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Freitag, 02.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Ausstellungen

„Desintegration für alle!“ Neues Jahresprogramm des Jüdischen Museums

Unter dem Motto „Wie fremd darf man sein in Deutschland?“ will sich das Jüdische Museum Augsburg Schwaben (JMAS) in diesem Jahr mit unterschiedlichen Fremdheitserfahrungen von Juden und anderen Minderheiten befassen und diese aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Die neue Museumsleitung Dr. Barbara Staudinger gab mit der Vorstellung des Jahresprogramms 2019 auch Einblick in ihre Konzeption sowie Ausblicke auf weitere Vorhaben.

Von Bernhard Schiller

Viel vorgenommen haben sich Barbara Staudinger und ihr Team. Zukünftig soll das Jüdische Museum Augsburg Schwaben als Ort der Vielfalt verstanden werden. Als ein „Minderheitenmuseum“, so Staudinger, das aus der jüdischen Geschichte in Schwaben heraus Bezüge zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Fragen herstellt. Fragen nach Integration und Ausgrenzung, Heimat und Kultur sollen aus der Perspektive der Minderheit diskutiert werden und damit soll gezeigt werden, dass Vielfalt weder Bedrohung noch Bereicherung, sondern schlicht Normalität sei. 

Diversität strebt Staudinger auch beim Erzählen von Geschichte an und bevorzugt Möglichkeiten der Interpretation anstelle der Vermittlung von Wahrheit. Deshalb kritisiert sie die gewöhnlichen, immer gleichen Konzeptionen musealer Auseinandersetzung mit dem Judentum. Da würde stets im Mittelalter begonnen, als den Juden angeblich nichts wichtiger gewesen sei, als die Teilnahme an der Mehrheitsgesellschaft. Dann würden stets Aufbruch und Gleichstellung im 19. Jahrhundert thematisiert – und diese gewohnheitsmäßig am Beispiel besonders erfolgreicher Juden aus Wirtschaft und Wissenschaft veranschaulicht. Doch, so Staudinger, es habe ja auch die armen Juden gegeben, die Integrationsunwilligen, die Gauner und falschen Messiasse. Von diesen sei bisher viel zu selten die Rede. Staudinger will das nun ändern und jüdische Geschichte verstanden wissen als vielfältige Geschichte, vor allem als eine Geschichte der Selbstbehauptung, die ein untrennbarer Teil der deutschen Geschichte sei. Deshalb will sie ihr Museum vor allem als diskursiven Ort gestalten. Auch auf das Risiko hin, damit vielleicht Erwartungen zu enttäuschen.

Das vorliegende Programm ist dazu bestens geeignet. Bereits vom 26. bis 28. März liefern die „Ersten Augsburger Desintegrationstage“ ein Highlight, das mit Lesung, Guerilla-Museumstour und Poetry-Slam nicht nur frische, sondern für Augsburger mit Brechtfestivalkonditionierung auch zugängliche Formate anbietet. Gemeinsam mit dem Berliner Autor Max Czollek, der in seinem Buch „Desintegriert Euch!“ die Unehrlichkeit des Integrationsdiskurses kritisiert und eine „jüdisch-muslimische Leitkultur“ fordert, werden die „Desintegrationstage“ neue Solidaritäten in der Integrationsdebatte erkunden. 

Veranstaltungsorte sind hier neben der ehemaligen Synagoge in Kriegshaber das „Kulturhaus abraxas“ und das Szenelokal „Beim Weißen Lamm“.

Zahlreiche weitere Veranstaltungen gelten der Erinnerungsarbeit, von der „Bibliothek der verbrannten Bücher“, der Augsburger ErinnerungsWerkstatt über Workshops für Schulklassen mit dem Zeitzeugen Ernst Grube bis hin zu der bereits laufenden Kunstinstallation „1933“ der österreichisch-iranischen Künstlerin Ramesch Daha, die noch bis einschließlich 24. Februar im Jüdischen Museum zu sehen ist. Weiter finden jeweils Ausstellungen anlässlich der jüdischen Fest- und Feiertage statt, beginnend mit Purim und Pessach im März und April.

Die Kooperation mit der jüdischen Gemeinde, die das Stiftungsmuseum in ihrem Gotteshaus beherbergt, ist Barbara Staudinger ein besonderes Anliegen. Über die Idee, das Museum zukünftig als Diskussionsort auszubauen, habe man sich in der Gemeinde sehr gefreut. Durch künstlerische Interventionen und mit Hilfe der Dauerausstellung will Staudinger die Gemeinde stärker mit einbeziehen, ein partizipatives Projekt zur Frage des Verhältnisses von lebendiger Gemeinde und Museum sei geplant. Der Diskussionsprozess mit der Gemeinde werde außerdem durch ein wissenschaftliches Forschungsvorhaben zur „Sprache der Objekte“ (gemeint sind Ritualgegenstände) nicht nur zusätzlich am Leben gehalten – vielmehr erhofft sich Staudinger, dass die Diskussion mit den Forscherinnen der Braunschweiger Forschungsstelle Bet Tfila der Augsburger Gemeinde bei ihrer Selbstvergewisserung hilfreich sein könne.

Die bereits unter Staudingers Vorgängerin Benigna Schönhagen erfolgreiche Reihe „Lehrhaus“ ist auch weiterhin fester Bestandteil des Programms. Am 14. Februar wird Dr. Dirk Schuster vom Institut für Religionswissenschaft und Jüdische Studien der Universität Potsdam einen Vortrag halten zum Thema: „Die ‚entjudete‘ Bibel – oder wie Jesus zum ‚Arier‘ wurde.“ Auch die Reihe „Die europäische Dimension des Holocaust“ wird fortgesetzt.

 

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