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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Theatercontainer: „Diese Kosten sind unvertretbar“

Mit 44 gegen 12 Stimmen fasste der Stadtrat am vergangenen Donnerstag den Projektbeschluss für die Interimsspielstätte des Stadttheaters Augsburg.

Von Siegfried Zagler

Interimsspielstätte - Ansicht Kasernstraße

Interimsspielstätte - Ansicht Kasernstraße


Damit ist das zweite Ausschreibungsverfahren des so genannten Theatercontainers auf den Weg gebracht worden. Die Ausschreibungsverfahren werden im Juni 2011 durchgeführt, die Angebote werden im Juli erwartet. Baubeginn soll noch im August sein. Die Fertigstellung ist für Mai 2012 geplant. Womit die Affäre um die Interimsspielstätte an einem heißen Sommertag im Frühling ohne großes Theater in die letzte Runde geschickt wurde. Kein Regen-Happening, keine orange gekleideten Protest-Schauspieler, keine Buttons, keine Wutrede. Theaterintendantin Juliane Votteler fehlte krankheitsbedingt, Schauspieldirektor Markus Trabusch und Pressesprecher Philipp Peters saßen relativ gelassen im Publikum und die Opposition weidete sich in kritischen Rückwärtsbetrachtungen. Die Regierungsparteien waren in der Defensive und ließen die Tiraden der Theaterfreunde unwidersprochen im Raum stehen.

„Erstmalig liegt eine Vorlage vor, mit der man sich auch befassen kann“

„Was lange währt, wird endlich gut, was man hier nicht sagen kann“. So begann Stefan Kiefer, Fraktionschef der SPD seine Rede und unterstrich damit seine Überzeugung, dass er vom Entwurf des Hochbauamts zwar beeindruckt, aber nicht überzeugt sei. „Das Gebäude ist größer geplant als das vorige, soll aber billiger werden“, bezweifelte Kiefer die Kostenkalkulation, die 5,3 Millionen Euro Gesamtkosten veranschlagt. Erstmals liege eine Vorlage vor, mit der man sich auch befassen könne, was damit zu tun habe, dass die Zuständigkeit endlich beim Baureferat angesiedelt sei. Dennoch gewinne die Vorlage das Vertrauen nicht wieder zurück, „wir werden deshalb die Vorlage ablehnen“, so Kiefer, was allerdings nicht ganz richtig war, da einige SPD-Stadträte aus Verbundenheit mit dem Theater der Vorlage zustimmten. Allen voran Karl-Heinz Schneider, der sich vor die Intendanz stellte, die nach Schneiders Auffassung für das Augsburger Theater in künstlerischer Hinsicht Hervorragendes leiste. Erstmalig für die Öffentlichkeit nannte Schneider die Gelder, die durch die gescheiterte erste Ausschreibung verpulvert wurden: zirka 500.000 Euro (170.000 Euro Planungskosten, 100.000 Euro Anwaltskosten (!), 237.000 Euro Betreuungs- und Verwaltungskosten). „Diese Kosten sind unvertretbar“, so Schneider. Versprochen wurde eine schnelle und billige temporäre Interimsspielstätte, bekommen habe man nun eine langsame und teure.

„Ein Trauerspiel für die Stadt“

„Das Verfahren war insgesamt für alle Stadträte eine Zumutung“, so der einzige Bundestagsabgeordnete im Augsburger Stadtparlament, Alexander Süßmair (Linke), der darauf hinwies, dass es sehr bedauerlich sei, dass man bis heute nicht wisse, wer für den leichtfertigen Umgang mit Steuergeldern verantwortlich sei. Das Hin und Her um den Container sei insgesamt ein Trauerspiel für die Stadt, „dennoch begeben wir uns in die Hände der Stadtregierung und stimmen der Vorlage zu“, so Süßmair. Alle Redner der Opposition äußerten die Befürchtung, dass der Container zur Dauerlösung werde. Am deutlichsten brachte das Rose-Marie Kranzfelder-Poth auf den Punkt: „Wir können einer Billigvariante, die zum Dauerzustand wird, nicht zustimmen“. Verena von Mutius, kulturpolitische Sprecherin der Grünen nahm reflexartig Kulturreferent Peter Grab ins Visier. Grab sei es gewesen, der die Stadt in diese schlechte Entscheidungslage geführt habe. Man könne in der aktuellen Situation weder eine falsche noch eine richtige Entscheidung treffen.