Gegenlied: FCA setzt auf Sandro Wagner und den Augsburger Weg
Seit Mittwochabend ist es klar: Sandro Wagner ist der neue FCA-Trainer. Nach längeren Verhandlungen gab die Vereinsführung bekannt, dass sie sich mit dem neuen Hoffnungsträger auf einen Vertrag bis Ende Juni 2028 geeinigt habe.
Von Udo Legner
Jess Thorup 1: Sympathieträger mit Pluspunkten
Hand auf’s Herz! Zählten Sie nicht auch zu denen, die liebend gerne an Trainer Jess Thorup festgehalten hätten, auch nachdem es für den FCA in der heimischen WWK-Arena am letzten Spieltag die vierte Niederlage in Folge gesetzt hatte?
Stets sympathisch und authentisch in seinen Auftritten und Pressegesprächen punktete Jess Thorup auch mit Bilanzen, die man nicht schönreden musste: drittbeste Bilanz in der 14jährigen FCA-Bundesligahistorie, maximaler Minimalismus in der Rückrunde mit der Rekordserie von elf Spielen ohne Niederlage und – Finn Dahmen lässt grüßen! – gar sechs Spielen ohne Gegentor!
Jess Thorup 2: Sicherheitsfussball-Verfechter mit Minuspunkten
Den Verdiensten um die Qualitätsentwicklung in der Defensive standen unübersehbare Defizite in der Offensive gegenüber. Die Torausbeute – die lediglich von St. Pauli und Bochum unterboten wurde – von gerade mal 35 Treffern in den 34 Partien sagt alles und erklärt, warum der FCA selbst gegen Bundesliga-Kellerkinder wie Kiel den Kürzeren zog. Selbst als der Klassenerhalt nach dem 29. Spieltag frühzeitig gesichert war, blieb Jess Thorup seinem Sicherheitsfussball treu. Zudem wurde versäumt, der Garde der jungen Eigengewächse – Mert Kömür, Henri Koudossou, Noahkai Banks – mehr Spielpraxis zu gewähren, was angesichts des gesicherten Ligaverbleibs bei den FCA-Fans auf wenig Gegenliebe stieß.
Sandro Wagner steht für den Augsburger Weg
Angriffslustige und aktive Spielausrichtung mit klarer Abkehr vom unattraktiven Defensivfussball gepaart mit größerem Vertrauen in die jüngere FCA-Spielerschar – mit dieser Ansage kann der neue Trainer Sandro Wagner bei den FCA-Fans punkten.
Fazit: Die Latte liegt hoch und es bleibt zu hoffen, dass sich die Ambitionen, die die Vereinsführung mit diesem Trainerwechsel verbindet, in der nächsten Saison erfüllen.
Das Schlusswort bei diesem Trainer-Drama gehört Bert Brecht, der mit erstaunlichem Weitblick in seinem Gegenlied zu „Von der Freundlichkeit der Welt“ offensichtlich viel Verständnis für die Entscheidung und die Courage der Vereinsführung aufbringt.
Soll das heißen, daß wir uns bescheiden
Und „so ist es und so bleibt es“ sagen sollen?
Und die Becher sehend, lieber Dürste leiden
Nach den leeren greifen sollen, nicht den vollen?
Besser scheint ’s uns doch, aufzubegehren
Und auf keine kleinste Freude zu verzichten
Und die Leidenstifter kräftig abzuwehren
Und die Welt uns endlich häuslich einzurichten!
Wohin führt der Augsburger Weg in der kommenden Saison? – Foto: Udo Legner