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Dienstag, 19.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„AUGUSTUS fliegt“: Höhenflüge beim Tatort Augsburg

Das Staatstheater Augsburg spielt den „Tatort“: Ein Vergnügen, dem man sich gerne hingibt

Von Halrun Reinholz

Tatort © Jan-Pieter Fuhr

Rose, Gamma, Alphabet, fünf

Mit diesem Code ist die Augsburger Entwicklung „MOUSE“ gesichert, eine Kreation künstlicher Intelligenz, die, wie sich dann herausstellt, doch sehr an ihren „Eltern“ hängt. Das Augsburger Unternehmen „AUGSPERG“ hat ehrgeizige Pläne, es entwickelt ein „klimaneutrales Flugzeug“ aus Carbon. Wie immer befinden sich die Zuschauer der Reihe „Tatort Augsburg“ in einer pseudorealistischen Situation, im aktuellen Fall im Innovationspark Augsburg, wo eine „Pressekonferenz“ der Firma „AUGSPERG“ zur Präsentation dieser bahnbrechenden Erfindung stattfinden soll. Die Live-Einspielung des Jungfernflugs zeigt jedoch einen katastrophalen Absturz. Die nähere Untersuchung der Umstände vor Ort bringt außerdem noch allerlei andere Ungereimtheiten zutage, die sich selbstverständlich, wie es sich beim „Tatort“ gehört, zum Ende in Wohlgefallen auflösen.

Über das künstlerische Niveau der Serie „Tatort Augsburg“ herrscht kein Konsens unter den Theaterbesuchern. Doch der Kriminalfall mit lokalem Bezug ist zweifellos ein Publikumsrenner. Wie im echten „Tatort“ finden sich die wiederkehrenden Elemente – Kommissar Thomas Weber, gerade aus der Reha (wohin ihn der letzte Fall geführt hatte) zurückgekehrt (Klaus Müller) und seine Kollegin Corinna Bruch (Natalie Hünig) – die per Video in den Fall eingreifen.

Hauptakteure der Handlung, diesmal mit gutem dramatischen Gespür von Sebastian Seidel konstruiert, ist Kommissar Wolf Schlingel (Julius Kuhn), ein BND-Mann, der einem Fall von Industriespionage auf der Spur ist. Auch er nimmt an der „Pressekonferenz“ teil, die von Pressesprecherin Helena Mus (herrlich überkandidelt: Marlene Hoffmann) organisiert wird.

Jeder „Teilnehmer“ erhält ein authentisches Namensschild mit Funktion („Leiter aws“, „Kulturreferent“ – auch die „Oberbürgermeisterin“ (sic!) ist dabei). Der CEO Prof. Dr. Dr. Peter Drohne (Kai Windhövel) stellt die Augsburger Innovation in höchsten Tönen schwärmend vor, verschwindet aber, als die Katastrophe im Film zu sehen ist. Eine fragwürdige Rolle nimmt auch der Sicherheitsfachmann und Ex-Polizist Harald Moser (Gerald Fiedler) ein. Und nicht zuletzt gibt es auch in diesem Tatort wieder eine wichtige Nebenrolle –  die Putzfrau Anna Holl (ein Wiedersehen mit Jessica Higgins als Gast!), die sich mit ihrem Wischmopp elegant zwischen den Zuschauern bewegt, und ihre bodenständige Meinung ungefragt unters Volk bringt.

David Ortmann erreicht mit dem Format „Tatort Augsburg“ ein Publikum, das sich gerne und mit Spaß an der Gestaltung des Theaterabends beteiligt. Durch Video-Szenen werden immer wieder Überraschungsmomente generiert, die der an sich nicht besonders komplexen Handlung einen gewissen „Pep“ verleihen. Der Spaß wird zweifellos gut angenommen, denn die begreiflicherweise begrenzte Zuschauerzahl ist schnell erreicht. Die Vorstellung läuft alles andere als klassisch und vorhersehbar ab, doch genau das macht ihren Reiz aus. Die wechselnden Orte, diesmal eben der Innovationspark, verleihen den Folgen einen zusätzlichen Kick. Lob auch für die Darsteller, die sich dem Spaß mit großem Ernst zum Vergnügen der Zuschauer hingeben!