Gastkommentar
Wir alle sind Augsburg
Selbstverständnis der Friedensstadt Augsburg oder politisches Quodlibet?
Ein Gastkommentar von Dietmar Sigl zur Verleihung des Augsburger Friedenspreises

Es wird eine Ehrung stattfinden – die Verleihung des Augsburger Friedenpreises 2025. Der Laureat wurde von Oberbürgermeisterin Eva Weber bei der Friedenstafel auf dem Rathausplatz anlässlich des Augsburger Hohen Friedenfestes am 8. August kundgetan. Der Würzburger Mediziner Dr. Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Jüdinnen und Juden in Deutschland positioniere sich seit Jahrzehnten als „Brückenbauer“ und „unerlässliche Stimme“ für einen Dialog der Religionen und Kulturen und trete ein gegen Hass und Hetze, Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft, so der Tenor der Begründung des von der Stadt sowie der Evangelischen Kirche geleiteten Komitees.
Massive Sicherheitsbedenken mögen im Vorfeld die Geheimhaltung der Preisverleihung bestimmt haben, denn global und auch in Deutschland ist eine zunehmende Virulenz des „ewigen Antisemitismus“ mit den Händen zu greifen. Josef Schuster selbst sieht den Zentralrat als eine Interessenvertretung jüdischen Lebens. Und für die Interessen jüdischen Lebens kämpft er als leiser und doch entschlossener Mahner. Seinen öffentlichen Äußerungen zufolge stehen die organischen Verbindungen von Antisemitismus und Rassismus, Hass und Hetze geradezu symptomatisch für die Gefährdung von freiheitlicher Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.
Dr. Schusters öffentliche Statements sind stets hochpolitisch. Das BSW und die AfD nennt er explizit als die Gefahr von links und von rechts. Den durch Massenmigration in der westlichen Welt expandierenden Islam benennt Schuster, der sich bereits Ende 2015 humanitär in Flüchtlingsunterkünften engagierte, seinerzeit beim Namen, um parallel dazu eine Obergrenze für Flüchtlinge zu fordern. „Wenn es so weitergeht wie bisher, wird die Vermittlung unserer Werte zunehmend schwieriger“, sagte der Zentralratspräsident in der Tageszeitung „Die Welt“ und wies in diesem Kontext darauf hin, dass es nicht nur um Judenfeindschaft ginge, sondern auch um die Gleichberechtigung der Geschlechter („Frau und Mann“) sowie den Umgang mit Homosexuellen. Diese Intoleranz sei weniger auf den muslimischen Glauben als auf die Herkunft zahlreicher Asylsuchender aus dem arabischen Raum zurückzuführen. In der ab 2015 Fahrt aufnehmenden politischen Einwanderungsdebatte ging der Augsburger Friedenspreisträger 2025 also – obschon ungleich reflektierter – mit einem der Kernpopulismen der AfD d’accord.
So mag es ein wenig verwundern, dass Dr. Schuster die Grünen und die Linke vergleichsweise mit Samthandschuhen anfasst, was demokratiegefährdenden Antisemitismus angeht, denn gerade die globalen Protagonist:innen einer diversen Gesellschaftskultur haben in Allianz mit dem Islam bzw. der von ihm imprägnierten Kultur die Realität jüdischen Lebens nicht nur in Deutschland drastisch verändert. Legitime Kritik an der israelischen Regierung ist in diesem Spektrum komplett aus dem Ruder gelaufen und hat die subversiven, radikalislamischem Kräfte in unserer Einwanderungsgesellschaft vor unseren Augen entfesselt.
Dies ist der vermutete Grund für die Geheimhaltung der Friedenspreisverleihung, als deren logische Konsequenz das Postulat der Identifikation der Stadtgesellschaft und allgemeinen Öffentlichkeit mit dem Selbstverständnis der Friedensstadt Augsburg ad absurdum geführt wird.




