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Samstag, 26.04.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Trumpelstilzchen: Ein Lehrstück zum tieferen Verständnis von Wahn und Macht

„Heute back ich, morgen brau ich / übermorgen hol ich der Königin ihr Kind / Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß / Oh wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“

Von Siegfried Zagler

„Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Trumpelstilzchen heiß“ – Heinz Schulan gibt Trump. Die Premiere ist am kommenden Donnerstag 19.30 Uhr in der Lechhauser Projektschmiede (Hanauer Straße 6) – Bildquelle: privat

Dies singt ein Kobold in dem Grimm-Märchen „Rumpelstilzchen“. Der Kobold konnte Stroh zu Gold spinnen und half mit dieser Fähigkeit einer Müller-Tochter aus der Bredouille, die von ihrem Vater einem König zur Heirat angeboten wurde, da sie, so der Müller, eben die Fähigkeit des Kobolds besitzen solle. Der Kobold spann für die Müllerstochter Stroh, der König heiratete sie, wollte aber fortlaufend mehr Gold. Der Kobold lieferte, verlangte aber für die letzte Charge das erste Kind des Monarchenpaares. Die frisch vermählte Müllerstocher willigte ein und als es soweit war, und sie bitterlich weinte, gab ihr der Kobold eine Frist von drei Tagen. Und falls sie in diesem Zeitraum seinen Namen errate, wäre sie von dem Versprechen befreit. Sie erfuhr den Namen des Kobolds, weil dieser dumm und eitel genug war, den oben angeführten Text bei einem Tänzchen um ein Feuer zu singen. Ein Lauscher vermittelte der Königin den Namen. Und als diese nun den Namen „erriet“, zerriss sich der Kobold aus Jähzorn selbst, und die Geschichte fand ein gutes Ende.

Und die Moral des Märchens? Wenn es eine Botschaft gibt, dann diese: Mit Hochstapelei kann man weit kommen, wenn man Glück hat!

Was liegt näher als eine Analogie zum amtierenden Präsidenten der USA herzustellen? Autor Helmut „Jean-Paul“ Meyer hat das in seinem furios-anacharchistischen Theaterstück „Trumpelstilzchen“ getan. Arno Löb hat das Vier-Personen-Stück „aus Kostengründen“, wie er sagt, in ein Ein-Personen-Stück umgeschrieben. Donald Trump hat das Impeachement-Verfahren überlebt, doch nun wird er am Donnerstag in Lechhausen in der Hanauer Straße 6 (Projektschmiede) zu Grabe getragen.

Gekillt und gerichtet von drei Männern, die bekannt dafür sind, dass sie sich gern mit den Reichen und Mächtigen anlegen. Meyer und Löb (beide über 70) sind bereits genannt. Schauspieler Heinz Schulan (72) zeigt in 100 Minuten einen vom Narzissmuss getriebenen Präsidenten, der reich und mächtig ist, also alle Möglichkeiten besitzt, sich selbst zu erhöhen, indem er zum Beispiel ein spektakuläres Attentat auf sich selbst organisiert. Ein perfekt geplanter Anschlag, der misslingen soll. Am Ende muss ein Denkmal gebaut werden, das alle Denkmäler dieser Welt überstrahlt.

Trump ist mit Tricksereien und Lügen Präsident geworden. Mit den gleichen Instrumenten hat er alle politischen Attacken überlebt. Am kommenden Donnerstag, den 13. Februar (19.30 Uhr), startet ein Amtsenthebungsverfahren, gegen das er keine Chance hat. Eine Attacke aus dem Urgrund des epischen Theaters, die man nachträglich zu einem Programmpunkt des Brechtfestivals machen sollte, das bekanntermaßen einen Tag später startet.

Die Premiere ist bereits ausverkauft. Für die drei folgenden Aufführungen (14., 15. und 16. Februar) gibt es noch Restkarten in der Buchhandlung am Obstmarkt oder an der Abendkasse.