hinaus leuchtet. Die „Operettenrevue“ endete jedenfalls im begeisterten operettenseligen Applaus des Publikums für Orchester, Chor und Solisten und mit einem Glas Sekt für jeden Besucher.

gesamten Beitrag lesen »



Brechtfestival: Schwejk im Nebel der Verfremdung

Große Erwartungshaltung bei der Schauspielpremiere zum Brechtfestival: Armin Petras verwob den braven Soldaten Schwejk von Jaroslav Hasek mit der Arbeit an Brechts „Schwejk im Zweiten Weltkrieg“. In Zusammenarbeit mit den Städtischen Bühnen Prag entstand auch noch eine (zweisprachige) „Spurensuche“ nach Hasek und Schwejk im Tschechien der Gegenwart. Aus den vielversprechenden Ideen entwickelte sich einiges, aber […]

gesamten Beitrag lesen »



Brechtfestival: „Er ist vernünftig, jeder versteht ihn“

Es ist wieder Festivalzeit in Augsburg – Brecht kam leider im ungemütlichen Februar zur Welt und wie jedes Jahr feiert die Stadt Augsburg ihren berühmtesten Sohn an seinem Geburtstag. In diesem Jahr mal wieder mit neuer Festival-Leitung, dem Duo Tom Kühnel und Jürgen Kuttner. Schon das Programmheft ist anders: Das Cover erinnert an ein Filmplakat, […]

gesamten Beitrag lesen »



Theater: Das imperative Mandat der Selbstverherrlichung – Im Kinderzimmer von Donald Trump

Jean-Paul Meyer ist ein Autor, der kaum schreibt, aber sein Leben lang in der Stadt Augsburg flaniert, erfundene Geschichten erzählt und unentwegt davon träumt, ein großer Autor zu sein. Eben dieser Autor von „Trumpelstilzchen“stolpert betrunken in die Vorstellung und sagt: „Alle aufstehen, hier bin ich der Chef!“ Kein Inszenierungsgag, nicht geplant, sondern ein realer wie […]

gesamten Beitrag lesen »



Trumpelstilzchen: Ein Lehrstück zum tieferen Verständnis von Wahn und Macht

„Heute back ich, morgen brau ich / übermorgen hol ich der Königin ihr Kind / Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß / Oh wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“ Von Siegfried Zagler Dies singt ein Kobold in dem Grimm-Märchen „Rumpelstilzchen“. Der Kobold konnte Stroh zu Gold spinnen und half mit […]

gesamten Beitrag lesen »



Der Konsul: Außergewöhnliche Opernpremiere im Martinipark

Der Regen, der während der Premiere auf das Dach der Halle im Martinipark prasselt, passt zu der depressiven Stimmung, die die Oper  „Der Konsul“ von Gian Carlo Menotti erzeugt. Von Halrun Reinholz Das Prasselgeräusch stört trotzdem sehr, denn es sind durchaus feine und auch leise Töne, die Menotti vor 70 Jahren komponiert hat. Das Thema […]

gesamten Beitrag lesen »



„Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel nichts mit dir anzufangen“ – Ein Kammerballettabend mit zehn Abwandlungen des Pas de deux

Eine Gala der getanzten Paarbeziehungen: „Made for Two“ als Kammerballettabend in der Brechtbühne Von Halrun Reinholz Im klassischen Ballett gibt es den „Pas de deux“, eine Choreographie für zwei Tänzer, in der Regel für eine Tänzerin und einen Tänzer. Das Ritual des klassischen „Pas de deux“ eignet sich für Ballett-Galas, da beide Tänzer, zusammen und auch getrennt, […]

gesamten Beitrag lesen »



Bovary am Staatstheater neu interpretiert: Kein Fall von Schwärmerei

Eine „Cover-Version“ des Romans von Gustave Flaubert „Madame Bovary verspricht die kroatische Autorin Ivana Sajko. Ihr Stück „Bovary, ein Fall von Schwärmerei“ hatte nun in der Übersetzung von Alida Bremer die deutschsprachige Erstaufführung am Augsburger Staatstheater. Von Halrun Reinholz Die großen Ehebruchsromane des 19. Jahrhunderts sind standardisierte Klassiker der Weltliteratur – auch Flauberts Madame Bovary […]

gesamten Beitrag lesen »



„AUGUSTUS fliegt“: Höhenflüge beim Tatort Augsburg

Das Staatstheater Augsburg spielt den „Tatort“: Ein Vergnügen, dem man sich gerne hingibt Von Halrun Reinholz Rose, Gamma, Alphabet, fünf Mit diesem Code ist die Augsburger Entwicklung „MOUSE“ gesichert, eine Kreation künstlicher Intelligenz, die, wie sich dann herausstellt, doch sehr an ihren „Eltern“ hängt. Das Augsburger Unternehmen „AUGSPERG“ hat ehrgeizige Pläne, es entwickelt ein „klimaneutrales […]

gesamten Beitrag lesen »



Ein Präsident, der aus Stroh Gold spinnt – Welturaufführung: „Trumpelstilzchen“

Im Februar wird in Augsburg ein Theaterstück uraufgeführt, das die Macher selbst als „anarchistisches Theater“ bezeichnen. Es handelt sich um eine kleine Sensation. Von Siegfried Zagler Wie alt Stückeschreiber Helmut Mayer ist, weiß niemand so genau. Vielleicht 200, vielleicht 256 Jahre, schließlich lautet sein Pseudonym „Jean Paul“, der bekanntermaßen 1763 geboren wurde. Co-Autor und Regisseur […]

gesamten Beitrag lesen »